Zweibrücken So behaglich wie im Jazz-Café

Zeigten viel Feingefühl (von links): Jürgen Schmidt, Jochen Lauer, Amby Schillo und Stephan Brandt.
Zeigten viel Feingefühl (von links): Jürgen Schmidt, Jochen Lauer, Amby Schillo und Stephan Brandt.

Am Sonntagabend hätte die Zweibrücker Festhalle auch im New York der 60er Jahre sein können: Das kleine Neujahrskonzert der Mozartgesellschaft Zweibrücken-Bitsch-Pirmasens stellte sich als brillante Darbietung heraus. Steh- und Sitzplätze im Foyer trugen ebenso zur gelassenen Atmosphäre bei wie die j Interpretation der Stücke mit der Band Ambyance.

Die Festhalle kennt man als einen Ort, an dem große Konzerte, Tanzshows, Musicals und Kabarettabende stattfinden. Egal was sich im knapp 670 Zuschauer fassenden Großen Saal abspielt – die Sitzreihen sind zumeist voll besetzt. Mit der Band Ambyance fällt es leicht, diese Bilder zu vergessen. Denn Ambyance lud zum Lounge-Konzert. Dazu sind nur einige wenige Reihen bestuhlt, wogegen hinten im Saal ein paar Tische stehen. Schon bei den ersten Liedern wippen die beim Lounge-Konzert typischerweise stehenden Zuschauer im Takt. Beim Bossa-Nova-Song „Água de beber“ zeigt sich, dass Sänger Amby Schillo nicht nur Rasseln, Bongos und Gitarre als Instrumente zu Füßen oder eher Händen liegen. Seine Stimme selbst ist sein virtuosestes, wunderbarstes Instrument. Das sich im Refrain wiederholende „Beber ba-badabada“, das dem Lied seinen Charakter verleiht, verwandelt Amby in einen klangvollen Mantragesang. Jürgen Schmidt am Keyboard hat die Klangfarbe auf E-Piano geschaltet, sodass der typische Jazz-Gesang die rund 100 Zuhörer zum Tanzen bringt. Jochen Lauer wechselt bei diesem Song vom Bass zum Kontrabass. Mühelos kann man sich so in die behagliche Atmosphäre eines Jazz-Cafés hineinversetzen. Schlagzeuger Stephan Brandt zeichnet unterstützende, aber niemals zu laute Percussion-Klänge. Die teils großen Instrumentalteile, während denen Amby auf den Bongos trommelt oder zur Gitarre greift, unterstreichen dieses musikalische Bild. Die Musiker, von denen bis auf Jochen Lauer alle aus Neunkirchen kommen, haben an der Vorstellung solcher Lounge-Konzerte Gefallen gefunden. „Sie können ruhig zwischendurch aufstehen und sich etwas zu trinken holen“, animiert Amby ausdrücklich zum Charakter des Konzerts. „Ich freue mich, dass so viele da sind“, meint Amby. „Der Tag ist ein bisschen verregnet. Ich stelle mir vor, wie das am Tegernsee wäre.“ So augenzwinkernd man seine hin und wieder eingestreuten Aussagen verstehen kann, so ist auch die Musik des Jazz- und Popensembles offen für viele Interpretationen. Die Zuhörer sind begeistert und honorieren die Wandlungsfähigkeit der Künstler mit viel Applaus. Zu recht – das Klangbild ist harmonisch, die Technik perfekt. Dabei sind es meist die leisen Töne, die bemerkenswert sind. Die´sanft eingesetzte Stimme Amby Schillos ergibt in Verbindung mit den langsam anschwellenden Tönen des Pianos eine Stimmung, die innehalten lässt. Ideal zum Abschalten und Energietanken. Das Konzert strahlt Ruhe aus. Auch bei „Days Like This“, das Amby mit einem lockeren Schnipsen einleitet, erkennt man das breite Repertoire der Musiker. Der Jazz-Song macht gute Laune und zeigt eine andere Seite der in den Neunzigern gegründeten Band. Das Lied nimmt schnell Fahrt auf, und es vereinigen sich in einem gediegenen Klangspektrum das dicht gespielte Klavier und die Stimme Ambys. Niemals gleichförmig, nie linear, immer überraschend und abwechslungsreich, sorgt Ambyance für ein facettenreiches Konzert. Dass man für die größte klangtechnische Schönheit nur wenige Instrumente braucht – diese Botschaft schwingt bei der Band mit. Genauso sanft und ausdrucksstark wie das Konzert auch war.

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