Zweibrücken Zweibrücker Campus: Stipendiaten berichten

41079539.jpg
Ein Stipendium ist für viele Abiturienten ein Traum.

Die Hochschule Kaiserslautern hat Anfang Dezember 42 Deutschland-Stipendien vergeben − 15 davon an die Zweibrücker Hochschule. Die Voraussetzungen für die Bewerber waren hoch. Eine Jury musste überzeugt werden. Vier Stipendiaten vom Zweibrücker Campus gaben der RHEINPFALZ einen Einblick.

Einer der Stipendiaten ist Torben Dury. Der 1997 geborene Pirmasenser machte 2017 sein Abitur am dortigen Hugo-Ball-Gymnasium. Um sich ein Auto leisten zu können, sei er arbeiten gegangen, erzählt er. Zweibrücker Hochschul-Studenten bekommen kein Semesterticket, da es kein Abkommen mit den saarländischen Verkehrsbetrieben gibt. So pendelt Dury täglich mit dem Auto nach Zweibrücken. Er lebt weiter in Pirmasens.

"Humanmediziner für Computer"

Der 21-Jährige ist zurzeit im dritten Semester seines Bachelor-Studiums Angewandte Informatik. „Was das bedeutet, hab’ ich meinem Opa so erklärt: Ein Computer weiß nur, wie Schach funktioniert, weil ihm das jemand beigebracht hat. Und er ist ungefähr aufgebaut wie ein menschlicher Körper. Es gibt ein Herz, das Mainboard, und ein Gehirn in Form der Leiter und Verbindungen. Nur wenn die logischen Bausteine richtig verknüpft sind und alles funktioniert, kann er richtig Schach spielen. Ich bin also so was wie ein Humanmediziner für Computer“, stellt er mit einem Grinsen fest. Schon in einem Schulprojekt habe er mal beim ZDF in Mainz reingeschnuppert und in der Oberstufe dann Informatik als Wahlfach belegt. So sei er letztlich zum Studium gekommen, erläutert Dury, der in seiner Freizeit auch Musik produziert. Ob er seinen Master in Zweibrücken machen wird, sei noch offen. Konkrete Vorstellungen, wo es beruflich hingehen soll, hat er aber: entweder in die Software-Entwicklung- oder ins -Engineering. Seine Freundin lebe in Hamburg, ortsgebunden sei er also nicht. „Ich könnte mir auch vorstellen, später im Ausland zu arbeiten.“ Aber auch zum Software-Unternehmen aus St. Ingbert, das Durys Stipendium fördert, hat er Kontakt. Sein Tipp an unentschlossene Abiturienten: „Das Wichtigste ist, dass einem das Studium Spaß macht.“ Beim Tag des offenen Campus könne man sich dahingehend schon mal einen guten Überblick verschaffen.

Einsatz in verschiedenen Abteilungen beim Dualen Studium

Hochschul-Stipendiat Niklas Pallien ist 19 Jahre alt und kommt aus Bitburg. Vergangenes Jahr hat er sein Abitur gemacht. In der Zwischenzeit habe er in einer Fabrik in seinem Heimatort Dudeldorf im Eifelkreis gearbeitet, erzählt er. Nun absolviert er seit Oktober ein Duales Studium in Finanzdienstleistungen an der Zweibrücker Hochschule. Das bedeutet, er studiert abwechselnd einen Monat an der Hochschule und arbeitet dann einen Monat bei seiner Ausbildungsstelle, der Kreissparkasse Bitburg-Prüm. Dort wird er in verschiedenen Abteilungen eingesetzt und lernt so jeden Geschäftsbereich kennen. „Geld, Aktienmärkte und Wirtschaft haben mich schon immer interessiert“, erklärt er. „Mein Studiengang fasst das alles ganz gut zusammen.“ Seit vier Jahren stehe er jeden Samstag um 5 Uhr auf, und arbeite bis 10 Uhr. „So hat sich ein Gefühl für den Umgang mit Geld und auch mein Interesse für Finanzen – und alles was damit zusammenhängt – entwickelt.“ Für Zweibrücken habe er sich vor allem wegen der modernen Hochschule und der Nähe zu seiner Heimat entschieden. Jedes Wochenende fahre er heim. „Das ehrenamtliche Engagement in meiner Gemeinde ist mir sehr wichtig“, betont Pallien. Zum einen sei er Vorstandsmitglied im Sportverein, wo er die Abteilung Tischtennis leite. Zum anderen spiele er seit fast zehn Jahren Saxofon − seit Längerem auch im örtlichen Musikverein. „Außerdem bin ich mit 19 Jahren nach wie vor Messdiener“, bekennt er mit Stolz. „In einer Gesellschaft ohne Vereine würde ein wichtiger Aspekt gemeinschaftlichen Lebens verloren gehen“, findet er.

Praktika helfen bei Orientierung

Sein Stipendium wird von einem Pirmasenser Unternehmen für Kunststoff-Verarbeitung gefördert. Was die Wahl seiner späteren Arbeitsstelle angeht, wolle er sich, trotz starker Heimatverbundenheit, nicht nur auf den Eifelkreis beschränken, sagt er. Auch ein Auslandssemester sei möglich. „Auf Dauer ganz aus meiner Heimat wegzuziehen, kann ich mir aber nicht vorstellen.“ Sein Tipp an Abiturienten auf Studiumssuche: „Wichtig ist, dass man etwas findet, das einem gefällt. Das Angebot ist heutzutage sehr groß. Da sollte man sich nicht mit etwas rumquälen, was einem keine Freude bereitet. Mein Praktikum hat mir da sehr bei der Orientierung geholfen“, führt Pallien aus.

Wirtschaftsinformatik mit "cooleren Namen"

Eine weitere Deutschland-Stipendiatin ist Salome Schlemer, 23 Jahre, aus München. Sie machte in Bayern ihr Abitur und danach noch ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Sportverein, wo die Stabhochspringerin auch andere Athleten trainierte. „Nach der Schule wusste ich erst mal nicht genau, wo’s hingehen soll. Nach einigem Suchen bin ich dann auf die Zweibrücker Hochschule gestoßen. Vor allem auch, weil hier das Leistungszentrum für Stabhochsprung ist“, erklärt die 23-Jährige. Neben dem Sport beim LAZ engagiert sich die Studentin noch im Allgemeinen Studierenden-Ausschuss der Hochschule und organisiert sogenannte LAN-Partys, auf denen Computerspiele gespielt werden. Schlemer ist gerade im ersten Semester ihres Master-Studiums in Information Management. „Im Grunde ist das Wirtschaftsinformatik mit einem cooleren Namen“, stellt sie mit einem Lachen fest. Insgesamt hat der Master-Studiengang drei Semester. Da sie aber nebenbei noch den Master in Informatik mache, müsse sie vier Semester studieren, erklärt Schlemer. Sie hat bereits den Bachelor in Medieninformatik.

Keine Sorgen über Zukunft

Auf das Studium sei sie per Ausschlussverfahren gekommen. „Ich wollte was Naturwissenschaftliches machen. Geistes- oder Sprachwissenschaften haben mich nicht wirklich interessiert, und Medizin oder Jura auch nicht. So bin ich am Ende hier gelandet“, verrät sie. Ihr Stipendium wird zur Hälfte von einem Software-Unternehmen aus Kaiserslautern finanziert. Die Berufsmöglichkeiten seien in ihrem Bereich aber unglaublich vielfältig, daher wisse sie noch nicht wirklich, wo es nach dem Abschluss hingehe. „Die Firmen nehmen qualifizierte Informatiker ja mit Kusshand. Da mache ich mir keine Sorgen.“ Am liebsten würde sie aber in die Nähe ihrer Familie nach Bayern, gesteht sie. Als Tipp gibt sie Studienanfängern mit: „Knüpft Kontakte und findet Leute, mit denen ihr was unternehmen könnt. Das ist unschätzbar wichtig“, appelliert die gebürtige Münchnerin.

"Wir können im Grunde alles und nix"

Die Zweibrückerin Isabell Theisohn machte 2016 ihr Abitur am Helmholtz-Gymnasium, dann ein dreimonatiges Pflegepraktikum im Krankenhaus. Ihr ursprünglicher Plan sei ein Medizinstudium gewesen, erklärt die 22-jährige Hochschul-Studentin. Letztlich entschied sie sich aber für Angewandte Biomedizin und Pharmawissenschaften an der Hochschule. „Es war da, es war nah, und es war interessant.“ Sie habe sich online beworben und bald die Zusage erhalten. Nun ist sie bereits im fünften von sieben Semestern. Sechs davon bestehen hauptsächlich aus Theorie. Im siebten werden dann Praktika in Unternehmen und Betrieben absolviert. „Am Anfang waren wir etwa 70 Studenten, jetzt sind noch ungefähr 40 übrig“, stellt sie fest. Man müsse breitgefächerte Kenntnisse mitbringen und erlernen. „Wir können im Grunde alles und nix“, gesteht sie mit einem Lachen. „Bio, Chemie, Physik, Pharma, Medizin und Technik. Da ist alles dabei.“

Berufsmessen, Praktika und Eignungstests

Deswegen seien auch die Berufsmöglichkeiten sehr vielfältig. Mit einem abgeschlossenen Bachelor könne man beispielsweise im Labor oder in der Forensik arbeiten, erläutert Theisohn. Sie wolle aber auch noch den Master an der Hochschule machen. Auf die Frage, ob sie später in ihrer Heimat Zweibrücken bleiben möchte oder eher woanders arbeiten will, hat sie auch schon eine Antwort parat: „Es gibt Telefon, Internet und Autos. Ich bin da flexibel.“ Über ihr Stipendium freue sie sich sehr. Jenes ist, wie bei allen Stipendiaten, zur Hälfte vom Bund finanziert. Die andere Hälfte komme in ihrem Fall aus einem Fonds, da es für ihren Studiengang noch keine Unternehmensförderung gebe, führt die angehende Wissenschaftlerin aus. In ihrer Freizeit engagiere sie sich auch ehrenamtlich: „Leistungs- und Rettungsschwimmen, Joggen, Radfahren, Klettern, und nebenbei arbeite ich im Outlet. Da ist der Terminplan voll.“ Unentschlossenen Abiturienten rät sie: „Wenn ihr noch nicht wisst, was ihr machen wollt, geht auf Berufsmessen, macht Praktika oder Online-Eignungstests und fragt eure Freunde und Familie, was sie über eure Talente und Fähigkeiten denken.“ Sie selbst sei beim Tag der offenen Tür auf ihren jetzigen Studiengang aufmerksam geworden, so Theisohn.

Torben Dury
Torben Dury
Niklas Pallien
Niklas Pallien
Salome Schlemer
Salome Schlemer
Isabell Theisohn
Isabell Theisohn
x