Zweibrücken „Schüssel-Salze zeugen nur Durst“

Er jongliert mit Wörtern und Silben wie Artisten mit Bällen und Kegeln. Doch damit nicht genug. Willy Astor ist ein begnadeter Gitarrist – und ein Meister der leisen Töne. Am Freitagabend war der Bayer zu Gast in der Gebläsehalle in Neunkirchen. Am Ende spendeten die 800 Zuschauer nicht enden wollenden Applaus.

Nein, „batschnackert“ kommt Willy Astor dann doch nicht auf die Bühne. Er scheint anfangs noch unter der Dusche zu stehen, wie das Plätschern und die Duschlieder vermuten lassen. Mahnende Worte eines Show-Verantwortlichen zwingen den Künstler, im Frotteeturban auf die Bühne zu lugen. Ja, die Reihen sind gefüllt, die Leute bereit für das Kabarett unter dem Motto „Reim Time“. Quirlig und singend hüpft er herbei. Obwohl gar nicht nötig, schleimt sich der Bayer mit einem großen gelben „Well(en)-Kamm“ ein. Neunkirchen sei seine absolute Lieblingsstadt, flötet er. Nach intensiven Recherchen im Internet habe er anderthalb Tage lang eigens ein Lied komponiert. Das Ergebnis folgt auf den Fuß: „Neunkirchen, du bist so wie du bist.“ Aus und fertig. Gleich darauf konterkariert er die Lobhudelei. „In Sachen Mode hat sich hier wohl nicht viel getan“, sagt er herabblickend. „Gibt es keine größeren Städte in der Nähe?“. Langsam schlendert Astor die Treppe herunter, direkt zu den Zuschauern. Er plaudert mit Barbara und Werner „im Holzfällerlook“ und mit Caroline und Sebastian, die in Ingolstadt wohnen, und gerade auf Heimatbesuch in Freisen weilen. Bevor es peinlich zu werden droht, begibt sich der Künstler zum Glück der Interviewten wieder an seinen Stammplatz. Zur Eröffnung kündigt Astor ein selbst geschriebenes Lied mit zwei verschiedenen Stilrichtungen an: Country und Western. Mit Schnalzen ahmt er das Pferdegetrappel nach. Da ist von einer Schnepfe die Rede, die im Sand sitzt. Die Sache ist klar; „da(s) ist im posant“. Beim Anblick eines tänzelnden Mädchens, die am Schönheitswettbewerb teilnimmt, fragt er sich, „ob die Miss muss“; hat sie obendrein Bohnen gegessen, steigen die Chancen auf den Titel „Flätmäd“. An diesem seinem „schönsten Abend seit 24 Stunden“ träume er von Hits – gut, „im Sommer hab’ ich immer a Hitz’“. An dieser Art Humor, warnt Astor mögliche Kritiker, „ändert sich im Laufe des Abends nichts mehr“. Ohne Überleitung stimmt er seinen Song vom „Camping in Las Vegas“ an, ein typischer Astor – modifizierte Liedzeilen fließen in oft unsinnige, urkomische Kontexte ein: Zu Antonio, der Nudeln kochen möchte, sagt er großzügig, „you can leih my Seiher“. Das Problem der „Miele“, die „am laufenden Band klappert“, ist rasch erkannt. Ein Chihuahua wurde mitgeschleudert. Beim Urologen erwartet ihn der „Pofinger“. Ähnlich gehalten ist das Seniorenmedley. Da heißt es „nur der Gedanke, dass sie ein anderer Mann einmal sein eigen nennt ...“ – und die Rede ist von den „Dritten“. „Hello Again“ singt Opa, als ihn der Notarzt wiederbelebt hat. Anders als ihr ältlicher Mann schafft es „Bärbel rein“ („Purple Rain“) in jede Parklücke. Im selben Stile – jedoch ohne musikalische Begleitung – kommt der Erlebnisbericht von Astors Winterurlaub in Meran daher. Ein besoffener Russe hat ihn in(s) „Snow bo(a)rd, als er unterwegs (war) auf (der) „Buckel pis(s)te …“ Im Krankenhaus schob der indische Arzt den Verletzten an den Ende des Ganges, bevor ihn der chinesische Kollege Bistschaustbisthi untersuchte. Gesundheit genießt bei Astor generell einen hohen Stellenwert. Ausdrücklich betont er, dass Lachen gesund sei, und das sollten alle oft tun. Manche Mittel, räumt er ein, zeigten nur wenig Wirkung: „Globuli helfen gar nicht, „Schüssel-Salze erzeugen nur Durst.“ Mitgebracht hat er ein Alleinunterhalterkeyboard, es sei aus Japan, „ist das nicht ein Yama(ha)?“ Da er sich beim Grand Prix der Volksmusik bewerben möchte, fängt er an zu dudeln wie „Schädel Toni von der Ritzn Alm, der singt a Schmarrn“. Weiter eilt der Künstler – von Gag zu Gag, immer wieder auf die Gebläsehalle rekurrierend. „Was für ein toller Name. Da fragt man sich, was hier wohl früher war“, meint er kichernd. Nicht fehlen darf der Hit aus „meiner oberbayrischen Heimat“ mit dem Refrain „i hob d’ Maschin schon putzt“ und der Urlaubssong über die Spirituosen, „eine bekannte Inselgruppe“. Die Geschichte besticht durch das Aneinanderreihen von Alkoholika. Fetzig und laut dreht Astor beim Techno-Song vom „Pubertier Is in the House“ auf. Ganz leise und nachdenklich dagegen stimmt seine Komposition „Einfach leben“. Mit der Zugabe „Nautilus“ verabschiedet sich der begnadete Wortkünstler und Gitarrist von seinem begeisterten Publikum.

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