Zweibrücken Zweibrücker beim "Ironman": Viel Arbeit für 100 Meter Freude

Oliver Spurzem beim Zieleinlauf vor zwei Jahren.
Oliver Spurzem beim Zieleinlauf vor zwei Jahren.

Oliver Spurzem nimmt am Wochenende zum dritten Mal am legendären Triathlon auf Hawaii teil

«Zweibrücken.» Zum dritten Mal startet Oliver Spurzem von den Wassersportfreunden (Wsf) Zweibrücken am Wochenende beim legendären Ironman Hawaii. Für den 40-Jährigen ist es bereits das elfte Rennen über die Ironman-Distanz. Dennoch ist auch er nicht vor Überraschungen gefeit. Wenn Oliver Spurzem von einem Triathlon erzählt, entfacht er ein glühendes Feuer. Er schwärmt vom Wettkampf, erklärt, dass es sich für ihn, trotz des mehr als neun Stunden andauernden Wettkampfs, mehr um eine mentale Leistung als um eine körperliche Herausforderung handelt. „Die letzten 100 Meter sind für mich ein unglaubliches Erlebnis. Es werden alle Teilnehmer gefeiert“, erzählt der Sportfeldwebel der Bundeswehr, der nach 2014 und 2015 zum dritten Mal in Hawaii startet. 28 bis 30 Grad zeigt das Thermometer schon nachts in Hawaii an, über 40 Grad während des Wettkampfs. Spurzem ist einer von 169 deutschen Männern, die sich für den legendären Ironman, zugleich die Weltmeisterschaft, qualifiziert haben. Darunter ist auch der saarländische Spitzenathlet und Titelverteidiger Jan Frodeno. Mit Platz zehn in seiner Altersklasse bei den Europameisterschaften im Juli in Frankfurt hatte Spurzem das Ticket gelöst. Dabei absolvierte er das Rennen in der neuen persönlichen Rekordzeit von 9:14 Stunden. Bei seinem ersten Ironman in Florida 2010 hatte er noch 10:09 Stunden benötigt: „In Frankfurt war ich auf dem Rad sehr aggressiv. Bis zum Halbmarathon war dann alles in Ordnung, danach habe ich gelitten.“ Einen bitteren Moment erlebte der Zweibrücker bei seinem Hawaii-Debüt 2014. Zu Beginn lief alles nach Plan, dann folgte jedoch ein Reifenplatzer, der ihn viel Zeit gekostet hat: „Hilfe von außen ist verboten, ein Athlet muss das Fahrrad selbst reparieren.“ Deshalb macht sich Spurzem selbst über einen Schaden am Fahrrad Gedanken. Im Zweifel heißt es jedoch, wer sein Rad liebt, der schiebt. „Es gab auch schon Athleten die ihr Fahrrad 20 Kilometer bis zum Wechselpunkt rennend geschoben haben“, erzählt Spurzem. Denn die Regularien besagen, dass jeder Starter nur dann den abschließenden Marathon aufnehmen darf, wenn er samt Fahrrad in die Wechselzone gelangt. In der Vorbereitung trainierte der Sportfeldwebel ein- bis zweimal täglich. Bereits Anfang Oktober ist er zur Akklimatisierung nach Hawaii geflogen. Diesmal ohne Frau und Kind. „Meine Frau ist mehr so der Skandinavientyp“, sagt Spurzem. Auf Hawaii ist es vorrangig das Ziel, sich an die Temperaturen zu gewöhnen. Von Pastapartys vor dem Wettkampf will er nichts wissen. „Man stopft heute nicht mehr Unmengen Nudeln in sich rein“, erklärt er. Die 3,86 Kilometer Schwimmen im Pazifik, der erste Teil des Triathlons, beginnen zumeist als eine Art Kampfsporteinlage, bis sich das Feld halbwegs geordnet hat. „Das ist eine wilde Klopperei“, sagt der 40-jährige Wsf-Akteur. „Ich habe da meinen Spaß daran, da werden Urinstinkte frei“, stellt Spurzem lachend fest. Denn neben einem Hauen und Stechen um Positionen werden gerade die unerfahrenen Akteure einfach überschwommen. Das bedeutet, ein Athlet schwimmt über den anderen – und drückt diesen somit unter Wasser. Nach dem Wasserwettkampf geht es dann mit 180 Kilometern Radfahren weiter. Dabei kommen die als Herzensbrecher bezeichneten Ho`o-Mumuku-Winde auf die Athleten zu. Das sind Seitenwinde mit bis zu 80 Stundenkilometern. Windschattenfahren ist dabei selbstverständlich nicht erlaubt und wird von den Kampfrichtern mit Zeitstrafen von fünf Minuten geahndet. „Der Wind dreht sich auch gerne mal. Das heißt, vor dem Wendepunkt hat man Gegenwind, bei der Rückfahrt dann aber auch wieder“, berichtet Spurzem. Und dann wäre da ja noch die Stärke Spurzems zum krönenden Abschluss: 3:07 Stunden war seine beste Zeit bei einem Marathon innerhalb eines Ironmans. Damit lief er innerhalb eines Ausdauer-Dreikampfs eine schnellere Zeit über die 42,195-Kilometer-Distanz als eine Vielzahl von ambitionierten Hobbyläufern das in einem reinen Marathon-Lauf schaffen. „Die letzten 20 Kilometer sind eine Quälerei, ab dem 30. Kilometer wird es eine ganz harte Nummer“, sagt Spurzem, der sich im kommenden Jahr auf die halb so lange Mitteldistanz konzentrieren will, um an seiner Grundschnelligkeit zu arbeiten. Und dann sind da zum Schluss die letzten 100 Meter – das unbeschreibliche Erlebnis – wofür Oliver Spurzem mehr als neun Stunden arbeitet.

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