Zweibrücken Auf den Spuren von „The Boss“

Zweibrücken. Thorsten Lahm hat sich als Fußballer einen Namen gemacht, spielte bis in der Bundesliga. Nun ist der Bruce-Springsteen-Fan dabei, als Trainer durchzustarten. In der kommenden Saison übernimmt der 47-Jährige aus Zweibrücken den Oberligisten FSV Jägersburg.
Die Kurve von deutschem Stadion-Sport zu amerikanischem Stadion-Rock bekommt man vielleicht über die Spitznamen von Vorzeigefiguren: Sepp Herberger wurde von seinen Spielern „der Chef“ genannt, und der Grammy-Preisträger Bruce Springsteen ist als „The Boss“ unterwegs. Dass Thorsten Lahm im heimischen Wohnzimmer ein Riesenposter vom legendären Nationaltrainer hängen hat, darf man bezweifeln – auch wenn er als ehemaliger Lauterer U15-Coach ebenso einen engen Bezug zu FCK-Spielern hatte wie Herberger. Tonträger mit Springsteen-Titeln hat der 47-Jährige aber zuhauf. Lahm war schon öfter in den Staaten, um sich Konzerte von Bruce Springsteen und seiner E Street Band anzuschauen. „Ich habe mir im Alter von 16 Jahren ein Idol gesucht, das nicht aus dem Fußballbereich kam“, sagt Lahm. Mittlerweile sei Bruce Springsteen „schon ein alter Sack“. Lahm hat schöne Erinnerungen an Konzertbesuche. Unter anderem sei mal ein Foto gemacht worden, auf dem der Rockmusiker Lahms Sohn Nicolas auf dem Arm hält. Zum Gespräch mit der RHEINPFALZ erscheint der ehemalige Profifußballer mit einem zugepflasterten Zeigefinger und sagt kurz erklärend: „Die Brotmaschine.“ Der regelmäßige Umgang mit anderen Fußballspielern ist mindestens genauso verletzungsträchtig, Lahm weiß das seit mittlerweile vier Jahrzehnten. Über die Höhepunkte seiner aktiven Karriere hat er schon öfter für Zeitungsartikel Auskunft gegeben. Aus Lahms Zeit beim FC 08 Homburg datieren Einsätze in der Ersten und Zweiten Bundesliga, in der Regionalliga und in der Oberliga. Außerdem trug er die Trikots des SV Edenkoben, Borussia Neunkirchen und des SC Norderstedt. „Ich war immer mit Leidenschaft dabei“, sagt er. Den Gedanken, selbst Fußballmannschaften zu trainieren, habe er zu seiner aktiven Zeit gar nicht gehabt. „Coach war eigentlich nicht mein Ding“, erzählt Lahm. Er machte erst relativ spät den Trainerschein. Dafür, dass der Schritt eher zögerlich erfolgte, war er aber ganz schön raumgreifend. Lahms erste Trainerstationen waren der TuS Leimen, der TSC Zweibrücken und der VfB Waldmohr. Mit den erwähnten FCK-Junioren holte er die Regionalliga-Meisterschaft. Sein aktuelles Engagement bei der zweiten Mannschaft des FSV Jägersburg wird womöglich mit einem Aufstieg enden. Die Mannschaft führt derzeit die Landesliga Ost souverän an und hat die Verbandsliga Nordost fest im Visier. Für den Trainer Lahm geht es allerdings ohnehin auf einer höheren Etage weiter. In der neuen Saison übernimmt er die erste Jägersburger Mannschaft, die unter ihrem langjährigen Trainer Marco Emich derzeit in der Oberliga um Punkte für den Klassenerhalt kämpft. „Wir vertreten eine ähnliche Trainerphilosophie, ich muss das Rad nicht neu erfinden“, sagt Lahm. Veränderungen sieht er vor allem in den Bereichen Taktik und Spieleransprache. Er freut sich auf die neue Aufgabe, auch wenn sie mit mehr Zeitaufwand verbunden ist. Lahm, der im Zentraleinkauf der Homburger Universitätskliniken beschäftigt ist, muss unter anderem mehr Spiele der Konkurrenz beobachten. Der Vater eines 19-Jährigen („Nicolas hat gerade Abitur gemacht, fährt erstmal für ein Jahr nach Neuseeland. Ich hätte mich das in dem Alter nicht getraut“) ist aber sicher, dass er unter der Woche „fußballlose Freizeit“ haben wird. Die will er nicht zuletzt fürs Joggen nutzen. Denn der Ex-Profi sieht sich ein Stück von seinem Idealgewicht entfernt. Das will er ändern. „Süßigkeiten vorm Fernseher sind dann kein Thema mehr“, sagt er. Genauso verkneifen werde er sich für eine Weile die Sonntagsbratenstücke bei Vater Reiner: „Ich nehm` mir dann etwas Eigenes mit zu ihm.“ Sepp Herberger wäre Ende März 120 Jahre alt geworden, im September macht Springsteen die 68 voll. Thorsten Lahm wird sich in der Zeit dazwischen an seine neue Aufgabe gewöhnen und dem Oberligateam des FSV Jägersburg seine Ideen aufdrücken. Und von den aktuell 93 Kilogramm Lebendgewicht dürften bis zum „The-Boss“-Geburtstag auch ein paar durchs Joggen abtrainiert sein.