Zweibrücken Zweibrücken: Staatsanwältin mit Leib und Seele

Nur Akten wälzen und verwalten? Nein danke, sagt Iris Weingardt.
Nur Akten wälzen und verwalten? Nein danke, sagt Iris Weingardt.

Iris Weingardt leitet die Zweibrücker Staatsanwaltschaft. Die Polizistentochter steckt die Nase gerne in interessante Fälle

Also ist sie „Staatsanwältin mit Leib und Seele“, wie sie sagt, eine, die auch als Behördenleiterin die Nase in interessante Fälle steckt. Nur noch Akten wälzen und verwalten, das käme für die Saarländerin nicht in Frage. „Ich will mit Menschen zu tun haben, fand ihre verschiedenen Charaktere schon immer extrem interessant.“ Die Staatsanwaltschaft sei ihre erste Pflichtstation gewesen, „und da habe ich gleich Blut geleckt“. Michael Schubert, später Richter, habe sie als Staatsanwalt mitgenommen zu Vernehmungen, und das Ermitteln, das Gestalten der Verfahren habe sie elektrisiert. Die Psyche der Menschen übe eine Faszination auf sie aus, sagt sie. Einen Hang zur Rechtspsychologie habe sie ohnehin, im Studium habe sie aber auch öfter normale Psychologie-Vorlesungen besucht. Jedenfalls war nach sechs Monaten bei der Staatsanwaltschaft klar: „Das ist genau mein Ding.“

Schätzt Teamarbeit

Der stete Austausch mit anderen ist ihr wichtig, und so „schätze ich auch als Behördenleiterin die Teamarbeit“. Sie bespreche gerne die Verfahren mit Kollegen, diktiere nicht von oben, was zu geschehen hat. Dass sie mal der Zweibrücker Staatsanwaltschaft vorsteht, habe sie nicht auf dem Schirm gehabt. Sie sei eigentlich kein Karriere-Typ mit ausgefahrenen Ellbogen. Das sei aber auch nicht nötig gewesen. „Man hat mich gefragt – und dazu prügeln musste man mich dann auch nicht“, sagt die mit saarländischem Mutterwitz ausgestattete 53-Jährige. Dazu möge sie die Zweibrücker Staatsanwaltschaft und die dort arbeitenden Menschen zu gerne. Und wieder fällt das Wort gestalten: Mit den Kollegen zusammen wolle sie etwas gestalten, verbessern, vorantreiben. Dass sie gerne allem nachspürt, den Dingen auf den Grund geht, zusammenträgt, recherchiert, kombiniert und schließlich ihre Schlüsse zieht, wurde ihr wohl vom Vater in die Wiege gelegt: Er war Polizeidienststellenleiter im Saarland. Wäre dann Kommissarin nichts für sie gewesen? „Auch ein interessanter Beruf. Aber als Staatsanwältin kann ich viel mehr gestalten, da ermittle ich nicht nur, sondern gebe vor, in welche Richtung ermittelt wird.“ Mit der Polizei in Kontakt steht sie von Berufs wegen häufig. Allerdings nicht am Tatort oder in der Gerichtsmedizin, wie in Fernsehkrimis zu sehen, sondern eher am Telefon. Die Zusammenarbeit mit der hiesigen Polizei sei „uneingeschränkt gut“. Was nicht bedeute, dass nie etwas schief laufe oder man immer einer Meinung sei. „Man kann aber mit allen vernünftig reden – und das ist sehr wichtig.“

Verfahren, die einen bis ans Lebensende begleiten

Als Staatsanwältin, sagt Iris Weingardt, erlebe man Verfahren, „die einem bis ans Lebensende nachgehen“. Der Fall Rohrbacher gehöre nicht dazu. Sie hatte einen Serben vor Gericht gebracht, der im dringenden Verdacht stand, 2015 den Zweibrücker Juwelier Rohrbacher überfallen zu haben (wir berichteten). Video-Aufzeichnungen, Bilder und ein Fingerabdruck hätten sie überzeugt, dass der Mann der Täter war. Gleichwohl habe sie schon vor Prozessbeginn vermutet, dass er freigesprochen wird, da die Beweismittel nicht ausreichten. Er wurde dann auch freigesprochen. „Damit kann ich aber leben“, sagt Iris Weingardt. Das Gericht entscheide oft nicht im Sinne der Staatsanwaltschaft. Die Anklage „aus voller Überzeugung“ sei trotzdem wichtig. Gestalten heißt nicht gewinnen.

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