Rheinpfalz Woher der Wind weht

Im Jahr 2014 waren in Deutschland 27.000 Windkraftanlagen installiert. Die Windkraft stellte 1,8 Prozent der Primärenergie (die von Energieträgern produzierte, noch nicht weiterverarbeitete Energie). Biomasse lieferte zehn Prozent der Primärenergie. Das Problem sei, dass die Versorgung gesichert sein müsse, so Stefan Huwer von der Initiative Pro Pfälzerwald. Das könnten nur Kraftwerke leisten, die aber nicht gleichmäßig die Grundlast erzeugen, sondern je nach Bedarf ihre Leistung hochfahren müssen. Folge: ein deutlich höherer Kohlendioxid ()-Ausstoß. Der -Ausstoß sei vor allem mit dem weltweiten Bevölkerungswachstum gestiegen. Aktuell kämen pro Kopf 4000 Kilowattstunden Energieverbrauch jährlich auf einen Inder, 10.000 kw/h auf einen Chinese und 100.000 kw/h auf einen Deutschen. Um die Klimaprobleme zu lösen, müsse vor allem die Aufgabe gelöst werden, wie der Lebensstandard steigen kann, ohne dass der Energieverbrauch immens steigt. Planungen in Rheinland-PfalzIm Juni 2011 habe es 1125 Windkraftanlagen in Rheinland-Pfalz gegeben. Ziel sei es, diese Zahl bis zum Jahr 2030 zu verfünffachen. Stand aktuell: 1400 Windkraftanlagen. „Wir haben also in knapp vier Jahren 300 Stück dazugebaut. Die besten Standorte sind weg“, so Huwer. „Wo sollen die Windräder denn alle hin, wo sollen wir noch leben?“Physikalische BetrachtungenFalsch sei die Darstellung, dass eine Windkraft- oder Fotovoltaikanlage den Strom etwa für 20.000 Haushalte liefere. Das könne für wenige Augenblicke mal der Fall sein, „ist aber ansonsten physikalisch unmöglich“, so Huwer. Energie müsse immer in dem Moment produziert werden, wenn sie benötigt werde. Das sei ein physikalischer Fakt. Noch gebe es kaum Speichermöglichkeiten. Ein Windrad könne nur Strom produzieren, wenn Wind weht. Wenn nicht, werde kein Haushalt versorgt. Aktuell sei in Deutschland mit den Windkraftanlagen eine Leistung von 37.000 Megawatt installiert (Fotovoltaikanlagen: 38.000 Megawatt). In Deutschland betrage der durchschnittliche Leistungsbedarf an Energie (diese Leistung muss immer bereitstehen) im Sommer 40.000 Megawatt, im Winter 75.000 Megawatt. Im Jahr 2013 habe die maximale Leistung, die Windkraft- und Fotovoltaikanlagen – an einem idealen Tag – gemeinsam zur Verfügung stellten, 41.300 Megawatt betragen. Die niedrigste Leistung betrug 128 Megawatt. Deshalb würden die parallel laufenden Kraftwerke benötigt, die einspringen. Deren Überproduktion werde an der Strombörse angeboten. Dort sinkt der Preis – so tief, „dass Abnehmer sogar Geld dazubekommen“, so Huwer. „Das ist das Hauptproblem, das wir aktuell mit der Energiewende haben.“ Eine weitere Folge: Schwankungen im Netz. 2014 habe zwei Mal ein Aluminiumwerk in Hamburg vom Netz genommen werden müssen, um die Stromversorgung sicherzustellen. Ein Aluminiumwerk habe in etwa den Strombedarf einer Großstadt. 1990 seien zehn Eingriffe pro Jahr ins Stromnetz nötig gewesen, um den Black-Out zu verhindern. 2014 seien es laut einem Vertreter der Energie Südwest mehr als 10.000 Eingriffe gewesen. Bürgerstrom/Bürgerbeteiligung„Den Punkt lasse ich weg. Es weiß ja mittlerweile jeder, dass das nicht funktioniert. Oder hat von Ihnen schon mal jemand billigen Strom bekommen?“, fragte Huwer. Alle Hände, auch die der Hermersberger, blieben unten.ReferenzertragDer Referenzertrag sagt aus, welche Strommenge ein bestimmter Anlagentyp mit bestimmter Nabenhöhe am Referenzstandort in fünf Betriebsjahren erbringen würde. Bis 2012 wurden nur Anlagen genehmigt, die mindestens 60 Prozent dieses Referenzbetrages erreichten. Das wurde im Erneuerbare-Energien-Gesetz 2012 ersatzlos gestrichen. „Es werden Anlagen in windschwachen Gebieten überfördert“, verdeutlichte Huwer. Finanzexperten gehen davon aus, dass eine Anlage mindestens 80 Prozent des Referenzwertes bringen muss, damit sie sich rechnet, ohne Subvention seitens des Steuerzahlers über 20 Jahre.Finanzierung der AnlagenEs seien hohe Investitionen nötig. Bei Windrädern in windschwächeren Gebieten wie im Pfälzerwald etwa fünf Millionen Euro pro Windrad. Es gebe keine Garantie für Gewinne. „Die garantierten Gewinne machen die Projektentwickler und die Lieferanten“, so Huwer. Die regionale Wertschöpfung sei oft ein Märchen. Die geplante Investition der Windräder im Pfälzerwald „soll zur Hälfte über einen Fonds in Luxemburg finanziert werden“. Er legte die Ertragszahlen von vier Anlagen in Höheinöd, an denen Juwi beteiligt sei, im Vergleich vor. Die zeigten erhebliche Schwankungen beim Jahresertrag. Mal wurde in einem Jahr Strom im Wert von 170.000 Euro erzeugt, mal von 320.000 Euro. Teils wurden in einem Jahr 100.000 Euro weniger beim selben Windrad eingenommen als im Jahr zuvor. Das mache Kalkulationen schwierig und könne bei zwei, drei schwierigen Jahren in Folge den Konkurs bedeuten. Weiteres Problem: Im Konkursfall hafte der Grundstückseigentümer für den Abbau der Anlage, der mehrere 100.000 Euro kosten könne und nie komplett über Bürgschaften gedeckt sei. „Deshalb wollen Projektierer Flächen pachten, nicht kaufen“, sagte Huwer. Den Kommunen blieben, falls es ihr Gelände ist, Pachteinnahmen, dazu Gebühren für Wegenutzung und Durchleitungen. Windkraft im PfälzerwaldJe mehr Wind bläst, desto höher ist der Ertrag einer Windkraftanlage. Am Messpunkt auf dem Taubensuhl bei Landau wurde ein Messwert von 5,5 Meter/Sekunde Windgeschwindigkeit erfasst. Hochgerechnet auf die Höhe der geplanten Anlage ergab sich ein Wert von 5,7 Meter/Sekunde. „Selbst das Mainzer Wirtschaftsministerium sieht Anlagen erst ab einem Wert von mindestens 5,8 bis sechs Meter als sinnvoll an“, sagte Huwer. (add)

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