Zweibrücken Zur Sache: Das neue Homburger Museum für Kalligrafie und Handschrift

Schriftkunst im Großen, ganz plakativ ...
Schriftkunst im Großen, ganz plakativ ...

Das Museum für Schriftkultur und Kalligrafie unter Leitung von Katharina Pieper ist in der ehemaligen Scheune des Gutes Königsbruch in Bruchhof bei Homburg beheimatet. Es wurde Ende Mai eröffnet. Nach dem Einziehen einer Zwischendecke sind in dem früheren Getreidespeicher Ausstellungsräume, ein Archiv, eine Bibliothek mit Workshop und Büros entstanden.

Die Räume sind weitläufig und lichtdurchflutet, Aufteilung und Ausstattung knüpfen an mediterrane Traditionen an, die Nähe zu Frankreich ist nicht nur geografisch spürbar. Im Gewölbekeller befinden sich das Archiv und Ausstellungstische, über einer Zwischendecke in der Galerie ist eine Ausstellung zu sehen. Neben großen Archivschränken mit dem Nachlass von Katharina Piepers Lebensgefährten, dem französischen Schriftkünstler Jean Larcher (1947-2015), stehen zehn Vitrinen im Gewölbekeller. Die erste zeigt verschiedene Tinten und Schreibutensilien. „Hier kann man sehen, mit welchen Materialien man überhaupt arbeiten kann“, meint Pieper. Die zweite Vitrine enthält Schreibwerkzeuge, darunter auch selbst gemachte wie Bambusfedern oder Oboen- und Klarinettenmundstücke. „Das schreibt wie eine Breitfeder, nur größer“, weiß die Expertin. Außerdem werden in dieser Vitrine die wichtigsten Federzüge erklärt. Es gibt eine Vitrine zum Thema Buchobjekte. Ein Rollenbuch, ein Leporello, ein rundes Büchlein sind hier ausgestellt, auch ein Schieferbüchlein mit holzgerahmten Schiefertafeln und einem langen schmalen Graphitgriffel. Spontanes Schmunzeln ruft ein Büchlein aus St. Petersburg mit dem Titel „Die Geheimnisse des Kreml“ hervor, das beim Aufklappen als eine kleine Wodkaflasche enthüllt. Eine andere Vitrine erläutert die Ursprünge unserer Schrift. Arbeiten von Larcher hängen da für sein Buch von 2014, eigene Schriftkreationen und nachempfundene römische Schriften – archaische Kreationen mit ihrer eigenen Ästhetik. Chinesische Tuschen und handgeschnittene Stempel sind zu sehen, die Zubereitung der Tuschen wird erläutert. Pinsel, Tusche, Reibestein und Papier sind die „vier Schätze der Kalligrafie“, wie ein chinesisches Sprichwort besagt. Schreibsets und Pinselständer gehören dazu, eine Wand mit handgeschriebenen Briefumschlägen. Die Sammlung handgeschriebener Briefe an Pieper demonstriert eindrucksvoll die Vielfältigkeit der Handschrift, die in verschiedenen Ländern unterschiedlich ausgeprägt ist. Die Galerie beherbergt Paravents mit Darstellungen zum Thema Wasser und interkulturelle Stücke. Ein Bild zeigt in der Schriftart Rotunde, die für Antiphone benutzt wurde, eine Seite aus einem kirchlichen Gesangbuch mit kalligrafischen Ausschmückungen. Auffallend ist eine Darstellung des Sonnengesangs des Franz von Assisi. Im Mittelpunkt der schmal-länglichen Form steht ein Sonnensymbol als visueller Ausgangspunkt der Schrift, die sich in diversen Formen strahlenförmig auffächert, in schwarzen Lettern auf intensivem gelborange. Ein Leporello mit Texten der mittelalterlichen Komponistin und Ärztin Hildegard von Bingen fällt ins Auge. Das Museum hat eine Bibliothek mit ihren weißen Schieberegalen, die die Ästhetik eines mediterranen Studio Mezzanine aufweist. Fachliteratur und -zeitschriften, auch eigene Skripten und Unterrichtsmaterial sind hier einzusehen, darunter Werke aus Frankreich und Spanien, aus Amerika, Ostasien und dem arabischen Raum. Oft sind es Sachspenden, erläutert Pieper. Es gibt auch ein „Kleines Rezeptbuch der historischen Tinten“ von Nicolaus Equiamicus. All das macht Lust, die Kunst des Schreibens in einem der Workshops selbst zu erkunden. Info —Museum für Kalligrafie und Handschrift der Stiftung Schriftkultur, Homburg, Gut Königsbruch, Am Gutshof 13, geöffnet: sonntags von 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 06841/9889091, E-Mail: stiftung@schriftkultur.eu. —Ausstellung „Begegnung mit Schrift Kalligrafie kennt keine Grenzen“, bis 31. August, Katalog: 100 Seiten, 20 Euro.

... und im Kleinen, wenn das Material gezeigt wird.
... und im Kleinen, wenn das Material gezeigt wird.
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