Kreis Südwestpfalz Im Hauptberuf bleibt Pfeife im Schrank

Bekannt ist Christian Dingert als Bundesliga-Referee – hier auf dem Fußballplatz bei Diskussionen mit HSV-Profi Jan-Fiete Arp.
Bekannt ist Christian Dingert als Bundesliga-Referee – hier auf dem Fußballplatz bei Diskussionen mit HSV-Profi Jan-Fiete Arp.

„Es ist doch klar, dass wir in den ersten zwei, drei Jahren nicht gleich Bäume ausreißen können“, dämpft Christian Dingert die Erwartungen. Doch bereits in den ersten Monaten möchte er die Weichen für mehr Jobs im Landkreis Kusel stellen. Dort bekleidet Dingert eine ganz neue Funktion in der Kreisverwaltung – die des Mittelstandslotsen/ Wirtschaftskoordinators. Vergangenen Freitag bei der Eröffnung der Gewerbeausstellung in Waldmohr hat Landrat Otto Rubly (CDU) ihn offiziell in dieser Funktion vorgestellt.

Eine anders strukturierte, eine bessere Wirtschaftsförderung – das war in Rublys Landrats-Wahlkampf im Frühsommer 2017 ein zentrales Anliegen. Schon kurz nach seiner Amtsübernahme im Oktober führte er ein erstes Gespräch mit seinem Wunschkandidaten für eine neue Stabsstelle. Dieser Mitarbeiter soll nicht fest in die Behördenhierarchie eingebunden, sondern direkt dem Landrat unterstellt sein. Der Name Christian Dingert lag dabei auf der Hand: Der 37-Jährige hat nicht nur Verwaltungserfahrung. Als Bundesliga-Schiedsrichter ist er weithin bekannt und geschätzt – und ist durch diese Tätigkeit den Umgang mit ganz unterschiedlichen Menschen gewohnt. Schritt für Schritt hat Dingert zugunsten der neuen Aufgabe seinen bisherigen Dienstposten verlassen, wo er sich in der Kreisverwaltung als Sachbearbeiter um interne Organisation kümmerte. „Ein fließender Übergang“ sei es gewesen, sagt er zur RHEINPFALZ. Mit dem Start ins Amt ist Dingert sehr zufrieden: „Wir haben unheimlich viel Input von draußen und ganz viele Ideen bekommen, was und wie wir es machen sollten. Wir müssen das jetzt nach und nach abarbeiten.“ Da ist zum einen die Zusammenarbeit mit anderen Gebietskörperschaften und Organisationen. Der Kreis Kusel wolle keine isolationistische Wirtschaftsförderung mehr betreiben und mit mehr Bescheidenheit auf andere zugehen – Dingert spricht hier sogar von Demut. Denn: „Wir müssen ja das Rad nicht neu erfinden. Wir müssen zuhören.“ Erste Gespräche mit der Wirtschaftsförderung anderer Städte und Kreise haben er und Rubly bereits geführt, weitere stehen an. Punkt zwei: der Kontakt zu Firmen und deren Chefs im Kreis. Diesen wolle er zuhören: „Wenn jemand zehn Jahre lang erfolgreich war, dann hat er vieles richtig gemacht – und davon kann man lernen“, betont er, „dass wir als Verwaltung ja nicht allwissend sind in Sachen Wirtschaftsförderung“. Er stehe in gutem Kontakt zu mehreren Unternehmen. Von diesen wolle er nun wissen, was sie von der Kreisverwaltung brauchen, um sich weiter gut entwickeln zu können. Dingert will im Team arbeiten – in welcher Form das mit dem bisherigen Wirtschafts-Service-Büro passieren soll, ist noch nicht geklärt – und Ressourcen nutzen: „Ich kann nicht gleichzeitig überall im Kreis sein. Aber wir haben Abteilungen, deren Mitarbeiter unterwegs sind. Wenn die aus den Firmen etwas hören, ist es wichtig, dass das bei mir ankommt.“ Punkt drei: Obwohl Dingert sich zunächst vor allem auf Bestandspflege konzentrieren will („Die Unternehmen, die da sind, haben dem Kreis die Treue gehalten und verdienen es, dass man sich um sie kümmert“), hat er auch Neuansiedlungen im Blick. Er weiß, dass das heutzutage schwer ist. Mehrere Faktoren kommen ihm dabei zupass. Beispielsweise die Organisation als Stabsstelle: „Man kann da schon leichter den eher praktischen Ansatz verfolgen“, weil man nicht strikt in die Behördenhierarchie eingebunden sei. Oder sein Zweitjob als Referee. Er kenne jeden Ort im Kreisgebiet, weil er als junger Schiedsrichter überall gepfiffen habe. Und natürlich kenne er von daher im Kreis jede Menge Menschen – und diese ihn.

Christian Dingert: „Wir bekommen im Moment sehr viel Input von Firmen und Unternehmern. Den müssen wir jetzt abarbeiten.“
Christian Dingert: »Wir bekommen im Moment sehr viel Input von Firmen und Unternehmern. Den müssen wir jetzt abarbeiten.«
x