Zweibrücken Wie ein einziger Sänger klingt der Chor

Die Sänger des Don Kosaken Chors Serge Jaroff überzeugten die rund 150 Besucher in Martinshöhe mit Stimmgewalt und Klangfülle.
Die Sänger des Don Kosaken Chors Serge Jaroff überzeugten die rund 150 Besucher in Martinshöhe mit Stimmgewalt und Klangfülle.

Mit Folklore und kirchlicher Musik aus Russland begeisterte der Don Kosaken Chor Serge Jaroff am Samstagabend fast 150 Besucher in der nahezu auf den letzten Platz besetzten katholischen Kirche in Martinshöhe.

Die Sänger in der schwarzen Uniform hörten sich wie ein einziger an, schienen sogar gleichzeitig zu atmen: Der Kosakenchor Serge Jaroff überzeugte als Klangkörper von außerordentlicher Fülle und Schönheit bereits mit den ersten Tönen. Die Stimmgewalt des Chores, der a cappella singt, ließ keinen Zuhörer ein Begleitinstrument oder gar ein Orchester vermissen. Das Programm des festlichen Kirchenkonzertes war bunt gemischt, doch der unverwechselbare Stil des Chores, der 1923 in einem Internierungslager bei Istanbul in der Türkei gegründet und seit Jahren von Wanja Hlibka geleitet wird, ist in jedem Lied unverkennbar. Nach einem innigen „Ave Maria“ überzeugte der Chor mit der feierlichen Hymne „Gott sei mit uns“, in vollem, sonorem Klang, der auch in den leise-verhaltenen Passagen die Kirche füllte und den Gesang wie eine tönende Andacht wirken ließ. In Alexej Lvovskys Vertonung von „Herr erbarme dich unser“, einem festen Bestandteil des orthodoxen Gottesdienstes, kamen die dunklen Bässe des Chores zur Geltung. Aus dem an eine beschwörende Liturgie erinnernden Sprechgesang trat ein heller lyrischer Tenor als Vorsänger heraus. Aus seiner Stimme klang ein eindringliches Verlangen, das einen dramatischen Impuls in den Gesang brachte und vom ganzen Chor aufgegriffen und verstärkt wurde. In absolut sicheren Tempi entfaltete sich so ein kunstvolles, mehrstimmiges Klanggeflecht in bestechend einheitlichem Chorklang mit einem zutiefst anrührenden, innigen Ausdruck. Eine machtvolle Beschwörung war der Hymnus „O Herr, wir singen dir“ von Sergej Rachmaninow. Virtuoser Sprechgesang im Kanon verband sich hier mit präzisen, sicher gehaltenen Tempi und fesselndem Ausdruck. Auch das weltliche Programm des Don Kosaken Chores Serge Jaroff war rundum stimmig. Munter-lebhaftes Treiben prägte das „Schneegestöber“, ein farbiges Panorama, dessen Volksliedcharakter die einander ins Wort fallenden Stimmgruppen des Chores in einem schönen Klangbild betonten. Ein faszinierendes Stimmungsgemälde entwarfen die Sänger auch in dem folkloristischen Lied „Roter Sarafan“. Sehr lyrisch war die Melodie, in der die hellen Stimmen der Tenöre einen spannungsreichen Kontrast zu den dunklen Bässen mit ihren Vokalisen bildeten, die das Lied lautmalerisch ausschattierten. Vor allem bezauberte diese Volksweise durch ihre innig-gemütvolle Atmosphäre. Gesummte Vokalisen, in die die tiefen Bässe in langen Liegetönen einfielen, läuteten die „Abendglocken“ ein. Aus diesem Klangpanorama hob sich die Stimme eines hellen Tenors hervor, die sich in höchsten Falsetttönen eines Countertenors in einer elegisch-weichen Melodie entfaltete. So beschwor der Don Kosaken Chor Serge Jaroff in einer ruhigen Erzählung ein ergreifendes Stimmungsbild herauf, dessen Klangbild sich in bestechender rhythmischer Sicherheit und Transparenz auffächerte. Russisches Temperament und Vitalität brachten „Grünes Gras und Kalinka“ in die Martinshöher Kirche. In immer schneller werdenden, sich fast überstürzenden und doch absolut sicheren Tempi entwarfen die Sänger ein Stimmengewirr und Gemurmel in buntem Trubel, aus dem sich ein heller, lyrischer Tenor in schlackenreiner Klarheit und leuchtender Strahlkraft mit mühelosen, bravourös lange gehaltenen Spitzentönen hervorhob. Begeistert fielen viele Zuhörer mit Klatschen in diesen Hit ein. Für den Applaus bedankten sich Wanja Hlibka und der Don Kosaken Chor Serge Jaroff mit Dmitri Bortnianskys bekanntem Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“, bei dessen leisen, innigen Klängen mehr als ein Besucher den Atem anhielt.

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