Rheinpfalz Wenn schon, dann richtig

Wenn Thomas Schwegel auftritt, trägt er in der Regel Schottenrock, Schiffchen und Krawatte.
Wenn Thomas Schwegel auftritt, trägt er in der Regel Schottenrock, Schiffchen und Krawatte.

«Bechhofen.» Wenn Thomas Schwegel seinen Dudelsack spielt, muss er Ohrenschützer tragen. Denn das Instrument klingt mit über 120 Dezibel Lautstärke. Doch Obacht: Schwegels Dudelsack ist kein einfacher Dudelsack. Das Instrument ist eine Highland Bagpipe. Es gehöre zu den am schwierigsten zu spielenden Instrumenten überhaupt, sagt Schwegel.

Greift Thomas Schwegel für Auftritte des Musikvereins Bechhofen zu seiner Highland Bagpipe (Hochland Sackpfeife), dann trägt er in der Regel einen Kilt, den Schottenrock. „Denn es ist nicht nur das Spiel, das die Faszination des Instruments ausmacht. Dazu gehört auch das Interesse an Schottland, seiner Geschichte, an den Einwohnern und nicht zuletzt auch an einem guten Single Malt. Wer die Highlands einmal besucht hat, kommt immer wieder gerne zurück.“ Schottlands Tradition spiegelt sich auch in der Kleidung. 20 Minuten dauere das Ankleiden, sagt Schwegel: „Traditionell gehören zur Kleidung die Strümpfe, wobei die Knie immer frei bleiben. Dann braucht man das Strumpfband, natürlich ein Hemd sowie die Krawatte oder eine Fliege. Die Kiltjacke trägt man entsprechend dem Anlass. Bei großer Hitze darf man auf sie verzichten. Und dann kommen noch das Schiffchen zur Kopfbedeckung und natürlich Schuhe dazu.“ Schwegels Bekleidung kostete etwa 500 Euro. „Das liegt vom Preis her im unteren Drittel.“ Dazu kommt natürlich noch der Kaufpreis für die Highland Bagpipe, für die Schwegel 1800 Euro zahlte. Was die Highland Bagpipe so teuer macht, ist ihr Material. Die Bordunes, die Pfeifen, bestehen aus afrikanischem Grenadill-Holz. Dieses werde immer seltener und nur unter Aufsicht gefällt. Im Moment koste der Kubikmeter 13.000 Euro, so Schwegel. Mehrere Pfeifen muss Schwegel beim Spiel bedienen. Da ist einmal die Spielpfeife, Chanter genannt. Darauf wird mit neun Tönen die Melodie gespielt. In dem Chanter sitzt ein sogenanntes Chanter Reed. Das ist ein Doppelrohrblatt, mit dem der eigentliche Ton erzeugt wird. Weitere Pfeifen sind die Tenordrones und eine Bassdrone. Sie geben einen gleichbleibenden Ton von sich und werden nach der Spielpfeife gestimmt. Alleine das Stimmen der Bagpipe sei schon eine Wissenschaft für sich. Wenn es kalt ist oder die Luftfeuchtigkeit schwankt, müsse oft nachjustiert werden. Schwegel kam über den Musikverein Bechhofen zur Bagpipe. „Wir spielen da das Lied ,Highland Cathedral` mit dem Blasorchester. Das ist ein klassisches Bagpipelied. Bei einem Bier habe ich meinen Kollegen gesagt, dass man das eigentlich mit einem Dudelsack spielt.“ Tatsächlich fand sich im Verein ein Dudelsack, den Schwegel ausprobieren konnte. „Das war aber ein Billigteil, das sich maximal zum Üben und an die Wand hängen eignet. Mein Ziel war aber, bei einem Konzert mit der Bagpipe einzumarschieren, um dann ,Highland Cathedral` zu spielen.“ Leicht hat sich 55-Jährige nicht ins Instrument eingefunden. „Einfach nur zusammenbauen und spielen, das geht nicht. Das Instrument lebt und wenn es keine Lust hat, dann funktioniert es nicht. Das ist so, weil es aus organischen Materialien besteht. Da kann es vorkommen, dass die Tunes nicht anspringen. Dann muss man herausfinden, warum. Das kann wegen der Atemluft oder der Luftfeuchtigkeit sein.“ Seine Bagpipe hat Schwegel vor zwei Jahren gekauft. „Seitdem bin ich am Üben.“ Aber wie spielt man dieses Instrument überhaupt? „Über das Mundstück, also die Blowpipe, wird Luft in den Pipebag, den Sack, geblasen. Von dort wird sie auf die Spielpfeife und die Drones verteilt. Dafür muss ordentlich Druck aufgebaut werden, damit die Drones anspringen. Der Druck muss immer konstant bleiben. Selbst bei minimalen Schwankungen kann sich die Tonhöhe ändern. Oder es kann vorkommen, dass gar kein Ton erzeugt wird. Deshalb wird beim Einatmen Druck mit dem Arm auf den Sack gegeben.“ Unterricht nimmt Thomas Schwegel übrigens in Glan-Münchweiler. In diesem Jahr hat er sich überdies erstmals der Scottish School of Piping aus Glasgow angeschlossen. Diese bietet einmal jährlich Schulungen in Homburg an. Dabei hat der Familienvater Kontakte bis nach Moskau und Norwegen geschlossen. „Es kamen Leute aus ganz Europa hin.“ Sechs Stunden Unterricht gab es täglich. Aber nicht an Dudelsäcken, weil das eben zu laut gewesen wäre. „Es gibt einen sogenannten Practice Chanter. Das ist eine Übungspfeife, die wie eine Flöte klingt.“

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