Zweibrücken Vision einer Welt ohne Grenzen

Sang für den Frieden: Der Mittelbacher Chor Gospel and Praise am Sonntagabend in der Zweibrücker Alexanderskirche.
Sang für den Frieden: Der Mittelbacher Chor Gospel and Praise am Sonntagabend in der Zweibrücker Alexanderskirche.

100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs: Dieses Ereignis feierten am Sonntag die deutschen Chöre Gospel and Praise aus Mittelbach und Chor 2000 aus Contwig zusammen mit dem französischen Chor Méli Mélodies bei zwei Konzerten: zuerst in der Kirche Sainte Catherine in Bitsch, drei Stunden später in der Zweibrücker Alexanderskirche. Die musikalische Leitung übernahmen Bernard Filipiak und Wolf-Rüdiger Schreiweis, der die Chöre auch am Klavier begleitete.

Fast 450 Menschen drängten sich am Sonntagnachmittag in der großen, Licht durchfluteten katholischen Kirche Sainte Catherine im lothringischen Bitsch. In leisen Klängen voll zart-verhaltener Intimität setzten die hellen, hohen Sopranstimmen von Gospel and Praise ein. Dann übernahm der ganze Chor in einem vollen und doch sehr transparenten Klangbild das Thema des Songs „I Am a Small Part of the World“ von Sally Albrecht und Jay Althouse. Sicherheit und Energie klangen aus dieser beschwingten, ausdrucksstarken Interpretation. Sie beschwoer die Kraft der Gemeinschaft, durch die man Träume verwirklichen kann. Unverrückbare Glaubenskraft klang aus Jan Groths „Shine Your Light“. Klarheit und eine absolut reine Intonation prägten dieses Lied. Den wiegenden Rhythmus akzentuierten Gitarrist Andreas Dengel, Bassist Sebastian Sommer und Schlagzeuger Simon Rupp. Das traditionelle jüdische „Hevenu Schalom Alejchem“ fesselte durch die subtilen, kammermusikalischen Klänge des Anfangs mit dem elegisch-verträumten Charakter. Den abrupten Stimmungsumschwung hin zu einer Tanzweise voll überschäumender Lebensfreude gestalteten die Damen von Gospel and Praise zur Klavierbegleitung von Wolf-Rüdiger Schreiweis formbewusst mit exakten Tempi und klangvollem Sound. Sehr sicher hielten sie auch den Takt bei den immer schneller werdenden Rhythmen, in die die Zuhörer mit begeistertem Klatschen einfielen. Allerdings verlief diese spontane Publikumsbeteiligung nicht ohne eine kleine Panne: Einige Gäste setzten zu früh ein mit dem Klatschen, was ihre gute Stimmung jedoch nicht im Geringsten eintrübte und den Chor auch nicht aus dem Rhythmus brachte. Der französische Chor Méli Mélodies aus dem lothringischen Ort Petit-Réderching beschwor in seinem ersten Lied „Frontières“ von Robert Goldman die Vision einer Welt ohne trennende Grenzen. In stetem melodischem Fluss trugen die Klänge des in einem wundervollen Klangbild exakt agierenden gemischten Chores durch das große Kirchenschiff. Wie eine einzige Stimme klang der Chor auch in seiner Interpretation des Michael Jackson-Songs „Change le monde“. Flächig-sphärische Klänge schufen eine zauberhafte Stimmung, die durch helle Glöckchen noch unterstrichen wurde. Malerische dunkle Farben ergänzten dieses Klangspektrum, in das der Chor wie ein Märchenerzähler einfiel. Im Wechsel der Frauen- und Männerstimmen steigerte sich der Gesang in dieser Strophenballade zu einer beschwörenden Eindringlichkeit, die unter die Haut ging. Wie eine festliche Hymne interpretierte Méli Mélodies das Thema von „Mille Colombes“, einem Chanson, das Christian Bruhn 1977 für Mireille Mathieu schrieb. Dazu winkten die Sängerinnen und Sänger mit Plakaten, die die weiße Friedenstaube vor azurblauem Hintergrund zeigten. Mit der Bitte um Frieden – „Dona nobis pacem“ – zog der Chor 2000 durch das große Kirchenschiff ein. Malerisch und ergreifend, in klangschöner Einstimmigkeit, gestalteten die Sängerinnen und Sänger aus Contwig dieses alte Kirchenlied. In „One Small Step“ von Jay Althouse und Sally Albrecht überzeugte der Chor sowohl durch leise-intime Klänge als auch durch volltönenden Sound. Sehr verhalten, von leisen Klavierakkorden und dezenten Drums ausschattiert, setzten die Stimmen ein. Den Entwicklungsprozess hin zu einem kraftvollen Song mit markanten Konturen und prägnanten Rhythmen gestaltete der Contwiger Chor 2000 in fließendem Übergang und absolut sicheren Tempi. Fesselnd waren auch die Interpretationen des Udo Jürgens-Titels „Ich glaube“ und der 70er Jahre Hit „He Ain’t Heavy, He’s My Brother“ von Bobby Scott und Bob Russel. Das Friedenskonzert klang aus mit Michael Jacksons Hit „We Are the World“. In immer stärker anschwellenden Klängen, bei denen auch viele Besucher mitsangen, beschworen die Sängerinnen und Sänger hier noch einmal die Vision einer versöhnten, geeinten Welt.

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