Zweibrücken Zweibrücken: Stadt verzichtet auf Glyphosat

Der UBZ bekämpft Unkraut auf größeren Flächen mit einem kochenden Schaum aus Zucker und einer Mischung aus Kokosnuss- und Palmöl
Der UBZ bekämpft Unkraut auf größeren Flächen mit einem kochenden Schaum aus Zucker und einer Mischung aus Kokosnuss- und Palmöl, mit Wasser verdünnt. Der Schaum wird auch im Rosengarten verwendet, ohne die Pflanzen zu schädigen. Die Aufnahme entstand im Juli auf dem Schlossplatz.

Weder der Umwelt- und Servicebetrieb (UBZ) noch die Gewobau nutzen Glyphosat, um Unkraut auf den von ihnen gepflegten Grün- und Freiflächen zu vernichten.

„Seit mindestens fünf Jahren spritzen wir keine Chemie mehr gegen Schädlinge, Blattläuse oder Unkraut. Früher haben wir Roundup gespritzt. Mitte der 80er Jahre war das gang und gäbe“, sagt Claudia Treitler auf Anfrage. Roundup ist der Handelsname des Unkrautvernichtungsmittels mit dem Wirkstoff Glyphosat. Treitler ist beim UBZ zuständig für die Grünunterhaltung und Chefin der 15 Mitarbeiter, die die Grün- und Freiflächen pflegen. „Jetzt haben wir ein Gerät, das mit heißem Wasser und Schaum funktioniert. Das Gerät erhitzt das Wasser auf 100 Grad, und damit geht man über die Fläche. Der Schaum, ein Zucker-Kokos-Gemisch, hält die Hitze länger. In den ersten Jahren müssen wir damit öfter über die Fläche gehen, später genügt so viermal im Jahr“, berichtet Treitler. Das Unkraut verwelke durch das heiße Wasser und werde dann braun. Tiefwurzelndes Unkraut wie Löwenzahn werde nicht auf Anhieb beseitigt und treibe wieder aus. Deshalb müsse die Methode regelmäßig angewandt werden. Außerdem setzt der UBZ Abflämmgeräte ein, mit denen das Unkraut verbrannt wird.

Höherer Zeitaufwand

Treitler: „Es sieht natürlich nicht mehr aus wie geleckt. Früher ist man einmal mit der chemischen Keule drübergegangen, dann war Ruhe. Der Zeitaufwand ist jetzt viel höher, und man muss die Ansprüche an die Ästhetik runterschrauben. Ich persönlich finde das nicht schlimm.“ Der UBZ pflegt die Grünanlagen in der Innenstadt, die Kreisel, die Friedhöfe, die Fasanerie und den Rosengarten. „Bei den Prestigeobjekten der Stadt wie dem Rosengarten muss es natürlich optisch ansprechend aussehen. Aber auch dort ist alles biologisch, da wird nichts gespritzt“, versichert Treitler.

Rosengarten seit zehn Jahren pestizidfrei

Heiko Hübscher ist Chefgärtner im Rosengarten und pflegt diesen seit mehr als zehn Jahren „pestizidfrei“, wie er auf Anfrage sagt, also ohne pflanzliche und tierische Schädlinge chemisch zu vernichten. „2004 ging die Pflege des Gartens an mich über, und da haben wir ein letztes Mal ein Insektizid, ein Insektenbekämpfungsmittel, eingesetzt. Seitdem nicht mehr, auch nicht gegen Blattläuse“, erläutert Hübscher. Was man nun betreibe, sei Nützlingsförderung, also die Förderung natürlicher Gegenspieler, um die Schädlinge in Zaum zu halten. „Euch gehen alle Rosen kaputt“, habe man ihm zu Anfang prophezeit, erinnert sich Hübscher. Nichts dergleichen sei geschehen. Auch den Einsatz von Fungiziden, chemische Mittel zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten, habe man nach und nach von bis zu 14 Anwendungen im Jahr in den 80er Jahren reduziert und seit 2010 gar nicht mehr verwendet. Hübscher: „Wir setzen auf Rosen-Neuheiten, die widerstandsfähig gegen Pilze sind.“

Unkraut wird gejätet

Auch Herbizide, Mittel, die Unkräuter chemisch abtöten, kommen laut Hübscher nicht mehr zum Einsatz. Stattdessen werde das Unkraut von zwei Mitarbeitern gejätet. Und dort, wo die Besucher laufen, wachse sowieso kein Unkraut mehr. Auch im eigenen Hausgarten könne man jäten. Hübscher: „Das ist zumutbar.“ Unkraut jäten gehört ebenfalls zu den Tätigkeiten der Gewobau-Gärtner. Die Gesellschaft für Wohnen und Bauen (Gewobau) pflegt die Grünanlagen, Gehwege und Treppen vor den Häusern, die sie vermietet. Mit Hacke oder Hand jäten die Gewobau-Gärtner aber nur auf Spielplätzen, wie Andreas Thomas, Leiter des Regiebetriebs, auf Anfrage mitteilt. Er hat die Handwerkerabteilung und die Gärtner unter sich – drei an der Zahl plus Springer. „Ansonsten verwenden wir für die Außenanlagen einen Reiniger auf Sauerstoffbasis. Da sind auch chemische Zusätze drin, aber nur zulässige“, erklärt Thomas. Gerade auf Gehwegen und Treppen müssten Moos und Algen beseitigt werden, damit niemand ausrutscht.

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