Zweibrücken Ausstellung: Jüdisches Leben in 16 Episoden

Zeugen jüdischen Lebens: die Ruine der Wernerkapelle in Bacharach, die angeblich an einen Ritualmord erinnert, der zu Judenverfo
Zeugen jüdischen Lebens: die Ruine der Wernerkapelle in Bacharach, die angeblich an einen Ritualmord erinnert, der zu Judenverfolgungen am Rhein führte.

Viel zu viel Faktenwissen, um alles zu erfassen: m Donnerstag um 19 Uhr wird im Foyer des Zweibrücker Helmholtz-Gymnasium die Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben – Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“ eröffnet. Ein Kapitel verblüfft.

Niemand erwartet eine landesweite Wanderausstellung mit Originalen, aber die 16 großen Aufsteller (neudeutsch: Roll Ups) mit vielen Fotos und noch mehr Textmaterial kommen schon sehr nüchtern daher.

Während es das Zweibrücker Stadtmuseum 2017 schaffte, in seiner Roll-Up-Wanderausstellung zu Luther und der Reformation nur ein bis zwei wichtige Fakten mit wenigen einprägsamen Worten und meistens nur einem großen Bild auf den Aufsteller zu bringen, versuchte das Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz, das die Schau konzipierte, so viel Wissen wie möglich unterzubringen, vielleicht, um die Vielfältigkeit des jüdischen Lebens zu dokumentieren und Punkte anzusprechen, die man nicht auf dem Schirm hat - an sich eine gute Idee.

Man erfährt, dass es auf dem Land selbst im Mittelalter so gut wie keine Juden gab, und sich die jüdischen Gemeinden (Kehillot) auf die großen Städte Speyer, Worms und Mainz konzentrierten, weshalb man von Kehillot Schum (nach den Anfangsbuchstaben) spricht. Dass es auch im Mittelalter schon Judenverfolgungen gab, mag vielleicht überraschen.

Das Wesentliche auf den restlichen Tafeln sind die Überbleibsel von jüdischen Gebäuden und Utensilien durch die Jahrhunderte, ab Ende des 19. Jahrhunderts auch Fotos aus dem jüdischen Leben. Da meistens sechs oder mehr kleinere Fotos auf ein Roll Up gepackt wurden, bekommt man aber keine Ahnung davon, was wirklich wichtig ist. Aufschlussreicher sind da die beiden Tafeln über Personen (Rabbiner und Gelehrte, Kunst Literatur und Wissenschaft) – und ein Kapitel, das es wohl nur in Rheinland-Pfalz gibt: „Juden und der Wein“. Wie die Juden Wein herstellen und wann sie ihn trinken konnten, dürfte wohl vielen Pfälzern unbekannt sein.

Erwartungsgemäß kommt Zweibrücken nicht vor (dort lebten/leben nur wenige Juden), aber die Fürsten von Pfalz-Zweibrücken werden erwähnt, weil sie sich „gezielt jüdischer Geschäftspartner und Vertrauenspersonen bedienten“, wie im Kapitel über die frühe Neuzeit zu erfahren ist.

Örtlicher Veranstalter der Ausstellung ist übrigens nicht das Helmholtz-Gymnasium, sondern die Bibliotheca Bipontina, die in ihren Räumen aber keinen Platz hat – dort läuft noch bis 15. Oktober die Ausstellung zur Päpstin Johanna.

Ausstellung

„1700 Jahre jüdisches Leben – Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“, Zweibrücken, Helmholtz-Gymnasium, Foyer, Bleicherstraße 3, bis 8. Oktober, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 7-16 Uhr, Freitag 7-13 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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