Zweibrücken Telefonaktion: WM-Erinnerungen gesucht

Grätsche gegen Wolfgang Overath 1966 im WM-Spiel gegen Spanien in Birmingham.
Grätsche gegen Wolfgang Overath 1966 im WM-Spiel gegen Spanien in Birmingham.

RHEINPFALZ-Redakteure machen den Anfang und erzählen von ihren großen Fußball-Erlebnissen

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland steht vor der Tür. In gut drei Wochen wollen Yogis Jungs den Weltmeistertitel verteidigen. In der morgendlichen Redaktionskonferenz rief dies Erinnerungen an frühere Weltmeisterschaften und an Nationalspieler wach. An Autogrammstunden mit ihnen in Zweibrücken und Homburg, an Spiele der Nationalmannschaft in der Region. Auch bei unseren Lesern weckt die WM Erinnerungen an früher. Lassen Sie uns daran teilhaben. Um Sie zu ermuntern und Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, machen vier Kollegen hier schon mal den Anfang und erzählen ihre kleine Geschichte. Overath muss spielen, Kinder! Ich weiß noch, wie das Heft aussah: DIN-A 5, tafelgrüner Umschlag, keine Linien oder Kästchen. In meiner Erinnerung war es ein, zwei Jahre später, aber es muss wohl Juni 1979 gewesen sein, als der SV Niederauerbach seinen 50. feierte und Ex-Nationalspieler, darunter Uwe Seeler, Lothar Emmerich und Wolfgang Overath, zu einem Fußballspiel ins Westpfalzstadion kamen. Ich war begeisterter Autogrammsammler und ließ sie in dem Heftchen unterschreiben. Das taten sie auch alle. Bis auf Overath. Der kam zu spät aus der Kabine, hetzte aufs Feld und sagte zu dem Pulk von Jungs, die ihm Stifte und Papier entgegenstreckten: „Ich muss spielen, Kinder, spielen.“ Und weg war er. Für mich war das der Beginn einer tiefen – wenn auch einseitigen – Verbundenheit zu dem Weltmeister von 1974 und späteren Präsidenten des 1. FC Köln. Wann immer sein Name auftauchte – und selbst wenn nur der Name der Kleinstadt nahe Bergisch-Gladbach fiel –, platzte es auch noch drei Jahrzehnte später aus mir heraus: „Der hat mal zu mir gesagt ,Ich muss spielen, Kinder, spielen!’“ Vielleicht habe ich die Geschichte einmal zu viel erzählt, denn ein Freund nahm mir vor einigen Jahren mal eine CD mit Fußballliedern auf. Er nannte sie ... richtig: „Ich muss spielen, Kinder, spielen!“ Und das tafelgrüne Heft? Hab’ ich weggeworfen. Zusammen mit all den Autogrammkarten von Erstligakickern der frühen 80er Jahre, die ich damals dank der Autogrammadressen auf der letzten Seite des „Kicker“ angeschrieben hatte. Ach ja: Die „Yps“-Hefte aus der Zeit hab’ ich auch weggeworfen. Ob ich das heute bereue? Und wie! Ich könnt’ mir in den Hintern beißen, Kinder, in den Hintern! Anruf bei Briegels 1981 war’s, im September. Die Breitenbacher Straußbuben saßen in der Straußwirtschaft „Bachmanns“ beisammen, sangen „Hans-Peter Briegel“ auf eine damals gängige Melodie, und plötzlich wurde darüber gestritten, wie viele Tore Hans-Peter Briegel, die „Walz aus der Pfalz“, in jener Zeit der Nationalspieler des FCK, für die National-Elf geschossen hatte. Internet gab’s noch nicht. „Victoria, hol mol es Telefonbuch, mer misse mol jimand anrufe“, lautete die Bitte an die Wirtin. Die Nummer Briegel in Rodenbach war schnell gefunden. Da ich halbwegs Hochdeutsch konnte, musste ich an den Apparat. Briegels Oma war dran. Die hatte die Anzahl der Tore ihres Enkels nicht parat und fragte laut quer durch die Küche Briegels Mutter – via Telefon in Bachmanns ganz gut vernehmbar, Luftlinie 30 Kilometer. – „Wivill Dore hadden de Hans-Peter fer Deitschland geschoss?“, so Briegels Oma. Es dauerte etwas bis die Antwort der Mutter kam: „Ich glaab zwä“, Pause, „odder drei?“ Gut, es gab damals Wichtigeres im Leben. Und für alle, die es jetzt aber wissen wollen: Im Internet steht, dass Briegel bis September 1981 zwei Tore für Deutschland erzielt hatte, zwei weitere sollten folgen. Der Autogramm-Schuh Diesen Schuh konnte ich mir nicht anziehen. Aus Schuhgröße 36 war ich längst rausgewachsen. Es war (und ist noch) ein rechter Schuh, schwarz, mit sechs weißen Streifen. Auf jedem Streifen der Name eines Sportlers, sechs Autogramme. Drei Namen sind noch gegenwärtig: Franz Beckenbauer, das große Idol aus Jugendtagen, Uns Uwe, der kleine Hamburger Mittelstürmer mit der enormen Sprungkraft, der bei den Weltmeisterschaften 1966 und 1970 die Kapitänsbinde der Nationalmannschaft trug. Und Willi Holdorf. Willi Holdorf? Wo hat der gespielt? Er war kein Nationalspieler, aber für viele dennoch ein Idol, weil er als erster Deutscher 1964 in Tokio Olympiasieger im Zehnkampf wurde. Jahre später saß er bis zum Abstieg 1974 für 14 Spiele auf der Trainerbank des damaligen Fußball-Bundesligisten Fortuna Köln. Meine Mutter hatte mir Anfang der 80er Jahre den Schuh mit den Autogrammen mitgebracht – von einer Großveranstaltung in Nürnberg, wo die Unterzeichner alle als Repräsentanten eines Sportartikelherstellers wirkten. Die Autogramme sind längst verblasst, die Erinnerungen nicht. Der Schuh existiert noch – verpackt in einer der vielen Kisten auf dem Speicher. Ein Hauch von Rummenigge Ich war in der fünften Klasse, als es hieß: Karl-Heinz Rummenigge kommt ins Tennis-Center. Mir war das egal, aber meine Freundin wollte unbedingt hin und ein Autogramm. Also rein in den Stadtbus und auf zur Fanfahrt nach Niederauerbach. Habe ich Rummenigge gesehen? Ich weiß es nicht mehr, ehrlich. Nur, dass ein verbissenes und eigenartig stummes Gedränge nach Kinderart herrschte und die rücksichtslosen Bullys sich gewohnheitsmäßig durchsetzten. Rummenigge ist das nicht anzukreiden, auch nicht, dass er sich wahrscheinlich auch nicht mehr erinnert, ob er mich jetzt gesehen hat oder nicht. Telefonaktion Liebe Leser, rufen Sie uns am Donnerstag zwischen 11 und 13 Uhr an und erzählen Sie uns Ihre besonderen Erlebnisse mit der Nationalmannschaft oder Spielern – ob vor dem Fernseher oder live als Schlachtenbummler in fernen Ländern. Sie können uns auch gerne Fotos zusenden, die Sie mit Nationalspielern zeigen. Unser Mitarbeiter Thomas Brunner nimmt Ihre Anrufe unter der Telefonnummer 06332/ 9221-43 entgegen. Sie können Ihre Geschichte aber auch per E-Mail (redzwe@rheinpfalz.de) oder Fax (06332/922149) an uns senden. | Thomas Büffel

Uwe Seeler – hier im Zweikampf mit FCK-Spieler Gerd Schneider – gastierte 1963 mit dem Hamburger SV auf dem Betzenberg. Der Stür
Uwe Seeler – hier im Zweikampf mit FCK-Spieler Gerd Schneider – gastierte 1963 mit dem Hamburger SV auf dem Betzenberg. Der Stürmer bekam oft die Härte der Verteidiger zu spüren.
Er war stets leichtfüßig auf dem Platz unterwegs: „Kaiser“ Franz Beckenbauer.
Er war stets leichtfüßig auf dem Platz unterwegs: »Kaiser« Franz Beckenbauer.
Typische Haltung für Hans-Peter Briegel: hier 1983 im Spiel des FCK gegen Nürnberg.
Typische Haltung für Hans-Peter Briegel: hier 1983 im Spiel des FCK gegen Nürnberg.
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