Zweibrücken Wenn der Kuss nach Krokant schmeckt

Bitte sehr, der Herr: Benita Barth (links) verkauft am familieneigenen Süßwarenstand hauptsächlich Schokoküsse in 20 verschieden
Bitte sehr, der Herr: Benita Barth (links) verkauft am familieneigenen Süßwarenstand hauptsächlich Schokoküsse in 20 verschiedenen Geschmacksvarianten.

Die Farbe Grau gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen. Steingrau, mausgrau, anthrazit gehört auch dazu. Welche Farbe nun der Himmel am Sonntag über dem von der Vereinigten Turnerschaft Zweibrücken (VTZ) veranstalteten Turnerjahrmarkt hatte, lag im Auge des Betrachters. Wer nicht nach oben schaute, konnte sich an dem bunten Treiben an den Fahrgeschäften und Verkaufsständen erfreuen sowie einige der zahlreichen Angebote an den Ess- und Trinkständen ausprobieren.

Wer seiner Wetter-App vertraute, der erreichte ab etwa halb vier relativ trockenen Fußes das Festgelände an der Rennwiese. Der Andrang war noch überschaubar, nahm aber im gleichen Maße zu, wie die Gehwege, Fahrgeschäfte und Außenbestuhlungen trockneten. Wie war’s bisher? „Sehr gut, ich kann nichts sagen.“ Marktmeister Horst Ließfelds Laune im Büro der Verwaltung ist gut, liegen doch bereits zwei sehr gute Tage hinter der Veranstaltung. „Die Schausteller sind zufrieden bis jetzt“, so Ließfeld. Der Sonntag präsentiere sich zwar noch „durchwachsen“, der Marktmeister, der mit einem sechsköpfigen Team (Ließfeld: „Alle ehrenamtlich, alle unentgeltlich“) für die Organisation zuständig ist, lässt sich von leichtem Sprühregen nicht aus der Ruhe bringen. Wer sich elegant einen Überblick übers Festgelände verschaffen will, kann das vom Riesenrad aus tun. Hier hat man eine tolle Aussicht aufs Treiben rund 20 Meter unter sich. Blicke in die Ferne sind dabei ebenso möglich wie das Beobachten eines Fußballspiels auf dem Sportplatz neben dem Westpfalzstadion. Wieder auf dem Boden der Tatsachen, lockt eine Stärkung im Festzelt. Dort haben die in der Fleischerinnung Westpfalz organisierten Metzger das Catering in diesem Jahr zum ersten Mal übernommen. „Wir sehen das auch als Werbung für unser Handwerk. Wir wollen zeigen, dass es uns noch gibt“, berichtet der Obermeister der Innung, Dirk Habermann, Inhaber der in Kaiserslautern beheimateten Metzgerei Härting. Die Verbindung nach Zweibrücken – in der Innung sind Betriebe aus der gesamten Westpfalz, also auch aus dem Raum Kaiserslautern und dem Donnersbergkreis organisiert – sei durch den ortsansässigen Metzger Heiner Grim zustande gekommen. Auf dem Turnerjahrmarkt präsentieren sich acht Betriebe der Innung. Das Geschäft bisher sei „nicht verkehrt“ gewesen, sagt Habermann. Wer es lieber süß als deftig mag, wird am Süßigkeitenstand der Familie Barth fündig. Schokoküsse sind das Hauptgeschäft von Benita Barth. Sie verkauft sie in großer Vielfalt. Krokant, Zimt, Orange, Champagner-Trüffel, Eierlikör, Erdbeer, Kokos oder Zartbitter: Der Barthsche Stand hat 20 Geschmacksrichtungen zu bieten. Diese seien je nach Region verschieden. Gleich sei jedoch allen Kirmesveranstaltungen und Jahrmärkten, dass Schokoküsse der Haupt-Verkaufsartikel ihres Familienbetriebs sind, weit vor Lakritzstangen, Marzipankartoffeln und gebrannten Mandeln. Das liegt laut Barth vermutlich am großen Sortiment. Schokoküsse bekomme man heute in jedem Supermarkt, aber eben keine mit Orangenaroma oder Zimtgeschmack. Die Preise für Schaumküsse liegen nach ihren Worten seit Jahren stabil bei 50 Cent pro Stück. Die Firma Barth betrieb früher einen Autoscooter, altmodisch Boxbahn genannt, hat sich aber seit zwei Jahren auf Süßwaren konzentriert. Beim Zweibrücker Turnerjahrmarkt ist der Familienbetrieb aus Kleinkarlbach bei Bad Dürkheim laut Benita Barth seit 90 Jahren vertreten. Sie selbst sei die fünfte Generation des Schaustellerbetriebs. Auch verdursten muss niemand auf dem Turnerjahrmarkt. Erfrischungen jenseits von Bier und Limonade bietet ein Bowlestand. Blickfang ist eine Front von rund einem Dutzend gut gefüllter, dickbauchiger Glasbehälter auf der Theke. „Wir bieten Mixturen aus unterschiedlichen Fruchtsäften, mit und ohne Alkohol“, berichtet Elit Tas, deren Sohn den Stand betreibt. Renner bisher seien Erdbeer- und Himbeer-Bowle (mit Wodka) gewesen, die Fahrer hätten eher zur alkoholfreien, exotischen Bowle gegriffen. Und da zu einer fruchtigen Bowle Regen so gar nicht passen will, ließ sich wie bestellt um kurz vor halb sechs am Sonntag auch die Sonne mal blicken. Der Turnerjahrmarkt hat am heutigen Dienstag abermals geöffnet, die Preise an den Fahrgeschäften sind reduziert, auch im Festzelt ist noch einmal Programm. Zum Abschluss gibt es ein musikalisches Höhenfeuerwerk.

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