Zweibrücken Zur Sache: Das SWR-Orchester geht auch ins Seniorenheim

Das SWR-Sinfonieorchester gastiert bei seiner Tour auch in Altenheimen, wie am Montag im Zweibrücker Awo-Heim. Fünf Streicherinnen und eine Oboistin spielten Werke vom Barock bis zur Moderne, oft in eigenen Bearbeitungen. Das Programm war anspruchsvoll, doch die etwa 35 Heimbewohner , die gekommen waren, hörten sehr aufmerksam zu, mit unverkennbarem Interesse. Dabei scheuten die Musikerinnen auch nicht vor krassen Stilkontrasten zurück. Den ersten beiden Sätzen des Oboenkonzerts in A-Dur BWV 1055 von Barockmeister Johann Sebastian Bach stellten sie den vierten Satz aus dem zweiten Streichquartett von Philip Glass (geboren 1937) gegenüber, einem Begründer der Minimal Music. Schöne Formgebung und ein ausgewogenes Klangbild zeichneten die Interpretation von Bachs Oboenkonzert aus, vor allem die klaren, weit gesponnenen Melodiebögen in den warmen, weichen Klängen der Oboe faszinierten. Noch melodiöser war das Oboenthema im langsamen zweiten Satz, dessen inniger Ausdruck durch die warmen Farben in diesem sehr transparenten Klang voll durchscheinender Klarheit noch hervorgehoben wurde. Im Gegensatz dazu bewegte sich der vierte Satz aus dem zweiten Streichquartett von Philip Glass im Spannungsfeld zwischen Statik und Motorik. Den Fluss der schnell vibrierenden Streicher unterbrachen in sich kreisende Motive, die durch ebendiese in der Tonhöhe minimal variierte Bewegung eine sogartige, fast schon hypnotisierende Wirkung heraufbeschworen. Durch das Fehlen einer zielgerichteten Leittonharmonik schien die musikalische Bewegung sich zu verströmen. Auch in einem anderen Werk des 20. Jahrhunderts, der Serenata aus der „Pulcinella“-Suite von Igor Strawinsky (1882-1971), stand die Oboe im Wechsel mit der Violine im Mittelpunkt. Malerisch und melodiös übernahmen diese beiden Instrumente den Part der menschlichen Stimme in diesem Ständchen ohne Worte, das der Held ganz im Stil der italienischen Commedia dell’Arte abends vor dem Fenster seiner Geliebten singt. Ebenfalls für die Oboe geschrieben ist Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791) Quartett F-Dur KV 370. Im Rondo erhielt das Oboenthema vor allem durch die rhythmisch sehr sicher ausgestalteten Umspielungen einen höchst verspielten, neckischen Charakter. Ein bezaubernder Scherz sind die „Forellen“-Variationen des englischen Komponisten und Organisten Sefton Cottom (1928-2011), eine Bearbeitung des bekannten Liedes von Franz Schubert. Mal sprang die Forelle unruhig und mutwillig herum und flirtete, mal schien sie Liebeskummer mit einem Walzertakt bekämpfen zu wollen oder in tiefen, dunklen Celloklängen romantischen Gefühlen nachzuhängen.

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