Zweibrücken Zweibrücken: Kein Pflege-Notstand zu erwarten

In Zweibrücken soll die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2035 um rund ein Viertel steigen.
In Zweibrücken soll die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2035 um rund ein Viertel steigen.

Die Deutschen werden immer älter, es wird mehr Pflegebedürftige geben. 2035 wird ihre Zahl in Rheinland-Pfalz um 39 Prozent steigen. Die Stadt und die Träger der beiden Seniorenheime vor Ort sind sich einig: Akuter Handlungsbedarf besteht in Zweibrücken nicht – auch wegen des Neubaus einer weiteren Pflegeeinrichtung.

Die Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen das Problem auf: 39 Prozent mehr Pflegebedürftige in Rheinland-Pfalz bis 2035, bis 2060 sogar 89 Prozent mehr Menschen, die auf fremde Hilfe im Alter angewiesen sind. Also fast doppelt so viele. Die Menschen werden älter, die Lebenserwartung steigt. Und deshalb sind den Landes-Statistikern zufolge auch immer mehr Menschen auf Pflege angewiesen. Laut den Prognosen werden 8400 Pflegeplätze bis 2035 fehlen, dazu fehlen aktuell auch noch 1900 Pflegekräfte. Bis 2035 werden es laut Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) bereits 2900 sein. (Die RHEINPFALZ berichtete am 8. November).

Zweibrücken deutlich unter dem Schnitt

Diese Zahlen zeigen, dass im Land zumindest mittelfristig gehandelt werden muss. Doch wie sieht es vor Ort aus? Aus der Analyse „Rheinland-Pfalz 2060: Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Pflegebedarf“ geht hervor: Zweibrücken liegt deutlich unter dem Schnitt. In knapp 20 Jahren soll es in der Rosenstadt 23,3 Prozent mehr Pflegebedürftige geben, 2060 rund 50 Prozent mehr. Zum Vergleich: Spitzenreiter unter den Städten in der Pfalz sind Landau und Speyer. Dort liegen die prognostizierten Zahlen gerundet doppelt so hoch. Von den Pflegebedürftigen in Zweibrücken wird laut dem Land aktuell je rund ein Viertel ambulant oder stationär versorgt, die andere Hälfte wird von Angehörigen gepflegt, die Pflegegeld erhalten. Das führt zur Frage: Wie werden sich die Heimplätze entwickeln, gibt es genügend in der Rosenstadt? Die Antwort: Ja und Nein – je nachdem, wessen Prognose sich als richtig erweist. Denn hier liegen Stadt und Land auseinander.

Mangel bis 2035 fast ausgeglichen

Im Jahr 2015, auf dem die Berechnungen des Landes basieren, gab es in Zweibrücken weniger als 100 freie Plätze in der stationären Pflege. Im Jahr 2035 dreht sich dies den Statistikern zufolge: Es wird in der Rosenstadt zu wenige geben, die Zahl liege aber wiederum unter 100. Das geplante Pflegeheim des Diakoniezentrums Pirmasens in der Canada-Siedlung ist nicht in den Berechnungen enthalten. Dort sollen 80 stationäre Pflegeplätze und ein Mehrfamilienhaus für betreutes Wohnen entstehen. Baubeginn: 2018. Damit wäre der Mangel bis 2035 nach den Zahlen des Landes fast ausgeglichen. Die Stadt sieht das aber nicht ganz so. „Das Sozialamt geht davon aus, dass uns 60 bis 70 stationäre Plätze bis 2035 fehlen werden“, sagt Pressesprecher Heinz Braun – trotz des Neubaus. Die Stadt wäre vor diesem Hintergrund einer künftigen Aufstockung der Pflegeplätze prinzipiell nicht abgeneigt. „Das hängt aber von den privaten und kirchlichen Anbietern ab.“ Dringenden Handlungsbedarf sehe die Stadt nicht.

Entwicklung im Auge behalten

Abgesehen von dem noch nicht gebauten gibt es zwei Pflegeheime in der Rosenstadt. Das Johann-Hinrich-Wichern-Haus (JHWH) mit 143 stationären Pflegeplätzen wird vom Landesverein für Innere Mission (LVIM) in der Pfalz betrieben, das Seniorenhaus am Rosengarten bietet 146 Menschen Platz. Betreiber ist die Arbeiterwohlfahrt Pfalz (Awo). Beide Träger sehen vorerst keine Notwendigkeit, mehr stationäre Pflegeplätze in Zweibrücken zu schaffen. Durch den Neubau des Diakoniezentrums sei der voraussichtliche Bedarf gedeckt, teilt die Pressestelle des LVIM mit. Die Entwicklung werde aber im Auge behalten. Die Pflegeplätze der Awo sollen konstant bleiben, heißt es aus der Pressestelle. Investiert wird trotzdem: Das JHWH wird 2018 renoviert, das Haus am Rosengarten zurzeit um einen Anbau mit Gemeinschaftsräumen erweitert (wir berichteten zuletzt am 21. Oktober). Die Awo plant, den ambulanten Sektor und die Tagespflege im kommenden Jahr zu erweitern: Eine Sozialstation sowie eine Tagespflegeeinrichtung sollen kommen. Der LVIM setzt „konsequent auf Pflegeausbildung“, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Aktuell werden laut Pressestelle 20 Menschen im JHWH ausgebildet.

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