Zweibrücken Voller Körpereinsatz

Über das gewagte Tänzerkarussell von DDC staunt selbst Mozart (rechts).
Über das gewagte Tänzerkarussell von DDC staunt selbst Mozart (rechts).

Völlig aus dem Häuschen waren die 458 Zuschauer bei „Breaking Mozart“, einer Breakdance- und Hip-Hop-Show zu Musik von Mozart. „Breaking“ stand für das Aufbrechen von Mozarts Musik, die am Klavier gespielt wurde, und wenn bei den Sinfonien ein Orchester erklang, als Einspielung vom Band kam. Es war eine Freude, dem Berliner Pianisten, Opernregisseur Christoph Hagel am Klavier zu lauschen und seinen vollen Körpereinsatz zu beobachten.

Die meisten Stücke waren bearbeitet und mit neuem Computer-Sound und Beat versehen worden. Techno, Hip-Hop und Funk verträgt Mozarts Musik mühelos, da die Symmetrie der klassischen Periodenbildung, der durchgehende Grundschlag und das immer konstante Tempo beste Voraussetzungen für eine solche Bearbeitung darstellen. Die Handlung der Show, in der Mozart per Zeitreise ins 21. Jahrhundert katapultiert wird, war eher Nebensache und teilte sich dem Zuschauer nicht immer mit. Entscheidend waren die Aktionen innerhalb der einzelnen Szenen, in denen es um zwischenmenschliche Begegnungen ging: häufig, aber nicht ausschließlich, zwischen Mann und Frau. Das Faszinierende am Hip-Hop-Dance ist, dass die Musik fast Note für Note gestaltet und interpretiert wird. Nichts wiederholt sich, jeder schnelle Lauf, jede Legato-Phrase wird so dargestellt, als würde die Partitur sichtbar gemacht und in Bewegung umgesetzt. Das konnte man hier erleben. Darüber hinaus wurde, wie beim modernen Tanztheater, eine Geschichte erzählt. Als dritte Ebene kamen die akrobatischen Breakdance-Elemente hinzu, die immer wieder zu stürmischem Szenenapplaus führten. Die sechs Tänzer der Dancefloor Destruction Crew, kurz DDC, beherrschten den Breakdance perfekt. Sie sind Europameister, zweifache Breakdance-Weltmeister und durch zahlreiche Zirkus-, Show- und Fernsehauftritte bekannt. Allerdings erschöpfte sich ihre Kunst nicht in den bekannten Breakdance Figuren wie „Footworks“, „Freezes“ und „Powermoves“. Marcel Geißler, Alexander Pollner, Gregory Strischewsky, Raphael Götz, Michael Lamprecht und Krzysztof Malicki zeigten enormes schauspielerisches Talent und große Musikalität beim Tanz und beim Entwickeln ihrer Choreografien. Ohne Frauen funktionieren Mozarts Opern nicht, deshalb hatte sich DDC weibliche Verstärkung geholt. Die ehemalige rhythmische Sportgymnastin Felice Aguilar, die hauptsächlich als Akrobatin in Theatern und Varietés auftritt, setzte mit ihrer Art zu tanzen einen Kontrapunkt zu DDC und zur zweiten Tänzerin Tessa Achtermann, die die klassischen und urbanen Tanzstile in die Show einbrachte. Beide Frauen überzeugten. Auch Mozarts Musik wurde durch eine Frau zum Leben erweckt. Die US- Sopranistin Darlene Ann Dobisch glänzte mit den beiden Arien der Königin der Nacht aus „Die Zauberflöte“ und der Arie der Elektra aus „Idomeneo“. Ihr Koloratursopran war perfekt in der Höhe und in den Läufen, dramatisch und doch wohlklingend in der Mittellage und sogar noch in der Tiefe satt, kurz gesagt eine großartige Sängerin. Dobisch stand sängerisch so über den Dingen, dass sie sich bei den gefürchteten Koloraturen der Rachearie der Königin der Nacht sogar an der Choreografie beteiligen konnte.

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