Zweibrücken Leise vibrieren die Streicher vorm Sturm

„Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms und die Uraufführungen der Preisträger des fünften Homburger Kompositionswettbewerbs standen am Sonntagabend auf dem Programm des Homburger Sinfonieorchesters und des Encore Kammerchors. In der Kirche Maria vom Frieden in Homburg-Erbach interpretierten sie die Werke unter Leitung von Jonathan Kaell zusammen mit den Solisten Elizabeth Wiles und Peter Schöne. Rund 500 Zuhörer waren neugierig auf die Kompositionen.

Der Psalm 39 in altertümlichem Deutsch stand im Mittelpunkt: „Herr lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss. Und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muss. Siehe, meine Tage sind einer Handbreit vor Dir, und mein Leben ist wie nichts vor Dir.“ (Flyer Kompositionswettbewerb). Auch Johannes X. Schachtner, Renats Cveckovskis und Pierre Agut, die Preisträger des fünften Homburger Kompositionswettbewerbs, setzten sich in ihren Werken mit diesem Bibelzitat auseinander. „Psalmodia – Canonische Meditation Nr. 3 für Chor und Orchester“ nannte Johannes X. Schachtner (Jahrgang 1985) seine expressive Komposition. Dräuende Klänge, die sich immer mehr steigerten, bestimmten den Anfang des Werkes. Eine plötzliche Pause markierte die „Ruhe vor dem Sturm“, der nach leise-bedrohlich vibrierenden Streichern in einem kraftvollen, hektisch-erregten Stimmgewirr ausbrach, um dann in kaum noch vernehmbarem Gemurmel zu ersterben. Ein kraftvoller Choreinsatz prägte „Orationes Meae – Mein Gebet“ von Renats Cveckovskis (Jahrgang 1999). Nach dieser Ankündigung bestimmte eine ein flächiger Streicherklang mit einzelnen hervortretenden Violinstimmen das Klangbild, das in ein melodiös-flutendes Thema einmündete. Voller Spannung gestaltete das Homburger Sinfonieorchester dramatische Entwicklungsprozesse mit markanten Streichertremoli und eindringlichen Geigenmotiven, über denen der Sprechgesang des Chores Psalm 39 voll packender Eindringlichkeit intonierte. Nach und nach ebbte der Chorgesang ab, lautmalerisch ausschattiert von Streicherpassagen, die sich nach und nach in unbestimmbaren Tontrauben auflösten, lautmalerisch akzentuiert von leisen, silbrigen Glockenschlägen. „Ein deutscher Psalm“ von Pierre Agut (Jahrgang 1983) zeichnete sich durch leise Spannungsmotive der Streicher und enge Stimmführung der einleitenden Chorpassagen aus. In dem sich zunehmend verdichtenden Klangbild wurde der Psalmentext durch Fanfaren lautmalerisch betont. „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms war durch eine hochromantische Interpretation der Klangsprache geprägt. In der Behandlung von dramatischen Entwicklungsprozessen erinnerte die Orchesterführung von Dirigent Jonathan Kaell stellenweise an den Stil Richard Wagners. Das wurde vor allem bei klagenden Themen und trauermarschähnlichen Passagen deutlich. Lautmalerische Kontraste ließ Kaell sehr expressiv herausarbeiten. Bei der Themengestaltung legte Kaell Wert auf plastische Konturen. Doch bei aller Kraft blieb das Homburger Sinfonieorchester immer ein differenzierter, flexibel agierender Klangkörper. Der Encore Kammerchor unter Leitung von Matthias Rajczyk war dagegen durch eine ausgesprochen schlanke Stimmführung geprägt. Auch Bariton Peter Schöne, seit dieser Spielzeit Ensemblemitglied des Saarländischen Staatstheaters, überzeugte neben nuancenreicher Ausdruckskraft vor allem durch den schlanken und doch kräftigen Klang seiner Stimme, die er von fahler Trauer bis zu dramatischen Ausbrüchen souverän einsetzte. Elizabeth Wiles begeisterte in diesem packenden Konzert durch den warmen Klang ihres voll aufblühenden lyrischen Soprans, der feinste Gefühlsregungen auslotete.

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