Zweibrücken Permanente Nadelstiche über 60 Minuten

Setzte schon vor der Pause vier schöne Rückraumkracher ins Netz der Stuttgarter: der Zweibrücker Johannes Knoll (mit Ball), hier
Setzte schon vor der Pause vier schöne Rückraumkracher ins Netz der Stuttgarter: der Zweibrücker Johannes Knoll (mit Ball), hier bedrängt von Bittenfelds Nicolaus Fynn (rechts). Knolls 8:5 war ein Wurf wie ein Strich.

«ZWEIBRÜCKEN.» Klaus-Peter Weinert, Trainer der A-Junioren-Handballer des SV 64 Zweibrücken, ist ein ruhiger Vertreter seiner Zunft. Dass es selbst ihn am Sonntag beim 27:25 (13:10)-Sieg seines Teams in der Bundesliga-Partie gegen den Tabellenzweiten TV Bittenfeld (wir berichteten kurz) im zweiten Durchgang kaum noch auf der Bank hielt, zeigt, wie emotionsgeladen das Spiel war.

Am Ende stand ein überraschender, aber verdienter Sieg der Zweibrücker, die 60 Minuten lang aufopferungsvoll kämpften. Entsprechend stolz war Weinert auf sein Team. Nachdem Philipp Meisers Einsatz wegen Achillessehnenproblemen fraglich gewesen war und Nico Müller, der als Sonderbewacher für Bittenfelds Top-Spieler Max Oehler vorgesehen war, krank passen musste, „habe ich ehrlicherweise schon gedacht: Oh je, was wird das? Aber was die Jungs hier geleistet haben, das war erstklassig“, lobte Weinert. Das erste Signal setzte Johannes Knoll mit seinem Rückraumkracher zum 2:1 (6.). Es war die erste Führung für die Zweibrücker – und sie gaben sie nicht mehr ab. Spielmacher Felix Dettinger scheiterte zwar per Strafwurf an TVB-Torwart Sebastian Rica-Kovac, netzte aber den Abpraller zum 3:1 ein. Der SV legte vor, Bittenfeld zog nach. Sebastian Meister signalisierte SV-Linksaußen Philipp Becker beim Einwurf: „Wir spielen Doppelpass“. Einwurf Becker zu Meister, Rückpass zu Becker: Tor, 4:2. Das waren die Nadelstiche, die dem favorisierten Nachwuchs des Bundesligisten TVB Stuttgart den Nerv zogen. Schnell begannen sie zu hadern. Auch TVB-Trainer Jörg Ebermann suchte früh den ständigen Dialog mit den Schiedsrichtern, ab Halbzeit zwei sogar mit den Zweibrücker Fans. „Du musst den Dettinger früher attackieren“, forderte Ebermann von Maurice Widmaier, der den Zweibrücker Spielmacher auf Sicht deckte. Das engte dessen Kreise aber nur bedingt ein. Der SV-Regisseur wich mal auf Außen aus, schaltete sich immer wieder erfolgreich ins Angriffsspiel seiner Mannschaft ein, in dem Knoll mit tollen Schlagwürfen aus der Distanz weiter Akzente setzte. Besonders sehenswert: der Treffer zum 8:5 (15.), ein Wurf wie ein Strich. Spielentscheidend war, dass Dettinger, der früh zwei Zeitstrafen kassiert hatte, danach vorgezogen deckte, um Max Oehler aus dem Spiel zu nehmen. Das machte er erstklassig. Aus dem Spiel heraus gelang Oehler kein Tor. Die auffälligste Szene hatte der TVB-Spielmacher in der 50. Minute, als er den einlaufenden Philipp Baus mit einem Ellbogencheck niederstreckte. Baus, der kurz vor der Halbzeit dreimal an TVB-Torwart Rica-Kovac gescheitert war, hatte da gerade dreimal in Serie getroffen. Glück für Oehler, dass er weder die Rote Karte sah noch für zwei Minuten auf die Bank musste. Die Schiedsrichter bestraften versehentlich seinen Nebenmann Yannic Wissmann. Weitere erfreuliche Meldung des Tages: Nach sechs Monaten Pause (Mittelfußbruch) feierte Fabian Naumann sein Comeback und traf prompt. Bei den Zweibrückern schwanden die Kräfte, aber sie konnten sich auch auf Torwart Benedict Haubeil verlassen, der mehrfach stark parierte und den psychologisch wichtigen Ausgleich verhinderte. So spielten sie S V 64 Zweibrücken: Haubeil - Meiser (3), Dettinger (7/2), Knoll (6) - Baus (3), Becker (1) - Meister (6) - Altpeter, Gohl, Naumann (1) TV Bittenfeld: Rica-Kovac - Keim (1), Widmaier (3), Klöpfer (1) - Wisst, Wissmann (3/1) - Maier (1) - Oehler (3/3), Kuhnle (6), Mustata, Fynn (5), Föge (2) Spielfilm: 3:1 (7.), 6:3 (11.), 12:8 (23.), 12:10 (27.), 13:10 (Halbzeit), 16:13 (36.), 22:18 (45.), 23:20 (51.), 23:22 (54.), 25:24 (57.), 27:25 (Ende) - Zeitstrafen: 6:7 - Rote Karte: Widmaier (44., dritte Zeitstrafe) - Siebenmeter: 3/2 - 5/4 - Beste Spieler: Dettinger, Knoll, Meister Kuhnle, Nicolaus - Zuschauer: 170 - Schiedsrichter: Engeln/Schmitz (HV Niederrhein)

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