Zweibrücken Kinderpflegedienst: Kein Zentrum, aber eine Klinik

Das Haus Bickenalb soll einen neuen Anbau bekommen, der denkmalgeschützte vordere Teil (Foto) soll stehen bleiben. Das Haus werd
Das Haus Bickenalb soll einen neuen Anbau bekommen, der denkmalgeschützte vordere Teil (Foto) soll stehen bleiben. Das Haus werde für Schulungen bereits genutzt, sagt der Kinderpflegedienst.

Eine Klinik mit 42 Betten für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, die auf dauerhafte Beatmung angewiesen sind, ist nun für das ehemalige Altenheim Haus Bickenalb vorgesehen. Von früheren Plänen, dort ein Zentrum mit Klinik-, Reha- und Pflegebereich sowie Hotel für die Angehörigen einzurichten, ist der Kinderpflegedienst Karlsruhe inzwischen abgekommen – unfreiwillig, wie Sprecher Achim Momm betont.

Die geplante Klinik müsse es in den Landeskrankenhausplan schaffen, und hier mache das Land Vorgaben. Eine davon war laut Momm, dass der Pflegedienst sich in Zweibrücken auf ein Angebot beschränken muss. Den ursprünglich vorgesehenen Mix aus Krankenhaus, Reha und Pflege habe es abgelehnt. Als Grund habe das Land unter anderem die unterschiedlichen Kostenträger genannt – Krankenkassen, Pflegekassen, Sozialhilfeträger –, und die Tatsache, dass die zu erwartenden Patienten nicht alle aus Rheinland-Pfalz kommen. Letzteres mache das Konstrukt noch komplizierter, weil zum Beispiel gleich mehrere Sozialämter beteiligt seien.

Kinderpflegedienst-Leiterin hätte Mischform vorgezogen

„Es war eine schwere Entscheidung“, sagt die Leiterin des Kinderpflegedienstes, Julia Keller. Sie hätte die Mischform vorgezogen, „aber uns sind die Hände gebunden“. Man werde jetzt eine reine Klinik beantragen und mit neuem Konzept und neuen Plänen in den nächsten Wochen beim Mainzer Gesundheitsministerium antreten. An baulichen Veränderungen ist laut Momm ein Anbau an den denkmalgeschützten Teil des Hauses vorgesehen, der einen Innenhof entstehen lässt und das Flüsschen Bickenalb einbezieht.

Keine belastbaren Studien über Fallzahlen

Das Land fordere auch, dass der Bedarf an den 42 Klinikbetten nachgewiesen wird, idealerweise in Rheinland-Pfalz. Dazu Keller: „Das Krankheitsbild unserer Patienten ist aber so speziell, dass wir auch welche aus anderen Bundesländern haben.“ Auch gebe es bislang keine belastbaren Studien über die Fallzahlen bei zu beatmenden Kindern und Jugendlichen. „Nach unseren Beobachtungen steigt der Bedarf, aber die Zahlen müssen wir selbst in jedem einzelnen Krankenhaus mühsam zusammentragen.“ Das geschehe gerade, so Keller. Die steigende Zahl von beatmeten Kindern erklärt Keller unter anderem mit medizinischen Fortschritten. Viele Frühgeborene etwa hätten früher nicht überlebt. Heute könne man ihr Leben in vielen Fällen retten, aber sie hätten oft Probleme mit der Lunge.

Eltern und Kliniken weisen auf Bedarf hin

Nicht nur betroffene Eltern, auch Kliniken wiesen immer wieder auf den Bedarf an Einrichtungen speziell für beatmete Kinder hin, sagt Keller. Bundesweit gebe es neben dem Kinderpflegedienst Karlsruhe nur noch zwei, drei weitere Intensivpflegedienste speziell für Kinder. Das führe dazu, dass Kinder, die auf Beatmung angewiesen sind, oft viel länger auf der Intensivstation eines Krankenhauses bleiben als nötig, weil es keine passende Anschlussbehandlung gibt. Es führe dazu, dass Kinder in Einrichtungen für Erwachsene verlegt werden, wo sie nicht gezielt betreut werden können. Und es führe dazu, dass Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen lassen, unzufrieden sind, weil die herkömmlichen Pflegedienste nicht auf Kinder spezialisiert sind.

Klinik im Haus Bickenalb soll Lücke schließen

Die geplante Klinik im Haus Bickenalb soll diese Lücke schließen. Sie soll laut Keller die Nahtstelle sein zwischen Krankenhaus und der Pflege zu Hause. Eine dauerhafte stationäre Behandlung sei nicht vorgesehen, vielmehr sollen die Eltern und auch die Pflegekräfte auf die Pflege daheim vorbereitet werden. Bei beatmeten Kindern sei das eine anspruchsvolle Aufgabe, „bei der keine Fehler passieren dürfen, es geht hier schließlich um Leben und Tod“, so Achim Momm. Auch sollen in dem Haus Kinder vorübergehend unterkommen, deren pflegende Eltern selbst krank werden oder aus anderen Gründen verhindert sind.

Termin der Eröffnung noch unklar

Wie sieht der Zeitplan aus? „Im Sommer wissen wir mehr“, sagt dazu der externe Berater Achim Momm, der keine Prognose abgeben will, wann die geplante Klinik im Haus Bickenalb öffnet. Die Stadt wartet laut Pressesprecher Heinz Braun auf einen konkreten Bauantrag. Den will der Kinderpflegedienst aber erst stellen, wenn das Land grünes Licht gibt. Die derzeit von der Stadt gemieteten Büroräume im Erdgeschoss würden bereits für Schulungen genutzt. Und 20 Mitarbeiter des früheren Evangelischen Krankenhauses seien bereits für den Kinderpflegedienst im Einsatz.

Kinderpflegedienst arbeitet seit Sommer 2016 an den Plänen

Der Kinderpflegedienst Karlsruhe trat in Zweibrücken erstmals im Sommer 2016 mit dem Plan auf, ein Pflegezentrum im ehemaligen Haus Bickenalb zu eröffnen. Das Ansinnen, dafür Räume im ehemaligen Evangelischen Krankenhaus zu mieten, habe der Landesverein für Innere Mission in der Pfalz abgelehnt.

Frühgeborene haben häufig Probleme mit der Lunge und müssen manchmal dauerhaft künstlich beatmet werden.
Frühgeborene haben häufig Probleme mit der Lunge und müssen manchmal dauerhaft künstlich beatmet werden.
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