Wochenend-Meinung Bipontina in der Karlskirche: Es wäre ideal

Ein Ort der Kultur ist die Karlskirche ohnehin.
Ein Ort der Kultur ist die Karlskirche ohnehin.

Es hätte so viel Charme: die historische Karlskirche zur historischen Bibliothek zu machen, indem man die alten, wertvollen Bücher der Bibliotheca Bipontina dorthin bringt, wenn sie gereinigt, restauriert und konserviert wurden. Die Idee der Stadträtin Elisabeth Metzger ist wirklich gut, zumal das Kirchengebäude ohnehin verkauft werden soll. Die Jahrhunderte alten bibliothekarischen Schätze, die nicht mehr ins Helmholtz-Gymnasium zurückkehren können, stünden in einem passenden Ambiente mitten in der Stadt. Eine Win-Win-Situation, wie es Neudeutsch heißt.

Man kann nur hoffen, dass das Landesbibliothekszentrum Koblenz bald nach Zweibrücken kommt und die Karlskirche in Augenschein nimmt. Bisher wusste die Leiterin gar nichts von dem Vorschlag. Es wäre wirklich zu schön, wenn die Koblenzer grünes Licht geben würden für die Rückkehr der wertvollen Handschriften, Folianten und anderen Druck-Erzeugnisse in die Karlskirche. Sie ist benannt nach König Karl XII. von Schweden, Herzog von Pfalz-Zweibrücken (1682–1718). Aus Herzogszeiten stammen auch viele der alten Bipontina-Bücher. Form (Kirche) und Inhalt (Bibliothek) würden also hervorragend harmonieren.

Vielleicht sind andere da ja kreativer, aber mir fallen ehrlich gesagt nicht allzu viele Möglichkeiten ein, wie man ein leerstehendes Gotteshaus sonst noch nutzen könnte. Okay, in anderen Städten kommen da zuweilen Tanz-Clubs oder Kneipen rein. Aber in Zweibrücken ist das doch eher unwahrscheinlich. Außerdem würden sich die Nachbarn bedanken.

Die alten Schriften brauchen ein gutes Raumklima, nicht zu feucht und nicht zu trocken, sie mögen’s eher dunkel, direkte Sonneneinstrahlung tut ihnen nicht gut. Das müsste hinzukriegen sein hinter den dicken Mauern der Karlskirche. Zur Aufbewahrung kommen die Bücher in Schutzkassetten, Schuber und Mappen aus konservatorisch unbedenklichem Material, das unter anderem säurefrei sein muss. Man muss einiges beachten, aber unmöglich ist es nicht.

Barrierefrei ist die Karlskirche derzeit zwar noch nicht. Aber es gäbe ja die Möglichkeit, endlich den Aufzug einzubauen, für den es 2008 sogar schon einen Plan-Entwurf gab.

(Hinweis: in der ursprünglichen Version dieses Beitrags hatten wir die Restaurierung und Reinigung der Bücher in Speyer verortet. Richtig ist jedoch, dass die Bipontina-Bände sich zurzeit bei der Firma Schempp in Kornwestheim bei Stuttgart befinden. Das ist ein Fachdienstleister, der auf die Bestandserhaltung von Archiven spezialisiert ist.)

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