Kreis Südwestpfalz Zehnjahresplan für historische Altstadt

Für fünf Millionen Euro soll das Alte Rathaus (rechts) an der Marktplatz-Stirnseite renoviert werden.
Für fünf Millionen Euro soll das Alte Rathaus (rechts) an der Marktplatz-Stirnseite renoviert werden.

Einstimmig hat der Stadtrat am Montagabend einen Fahrplan zur Gestaltung der Homburger Altstadt in den kommenden zehn Jahren angenommen. Zwei Ingenieurbüros haben das „integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (Isek)“ ausgearbeitet. Das zwischen 7,5 und neun Millionen Euro schwere Programm sieht unter anderem die Sanierung des Alten Rathauses am Historischen Marktplatz vor.

Dass die Stadt ein solches fachmännisch erstelltes Konzept in der Schublade hat, ist die Voraussetzung für die Förderung des Altstadt-Vorhabens zu zwei Dritteln der Baukosten durch Bund und Land. Aus diesen Quellen werden im Homburger Rathaus für die kommenden zehn Jahre Zuwendungen über insgesamt fünf Millionen Euro erwartet. Das dritte Drittel von immerhin 2,5 Millionen Euro muss die Stadt als Eigenanteil selbst aufbringen. Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (SPD) riet, im nächsten Jahrzehnt dafür je 250 000 Euro pro Jahr fest im Haushalt einzuplanen. „Das saarländische Innenministerium hat uns mitgeteilt, dass wir für unsere schöne Altstadt öffentliche Gelder aus dem Förderprogramm ,Städtebaulicher Denkmalschutz’ bekommen können. Damit wir das kriegen, brauchen wir ein Isek-Konzept.“ Dieses Gutachten wurde von den beiden Ingenieurbüros Isoplan (Saarbrücken) und Mess (Kaiserslautern) gemeinsam ausgearbeitet. Deren Sprecher Karsten Schreiber und Henning Stepper stellten ihre Arbeit während einer Sondersitzung des Stadtrats am Montagabend vor. Stepper vom Büro Mess sprach von einem „roten Faden“, der „städtebaulich und planerisch festlegen“ soll, „was in den nächsten Jahren in der Homburger Altstadt geschehen soll“. Henning Stepper lobte „die Entwicklung, die der Marktplatz in den vergangenen Jahren genommen hat“ – mit Biergärten und Musikveranstaltungen. Gleichwohl gebe es immer noch „Konflikte“: Soll der Marktplatz Treffpunkt und Freizeit-Zone sein oder doch lieber Auto-Parkplatz? Stepper empfahl, Autos künftig in den geplanten Parkdecks im Geschäftshaus „Vauban-Carrée“ in der Talstraße sowie hinter der früheren Hohenburg-Schule abzustellen. Fördergelder, sagte Karsten Schreiber vom Büro Isoplan, winkten für die Sicherung und den Ausbau historischer Gebäude wie etwa der früheren Altstadtkneipe „Storchen“. Das Konzept umfasse aber auch die Umgestaltung von Straßen und Plätzen – unter anderem mit Sitzbänken und Informationstafeln zur Stadtgeschichte. Schwerpunkte würden im Sanierungskonzept auf das Alte Rathaus am Marktplatz, auf den Kirchhof und das frühere Gemeindezentrum an der katholischen Stadtkirche St. Michael und auf die Hohenburg-Schule gelegt. Gut passe es ins Bild, dass die Karlsberg-Brauerei angekündigt habe, ihre älteren Bauwerke in der Karlsbergstraße umzugestalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dass der altstadtnahe La-Baule-Platz bei der Planung noch außen vor bleibt, stieß im Stadtrat auf Skepsis. Ebenso die Frage, was mit dem Hohenburg-Schulgebäude geschehen soll. Dessen Verkauf, wie ihn die Isek-Unterlagen beiläufig erwähnen, sei kein Thema, beteuerte OB Schneidewind auf Nachfrage von Markus Emser (CDU): Im Rathaus werde die Idee verfolgt, die stark sanierungsbedürftige Hohenburg-Schule per Erbbau-Pachtvertrag einem Investor zu überlassen. Dieser solle das Haus auf Vordermann bringen und dann an die Stadt vermieten, die dort ihre Volkshochschule unterbringen möchte. Markus Emser sähe es am liebsten, wenn ins Schulhaus auch noch das Stadtarchiv und ein Siebenpfeiffer-Museum einziehen würden. Der neue CDU-Fraktionschef Stefan Mörsdorf aus Kirrberg kritisierte, dass fünf der 7,5 Millionen Förder-Euro allein fürs Alte Rathaus an der Stirnseite des Marktplatzes ausgegeben werden sollen. Der Kulturbeigeordnete Raimund Konrad aus Schwarzenbach, ebenfalls CDU, äußerte Zweifel an der Idee, den kleinen heutigen Bistro-Raum im Erdgeschoss des Alten Rathauses zum Begegnungszentrum für Bürger und Vereine zu machen – und ein Isek-Projektbetreuer soll dort auch noch sein Büro einrichten: „Gleichzeitig steht die Hohenburg-Schule mit ihren Riesen-Räumen leer.“ Konrad bemängelte zudem, dass die Pläne zur Erschließung des Schlossbergs mit Aufzügen und Besucherzentrum in dem 180 Seiten dicken Isek-Gutachten „zu wenig berücksichtigt“ worden seien. OB Rüdiger Schneidewind warnte die Stadtratsmitglieder davor, sich bereits in dieser frühen Phase „im Klein-Klein zu verlieren. Solange die Hohenburg-Schule nicht saniert ist – und die Stadt allein hat hierfür nicht das Geld – ist es nutzlos, schon über Detailfragen nachzudenken.“ Bauamtsleiter Michael Banowitz legte Wert auf die Feststellung, dass die Anwohner in der Homburger Altstadt für das Sanierungsprojekt nicht zur Kasse gebeten würden. Eigenbeiträge würden höchstens dann fällig, wenn die Stadt Straßen ausbauen lasse – und dies auch nur dann, wenn die Stadtwerke oder Kabel-Dienstleister diese Straßen nicht sowieso schon für ihre Installationsarbeiten aufrissen. Gleichwohl seien private Investitionen von Anliegern in ihre historischen Gebäude ausdrücklich erwünscht – und für solche Vorhaben winkten ja wiederum Fördergelder. „Lasst uns die 250 000 Euro Eigenanteil für die nächsten zehn Jahre einplanen“, warb Yvonne Stoppiera-Wiebelt (Grüne) im Stadtrat für das Projekt. „Endlich liegt ein Entwicklungskonzept vor. Damit können wir die Altstadt-Entwicklung konsequent durchziehen – ohne die vielen Ausnahmen, die die Stadtverwaltung den Bauherren in der Vergangenheit immer wieder gewährt hat.“ Winfried Bohn (SPD) nannte das Vorhaben „zukunftsfähig. Die bedeutendsten Gebäude sind mit drin, und den Anwohnern drohen keine zusätzlichen Kosten.“

Die frühere Hohenburg-Schule muss saniert werden.
Die frühere Hohenburg-Schule muss saniert werden.
Blick vom Marktplatz in Richtung Gaststätte „Marktgässje“.
Blick vom Marktplatz in Richtung Gaststätte »Marktgässje«.
Blick ins Innere des Schulhauses nahe der Fruchthallstraße.
Blick ins Innere des Schulhauses nahe der Fruchthallstraße.
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