Zweibrücken Jubelschrei und Chaos

Der Autor: Sebastian Andreas Rouget.
Der Autor: Sebastian Andreas Rouget.

Sebastian Andreas Rouget – der Name klingt schon kunstvoll, andächtig: Nach einem Versprechen, das der Saarbrücker Autor mit seinem Buch „Drei Stufen im Trockenen“ hält. Die dort versammelten Kurzgeschichten reichen von Dramatik über Komik bis hin zu verstecktem Witz. Aber auch wer zwischen den Zeilen liest, kann einiges aus diesem Buch ziehen.

Wenn man sich auf jede der 13 Kurzgeschichten einlässt, dann bemerkt man schnell, dass das Buch voller Kunst steckt: Sprachliche Bilder, Metaphern und verschiedene, andächtig verwendete Stilmittel in den Geschichten machen es zu einem Vergnügen, das Buch zu lesen. Sprachlich äußerst pointierte Sätze erwarten den Leser. „Blau, die glatte Fläche. Ein Nachtbild. Das sich nicht entsprechende Innen und Außen“ ist nur einer der bemerkenswerten Passagen, die der Autor (Jahrgang 1989), so scheint es, für den Leser in engagierter Arbeit erdacht hat. So nämlich beschreibt Rouget in der Geschichte „City of Glass“ die staccatoartigen Phasen eines Mannes, der vor kurzem einen Schlaganfall erlitten hat. Immer wieder gleitet er ab in den Schlaf, ohne es recht zu bemerken. Psyche, Körper und vor allem die Seele des 36-jährigen Protagonisten sind angeschlagen. Aber dann fasst der Schlaganfallpatient einen Entschluss und sucht seine große Liebe wieder, zu der er seit über acht Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Aber das Leben, das Schicksal und nicht zuletzt ein bittersüßer Funke schwarzer Ironie macht den beiden einen Strich durch die Rechnung. Das Leben ist nicht immer schön oder perfekt, aber es ist für die Lebenden. Diese Botschaft schimmert zwischen den Zeilen Rougets hindurch. Und die wie zufällig gesetzten Hinweise, ironischen Spitzen und verstecken Wahrheiten über das Leben und die verschiedenen Individuen in diesem gelingen dem 48-Jährigen mit einer kunstvollen Note. Darüber hinaus haben sie den Nebenaspekt, den Leser weit über die geschriebenen Seiten hinaus zu fesseln. Das Nachdenkliche bei manchen Geschichten überwiegt. Rouget, der ein Psychologiestudium an der Universität Trier absolviert hat, zeigt eindrucksvoll, aber ohne an auch nur einer Stelle belehrend zu wirken, dass es nur eines winzigen Anstoßes bedarf, dass sich das Leben eines Menschen von Grund auf ändern kann. Gleichzeitig aber sind seine Geschichten ein Hoch aufs Leben, ein Jubelschrei, der den Leser nie im Regen stehen lässt. Selbiger wird an die Hand genommen und, so scheint es, behütet durch die Geschichten der Leben geleitet, die sich vor dem Leser auftun. Sprachlich wie inhaltlich ein Meisterwerk, schafft Sebastian Andreas Rouget in jeder seiner verschieden langen Geschichten eine bildgewaltige Atmosphäre. Gerade wenn zwei Protagonisten aufeinandertreffen, sorgen kurze, prägnante Sätze, Dia- oder Monologe dafür, dass man sich mühelos in die Szenen hineinversetzen kann. Nicht selten hat man das Gefühl, man würde selbst am Tisch sitzen, eine Tasse Kaffee in der Hand, und sich gegenüber der zweiten Person entfremdet und unwirklich fühlen. Das Buch ist ein Sammelsurium mit Geschichten voller Angst und Hoffnung, Schmerz und Euphorie. Die Zeilen handeln vom Innehalten und vom Weitermachen, vom tiefen Fall und vom Chaos, das sich manchmal im Leben abspielen kann. Aber wenn man diese Schichten entfernt, findet man in den Geschichten das rohe, pralle Leben, versinnbildlicht durch verschiedene Figuren. In den Jahren 2014 sowie 2015 erhielt der Autor Sebastian Andreas Rouget für seine Texte den Hans-Bernhard-Schiff-Förderpreis des Saarlandes, und das merkt man auch in seinen Geschichten: Ungewöhnlich, aber literarisch sehr anspruchsvoll öffnet er mit seinen Geschichten Türen, hinter denen sich Überraschendes und Nachdenkliches verbirgt. Lesezeichen Sebastian Andreas Rouget, „Drei Stufen im Trockenen“, Kurzgeschichten, Conte Verlag St. Ingbert, 2018, 151 Seiten, 16 Euro.

Auf dem Cover steht schon der Textanfang.
Auf dem Cover steht schon der Textanfang.
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