Zweibrücken Amelies Gänsehaut-Moment

«LEVERKUSEN.» „Ich habe mir die Schlusssekunden bestimmt schon 15-mal angeschaut, danach immer wieder die Medaille – und kann es fast immer noch nicht glauben“, freut sich die Zweibrückerin Amelie Berger über ihren ersten Deutschen-Meister-Titel. Mit den A-Juniorinnen des TSV Bayer 04 Leverkusen sicherte sie sich die Meisterschaft nach einem Handball-Krimi: Mit 31:30 nach Siebenmeterwerfen setzte sich Leverkusen beim Buxtehuder SV durch und entthronte den Titelverteidiger in eigener Halle.
Berger, längst in der ersten Leverkusener Damen-Mannschaft in der Bundesliga aktiv, war vor etwa fünf Wochen gefragt worden, ob sie im Finale um die deutsche Meisterschaft in der A-Jugend spielt. Das habe sie unbedingt gewollt, sagt Berger, deren Jugendzeit jetzt zu Ende geht. Zweimal hatte sie davor mit Leverkusen schon um die deutsche Meisterschaft gespielt, zweimal war sie gescheitert: jeweils am Buxtehuder SV. „Meine Glückszahl ist die Drei. Deshalb hatte ich schon früh das Gefühl, dass es was werden könnte“, sagt die 18-Jährige aber. Ausgerechnet in der Höhle des Löwen, in Buxtehude, wurde gespielt. Schon das Halbfinale des Final-Four-Turniers gegen die HSG Blomberg-Lippe verlief spannend. Blomberg war als heißer Titelanwärter angereist. Körperlich sehr hart habe die HSG gespielt, sagt Berger. Mit 24:22 setzten sich die Leverkusenerinnen durch. „Und danach wussten wir irgendwie, dass wir dieses Jahr dran sind“, sagt die Linkshänderin, die beim SV 64 Zweibrücken das Handballspielen lernte. Entscheidend sei gewesen, dass Leverkusen mit Lisa Fahnenbruck eine bärenstark haltende Torhüterin hatte, „und wir haben sehr gut verteidigt“, sagt Berger. Der Gewinn der Meisterschaft „ist einfach ein Beweis dafür, dass man als Mannschaft alles erreichen kann. Egal wie viele besonders gute Einzelspielerinnen auf der anderen Seite stehen“, machte sie im Mannschaftsgeist ein großes Plus aus. Berger hatte am Freitag, bevor sie in den Teambus nach Buxtehude gestiegen war, noch ihre mündliche Abiturprüfung im Fach Erdkunde absolviert. „War gut“, sagte sie zum schulischen Start in ein Wochenende, das abgerundet wurde durch den bisher größten Erfolg in ihrer Handballkarriere. Das Finale war dann „deutlich weniger hart geführt, eher von spielerischen Akzenten geprägt“, fand sie. Mitte der zweiten Hälfte sah Leverkusen vor 1000 Handballfans – die meisten drückten Buxtehude die Daumen – fast schon wie der Deutsche Meister aus. Mit 24:20 führte der TSV. Aber Buxtehude kämpfte sich zurück, ging mit 22:21 in Führung, ehe Annika Lott eine Sekunde vor dem Abpfiff den Ausgleich erzielte und so Leverkusen in die Verlängerung brachte. Die endete 25:25, das Siebenmeterwerfen musste die Entscheidung bringen. Den Strafwurf zum 27:25 für Leverkusen verwandelte Berger. 30:30: Die TSV-Torfrau hielt, und Leverkusen nutzte den entscheidenden Strafwurf zum umjubelten 31:30-Erfolg. „Ein Gänsehaut-Moment“, sagt Berger. Die Handballerin startet morgen mit der Athletikvorbereitung in der Sächsischen Schweiz gemeinsam mit der deutschen U20-Nationalmannschaft in die Vorbereitung auf die am 1. Juli startende Weltmeisterschaft. Oberhaching, das französische Amiens und Ismaning sind dann die weiteren Vorbereitungsstationen.