Zweibrücken Schönheit kommt von innen

„Wir geben einem Juwel neuen Glanz“, hatte Gewobau-Chef Werner Marx über die Villa Ipser gesagt.
»Wir geben einem Juwel neuen Glanz«, hatte Gewobau-Chef Werner Marx über die Villa Ipser gesagt.

Nicht zufällig steht sie ein Stück oberhalb der Stadt, in einem 7000 Quadratmeter großen parkähnlichen Garten. Denn die Villa Ipser, bekannt auch als Villa Rothenberg, war ein herausragendes Gebäude und ist es wieder geworden. Nicht allein aufgrund ihrer eigenwilligen Architektur, der detailverliebten Verzierungen und des feinen Stuckwerks. Sondern auch aufgrund ihrer wechselvollen Geschichte und ihrer glanzvollen Wiedergeburt.

Sie ist eine Schönheit, und sie vermittelt Schönheit. Im Jahr 1908 erbaut als extravagante und nicht minder repräsentative Residenz eines wohlhabenden Schuhfabrikanten, tritt die 19 Zimmer große Jugendstil-Villa heute als Zentrum für Ästhetik und Wohlbefinden auf. Eine Schönheitsklinik wurde letztlich aus dem Wohnhaus von Anton Ipser, nachdem der zweigeschossige Putzbau zeitweise als Hotel, als Jugendherberge, als Verwaltungsstelle der Bundeswehr und schließlich als Unterkunft für Asylsuchende gedient hatte. Ipser, der laut Stadtführerin Monika Link zunächst als Betriebswirt bei der Schuhfabrik Frowein & Pfeiffer gearbeitet und sich später mit großem Erfolg selbstständig gemacht hatte, stellte hohe Ansprüche. Sein Wunsch war eine Villa, die durch ihre Größe, erst recht aber durch die außergewöhnliche Gestaltung aus dem Rahmen fallen sollte. Der Entwurf eines etablierten Architekten landete prompt im Papierkorb. Als Planer kam dann Otto Schäfer zum Zuge, gerade mal 22 Jahre alt und mutmaßlich unerfahren, aber experimentierfreudig. Die Renovierung der Alexanderskirche hatte den Mann aus Tüttleben nach Zweibrücken geführt. Für die Villa Ipser entwickelte Schäfer einen unregelmäßigen Grundriss, kombinierte Elemente des Barock und der Renaissance mit typischen Jugendstil-Ornamenten und ergänzte schließlich noch einen alles überragenden Turm mit Zwiebeldach. Ein ungewöhnliches, aber in sich stimmiges Konzept, das sich an Ideen des Historismus anlehnte. Dazu kamen ein prächtiges Nebengebäude, erbaut als Pferdestall und Personalwohnung, der Park und dessen Einfriedung durch einen schmiedeeisernen Zaun mit aufwendigen Jugendstil-Ornamenten. Doch die Geschichte des noblen Anwesens hätte ein unrühmliches und trauriges Ende nehmen können. Die Turmhaube wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, über die Jahrzehnte verwilderte der Park, das Nebengebäude brannte in den 1990er Jahren ab – und die einzigartige Villa drohte zu verfallen. Ideen für eine Wiederherstellung gab es zuhauf, aber mögliche Investoren scheiterten. Rettung bot schließlich die Gesellschaft für Wohnen und Bauen (Gewobau), die die Immobilie 2002 erwarb – um den alten Glanz wenigstens ansatzweise wiederherzustellen. Ein Glücksfall, auch wenn die konkrete Nutzungsperspektive zunächst fehlte. Die Sanierung erfolgte von 2005 bis 2010. Behutsam, aber umfassend und kompetent bis ins Detail. Sogar die Turmhaube wurde auf der Grundlage alter Fotos nachgebaut, und der komplette Zaun aufwendig restauriert. Anpassungen an die Erfordernisse der Schönheitsklinik, die schließlich in die Villa einzog, blieben begrenzt. Im Keller mussten Böden tiefer gelegt werden, um eine ausreichende Raumhöhe für Sauna, Liegeraum und Küche zu schaffen. In den Patientenzimmern wurden Sanitärzellen als Module eingebaut, die sich jederzeit wieder entfernen lassen. „Wir geben einem Juwel neuen Glanz. Da muss sich die Nutzung dem Gebäude anpassen und nicht umgekehrt“, lautete die Devise des Gewobau-Geschäftsführers Werner Marx. Dass die Villa „etwas Einmaliges“ bietet, bestätigte Klinik-Betreiberin Eva Lang beim Einzug. Nämlich ein Verwöhn-Angebot für Körper und Seele in einer einzigartigen Umgebung – das jetzt durch eine Sporttherapeutin und Ernährungsberaterin sowie durch einen Osteopathen ergänzt wird. Sie nutzen Räume im Dach- und Erdgeschoss. Info Weitere Informationen und Anekdoten zu Zweibrücker Villen und deren Erbauern liefert die Villen-Rundfahrt des Kultur- und Verkehrsamtes mit Stadtführerin Monika Link. Nächster Termin: Sonntag, 1. Oktober, 15 Uhr.

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