Zweibrücken Spieltisch in Las Vegas mal anders

Ein Gewusel wie im Bienenstock: Thorsten Mehlhorn (vorne) stand in seinem Mörsbacher Trikot an einer von 250 Tischtennisplatten.
Ein Gewusel wie im Bienenstock: Thorsten Mehlhorn (vorne) stand in seinem Mörsbacher Trikot an einer von 250 Tischtennisplatten.

«KLEINSTEINHAUSEN.» Der Alltag im Job und in seinem Verein SV Mörsbach hat in zwar längst wieder eingeholt, aber Thorsten Mehlhorn schwärmt immer noch von seinem Erlebnis im Sommer, genauer gesamt Ende Juni. Da nahm Mehlhorn an den Tischtennis-Weltmeisterschaften für Senioren in Las Vegas teil und erreichte bei den Titelkämpfen in den USA im Doppel die Runde der letzten 64.

Im Training beim SV Mörsbach hatte Mehlhorn vor ein paar Monaten mit einem Mitspieler überlegt, mal an den Tischtennis-Weltmeisterschaften der Senioren teilzunehmen. Qualifizieren muss man sich dafür nicht. Das Erlebnis, so hatten sie gehört, soll ziemlich toll sein. Also fingen die beiden an, ein bisschen zu recherchieren und zu planen – und kamen zu dem Entschluss, das zu machen. Doch dann musste der Mannschaftskollege absagen, das Datum passte ihm nicht. Mehlhorns WM-Traum war geplatzt. Aber nur kurzfristig. Denn die Senioren-Weltmeisterschaften werden von Joola – einem Großsponsor im Tischtennissport – gesponsert. Und Mehlhorn arbeitet bei TT-Megastore in Siebeldingen bei Landau. TT-Megastore ist wiederum ein Tochterunternehmen von Joola. Und Joola suchte noch weitere Tischtennisbegeisterte aus dem deutschsprachigen Raum, die nach Las Vegas reisen, und dort die Firma jeden Tag für ein paar Stunden an ihrem WM-Stand repräsentieren. Und mitspielen durften die Tischtennisfreunde natürlich auch. Diese unverhoffte zweite Chance ließ sich Thorsten Mehlhorn nicht entgehen – und flog nach Las Vegas. Es war für den 44-Jährigen wie das Eintauchen in eine andere Welt. Normalerweise spielt er in der Bezirksliga in beschaulichen Hallen. Bei der WM wurden die Spiele in einer Mega-Arena (Größe 180 000 Quadratmeter) ausgetragen. Über 250 Tischtennisplatten waren dort aufgestellt. Anders wäre es gar nicht möglich gewesen, die Vielzahl an Begegnungen von über 5000 Teilnehmern aus über 100 Ländern in den diversen Altersklassen auszutragen. Mehlhorn gibt zu, dass ihm die Atmosphäre bei den Spielen doch den einen oder anderen Funken Konzentration geraubt hat. „In der Halle war ein Gewusel wie in einem Bienenstock. Es war nicht einfach, dort zu spielen und sich auf seine Partie zu konzentrieren“, sagt der Kleinsteinhauser. Er sagt aber auch: „Das war gigantisch. So etwas muss man mal erlebt haben.“ Er meint damit die Begegnungen in der großen Arena, aber auch die WM an sich mit Eröffnungsfeier, Sportlerparty und dem ganzen Drumherum. Es gab einige Spieler, wie den ehemaligen Doppel-Weltmeister aus Deutschland und heutigen Herren-Bundestrainer, Jörg Roßkopf, die das Turnier sportlich sehr ernst nahmen – Roßkopf gewann Silber im Einzel und Gold im Doppel. Viele Spieler aber verbanden die Konkurrenz mit einem Urlaub, brachten Frau und Kinder mit. Bei Mehlhorn war das nicht der Fall, weil die Kinder noch schulpflichtig sind. Für ihn stand der Spaß-Gedanke im Vordergrund. „Wenn man an der Platte steht, will man natürlich auch gewinnen“, sagt er und fügt an: „Aber es ging vor allem darum, die Atmosphäre einer WM zu erleben und hier Spaß zu haben.“ Im Einzel traf Mehlhorn in der Gruppenphase auf drei deutlich stärkere Gegner – er gewann in drei Partien nur einen Satz. In der folgenden Trostrunde siegte er in der ersten Runde und verlor in der zweiten – womit das Einzelturnier für ihn beendet war. Mit seinem Doppelpartner aus dem südhessischen Viernheim, die beiden hatten sich vor Ort verständigt, zusammen zu spielen, gewann er in der Hauptrunde alle drei Spiele – zu Beginn der K.o.-Runde folgte dann allerdings eine knappe Fünf-Satz-Niederlage gegen zwei Franzosen. Thorsten Mehlhorn hat Gefallen an internationalen Meisterschaften gefunden. Im kommenden Jahr findet die EM in Budapest statt, die nächste WM ist 2020 in Bordeaux – beides sind nicht unbedingt die schlechtesten Urlaubsziele, wie Mehlhorn findet. „Es ist durchaus faszinierend, wohin man durch den Sport kommen kann“, sagt Mehlhorn. Die WM fand beispielsweise auch schon in Asien und Australien statt. Er will nun vermehrt zu internationalen Meisterschaften reisen, am liebsten in Zukunft in Begleitung seiner Frau – spätestens wenn die Kinder alt genug sind, um ohne Mama und Papa zu Hause bleiben zu können.

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