Zweibrücken Pionier der Tourismus-Literatur

In der Ritterstraße, der frühreren Pfarrgasse eröffnete Georg Ritter im Alter von 23 Jahren seine Druckerei.
In der Ritterstraße, der frühreren Pfarrgasse eröffnete Georg Ritter im Alter von 23 Jahren seine Druckerei.

Kaum hatte Johannes Gutenberg im Jahr 1450 den modernen Buchdruck durch bewegliche Lettern erfunden, begann Ende des 15. Jahrhunderts auch die Zweibrücker Druckgeschichte. Der wohl bekannteste Drucker ist Georg Ritter, der im 19. Jahrhundert in der Zweibrücker Pfarrgasse – diese heißt heute Ritterstraße – seine eigene Druckerei eröffnete.

Georg Ritter wurde am 7. Mai 1795 geboren. Ritter, dessen Vater Gerber war, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach der Lateinschule besuchte er ab 1807 das Gymnasium Bipontinum. Später wechselte er aus dieser höheren Schulbildung in die Druckerlehre. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. Ritter war gerade 23 Jahre alt, als er seine eigene Druckerei eröffnete. Dieser war eine Buchhandlung, ein Lesezirkel und ein Papier- und Schreibwarenhandel angegliedert. Ritters Betrieb druckte Zeitungen, Zeitschriften, Kalender, griechische Klassiker, Schulbücher sowie das „Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch für protestantisch-evangelische Christen“ in einer Auflage von 30 000 Exemplaren – als Drucker gab er insgesamt elf Auflagen des Gesangbuchs heraus. Zu den anspruchsvollsten Drucken Ritters zählt das Reisehandbuch „Der Rhein – von den Quellen bis zur Mündung in die Nordsee“ aus dem Jahr 1842, das ihn als Herausgeber und Pionier der modernen Tourismus-Literatur ausweist. Ritter war verheiratet mit Friederike Braun, die fünf Kinder mit in die Ehe brachte. Die Stieftochter Friederike Wilhelmine heiratete den Gründer der Dinglerschen Maschinenfabrik, Christian Dingler. Stieftochter Caroline Elisabeth heiratete den Gründer der Landmaschinenfabrik, Johann Christian Wery. Aus der Ehe mit Friederike gingen weitere fünf Kinder hervor: Rosina, die älteste Tochter, heiratete den Richter Karl Joseph Schuler. Die zweite Tochter, Maria Carolina, heiratete den Kaufmann Wilhelm Wery und Johanna Friederike den Drucker August Kranzbühler, der als Schwiegersohn Ritters Nachfolger im Geschäft wurde. Ritter lebte in seinem Wohn- und Geschäftshaus in der Pfarrgasse, der heutigen Ritterstraße. Neben seiner Tätigkeit als Drucker war Ritter ein treu sorgender Familienvater, der sich zudem politisch engagierte. Er unterstützte den demokratischen Aufbruch und setzte sich als Drucker der „Hambacher“ Siebenpfeiffer und Wirth der Gefahr der gerichtlichen Verfolgung aus. Tatsächlich wurde gegen Ritter ein Verfahren eingeleitet. Wegen des Druckens und Verbreitens anonymer Schriften wurde er zu sechs und in einem anderen Verfahren wegen Beleidigung der Zollbehörde zu zehn Tagen Gefängnis verurteilt. Georg Ritter, der sich auch als Stadtrat engagierte und Ehrenbürger der Stadt wurde, starb am 1. Januar 1854 im Alter von 59 Jahren.

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