Zweibrücken Sixtinische Kapelle des Arsch-Aufreißens

Football-Stand-up auf hohem Niveau: Coach Esume hatte in der Saarbrücker Garage von Anfang an die Lacher auf seiner Seite.
Football-Stand-up auf hohem Niveau: Coach Esume hatte in der Saarbrücker Garage von Anfang an die Lacher auf seiner Seite.

Frage: Wie wird das wohl, wenn ein ehemaliger Football-Profi, Trainer und TV-Kommentator wie Patrick Coach Esume aus seinem aktuellen Bestseller „Believe the Hype“ vorliest? Antwort: Es wird ein äußerst vergnüglicher Abend, eine Art Football-Stand-up-Comedy.

Rund 550 Zuschauer in der Saarbrücker Garage kommen zweieinhalb Stunden lang aus dem Lachen kaum heraus. Denn: Gelesen wird gar nichts. Es ist der Running Gag des Abends: Coach Esume, bekannt als Kommentator der US-amerikanischen Footballspiele spätabends am Sonntag bei Ran NFL, setzt sich lässig auf einen Barhocker auf der Bühne, nimmt das Buch zur Hand, schlägt es auf und sagt: „Ich fange gleich an.“ Um dann mit den Worten „Aber da fällt mir gerade ein ...“ das Buch wieder beiseite zu legen, und eine neue Anekdote aus dieser ur-amerikanischen Sportart zum Besten zu geben. „Das Buch brauchen wir gar nicht. Das gesprochene Wort ist eh besser“, meint er lachend. Genau das ist die große Stärke des 45-Jährigen und des Programms. Der Coach kennt sich in der Football-Welt aus wie kein Zweiter und bringt das in Jeans und T-Shirt locker rüber. Er geht gekonnt auf die zahlreichen Fans mit Trikots im Publikum ein, holt kurzerhand zu einem kleinen Plausch als Lokalmatadoren 30 Frauen der Saarland Hurricanes auf die Bühne. So hat Coach Esume die Garage ganz schnell auf seiner Seite. Völlig uneitel, trotz des Hinweises am Anfang, dass er ja im Finale der World Games als Nationaltrainer Frankreichs Deutschland geschlagen hat. „Und so ein Zufall: Da ist der Ring“, zeigt er die Preziose für die Meisterschaft breit grinsend ins Publikum. Ein Gag jagt den nächsten. Man kommt gar nicht dazu, seinen extra ausgedruckten Zettel mit dem Football-Bullshit-Bingo und seinen Begriffen wie „Das ist ein Scheherz!“ oder „If You Can Touch It, You Can Catch It“ (sonst eher für die Sonntagabende gedacht) auszufüllen. Auch die beste Anekdote des Abends liest er nicht vor, die hat er im Kopf. 2006 war er Assistenz-Assistenz-Assistenz des Assitenztrainers beim NFL-Team Oakland Raiders. Und durfte dabei einen kräftigen Anschiss des Headcoachs Art Shell an seine versammelte Trainerschaft hautnah miterleben. Direkt daneben sitzend, weil sich dort außer dem deutschen Praktikanten wohlweislich kein anderer hinsetzen wollte. Wie er die Szene mit mehreren Personen nachspielt, sich auch Hilfe aus dem Publikum holt, ist köstlich. „Es war die Sixtinische Kapelle des Arsch-Aufreißens“, macht er deutlich. Art Shell wächt in Minuten von 2,00 Metern und 120 Kilogramm auf 4,90 Meter und 18 Tausend Bruttoregistertonnen. Und wenn er mit Hamburger Kodderschnauze erzählt, wie dieser „Killer Hybrid Motherf ...“ die Trainer sinnbildlich zerfetzt, ist der Coach-Esume-Camouflage-Move und in den Hintergrund zu verdunsten als einzige Rettung nachvollziehbar. Symphatisch, dass Esume zugibt, dass „im normalen Leben die Matrix mich sieht, ich sehe sie nur im Football“. Wie bei den Auswüchsen seiner neu erlangten Popularität, die schon mal dazu führt, dass jemand auf dem Münchner Flughafen am Pissoir nebenan ein Selfie von ihm macht. Wie er das vorspielt, ist zum Niederknien. „Im Ernst, hatte von Euch echt einer geglaubt, ich würde hier aus meinem Buch vorlesen?“, fragt er kurz vor dem Ende. Für alle, die ihn nicht kennen: unbedingt, wenn die Football-Saison in den USA läuft, sonntagabends mal Ran NFl einschalten. Sie werden ein Fan, ganz sicher!

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