Zweibrücken Sehnsucht, Schmerz und Peter Pan

„Ein Lied für Togo“ nannten die Sängerinnen Cathrin Bungert und Hildegard Baum sowie Pianistin Marina Kavtaradze ihr Konzert am Sonntagnachmittag im Pfarrheim der Heilig Kreuz Kirche in Zweibrücken. 2514 Euro konnten so für diverse Hilfsprojekte in dem afrikanischen Land gesammelt werden.

„Sehnsucht – deine Lieder“ war das Motto des Nachmittags, in dem die beiden Sängerinnen einen Streifzug durch die Lieder der deutschen Romantik unternahmen, aber auch einen Abstecher in die Welt des Musicals und der Filmmusik machten. Cathrin Bungert fesselte mit innigen, ausdrucksvollen Interpretationen von Liedern Franz Schuberts nach Texten von Johann Wolfgang von Goethe. Ihre Gestaltung der Ballade „So lass mich scheinen“, von markanten Klavierakkorden Marina Kavtaradzes begleitet, berührte durch schöne Formgebung und den vollen, dabei aber nicht zu schweren Klang ihres lyrischen Soprans. Ausdrucksstark lotete sie die unterschiedlichen Stimmungen aus, in erzählerischem Tonfall. Für jedes Bild, für jede Gefühlsregung fand sie dabei einen eigenen Ton. Die Kontraste des schwermütigen Liedes mit seinen Todesgedanken kam so farbenreich zur Geltung. Zu dramatischer Kraft und Fülle blühte Bungerts Stimme am Ende des Liedes auf. Hildegard Baum bezauberte vor allem mit einem Liederzyklus von Robert Schumann nach Gedichten von Elisabeth Kulmann (1808-1825), einer deutsch-russischen Dichterin aus St. Petersburg. Mit facettenreichem Tiefgang schattierte sie die reiche Gefühlswelt dieser Lieder aus, leiseste Regungen schwangen in ihrer Stimme mit. Verlustängste und Schmerz waren die Grundstimmung des ersten dieser Lieder, op. 104 Nr. 1. Den zwischen Trauer und Trost schwankenden Gefühlsausdruck in einer von Krankheit geprägten Welt zeichnete Hildegard Baums voller, dabei immer noch schlank geführter Sopran, der eine Entwicklung ins dramatische Fach hin erkennen ließ, in feinsten Nuancen nach. Mit den Schwalben zog auch die Sehnsucht der jungen Dichterin nach fernen Ländern, nicht ohne sarkastische Untertöne, die sich in aufblitzenden Härten Bahn brachen. Trotz klang aus „Du nennst mich armes Mädchen“, mutwillig und erregt zugleich kamen hier stürmische Gefühlsausbrüche zum Ausdruck, die Stimme der Sängerin verströmte sich voller Dramatik, die durch Akzente der Klavierbegleitung hervorgehoben wurde. Langsam, traum- und trauerverloren trieben die Gedanken in „Die letzten Blumen starben“ in der dunkel getönten Stimme von Hildegard Baum vor sich hin, begleitet von ruhigen Klavierakkorden, die wie eine Welt für sich standen. Stürmisch und fröhlich zugleich drängten Gefühlswogen in „Gekämpft hat meine Barke“ vorwärts, dem erlösenden Tod entgegen – ein romantisches Topos, das in dem frühen, krankheitsbedingten Tod der jugendlichen Dichterin eine biografische Entsprechung fand. Natur- und Stimmungsbilder prägten auch die Musical- und Filmhits, die die beiden wundervoll miteinander harmonierenden Sopranistinnen im zweiten Teil ihres Konzertes vorstellten. Leonard Bernsteins „Ohio“ aus „Wonderful Town“, Hits aus dem Broadway Musical „Peter Pan“ oder Filmschlager wie Lale Andersens „Lili Marleen“ und Zarah Leanders „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh`n“ rundeten die musikalische Reise durch die Länder der Sehnsucht ab. Dazu passte auch das Solostück „Träumerei“ aus Robert Schumanns „Kinderszenen“, das Pianistin Marina Kavtaradze als feinfühlige Romanze voll tiefer Empfindung mit subtilen Schattierungen gestaltete. Und als Überraschungsgast griff Pfarrer Wolfgang Emanuel zur Trompete.

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