Zweibrücken Hohe Hürden verbauen kurzen Schulweg

Die für die Mörsbacher Kinder zuständige Grundschule ist die Albert-Schweitzer-Schule in Ernstweiler.
Die für die Mörsbacher Kinder zuständige Grundschule ist die Albert-Schweitzer-Schule in Ernstweiler.

Der Mörsbacher Ortsvorsteherkandidat Kurt Blinn hat es als ein Ziel ausgegeben, dass Mörsbacher Grundschulkinder nicht mehr quer durch die Stadt nach Ernstweiler gefahren werden müssen, sondern die Grundschule im viel näheren Kirrberg besuchen können. Die RHEINPFALZ hat nachgehakt, welche Schritte dafür notwendig wären.

„In Mörsbach überlegen viele, ob sie ihre Kinder nach Kirrberg in die Schule schicken. Vor zwei, drei Jahren sind sehr viele Kinder nach Kirrberg gegangen. Das war meist so, dass die Eltern im Saarland gearbeitet haben und die Kinder auf dem Weg zur Arbeit bringen und abholen konnten“, sagt die Mörsbacherin Katrin Carbon. 2017 und 2018 seien allerdings keine Kinder nach Kirrberg gegangen. Sie und ihr Mann hätten zwar überlegt, ihren Sohn ins nahe gelegene Saarland zur Schule zu schicken. Da es keinen geregelten Busverkehr zwischen den beiden Nachbarorten gibt, hätten sie sich dagegen entschieden. Carbon selbst besuchte die Grundschule in Ernstweiler und fand nichts Ungewöhnliches dabei. Ihr Sohn müsse etwas früher aufstehen, fahre aber gerne Bus und mit der Albert-Schweitzer-Schule seien sie „sehr zufrieden“. Die Mörsbacher Kinder nach Kirrberg zur Grundschule zu bringen ist ein Thema, das Kurt Blinn nach eigener Aussage vor 20 Jahren schon mit Homburgs ehemaligem Oberbürgermeister Karlheinz Schöner besprochen hat. Damals haben die Kirrberger um ihre Grundschule fürchten müssen, weil es so wenige Schüler gab. Heute sieht die Lage anders aus. Die Kirrberger Grundschule ist eine Dependance der Grundschule Sonnenfeld in Homburg. Wenn dort zu viele Kinder sind, werden diese nach Kirrberg gefahren, teilt Homburgs Stadtpressesprecher Jan Emser mit. Daher sei auch nicht so leicht abschätzbar, ob gut 20 Mörsbacher Kinder in der einzügigen Grundschule zusätzlich unterrichtet werden könnten. „Wir haben derzeit eine Klasse mit 24 Kindern, da könnte es eng werden“, sagt Emser im Hinblick darauf, dass diese dann vielleicht fünf bis sieben Mörsbacher Kinder aufnehmen müsste. „Das ist räumlich sehr schwierig.“ Die Freiwillige Ganztagsschule sei an der Kapazitätsgrenze, gibt Ortsvorsteher Manuel Diehl zu bedenken. Dennoch würde er befürworten, dass Mörsbacher in die Kirrberger Schule gingen. „Das ist ein Sicherungsfaktor für unsere Schule“, sagt Diehl. Homburgs Schulamtsleiter Thomas Müller geht davon aus, dass das nicht funktioniert. Die Schule sei einzügig, eine Aufnahme eines Mörsbacher Kindes sei ein Ausnahmefall. „Homburg kann das nicht allein entscheiden“, sagt Homburgs Beigeordnete Christine Becker, „das entscheiden die Bildungsministerien beider Länder.“ Im Saarbrücker Bildungsministerium heißt es, es sei „nicht unüblich, dass Kinder aus Rheinland-Pfalz saarländische Schulen besuchen und umgekehrt. Die Eltern können einen Antrag bei der gewünschten Schule stellen. Diese Kinder können grundsätzlich aufgenommen werden, wenn genügend Schulraum und Lehrkräfte zur Verfügung stehen“, so die Pressesprecherin des Ministeriums, Marija Herceg. Über eine endgültige Aufnahme könne aber erst entschieden werden, wenn die Klassenbildung abgeschlossen sei, sagt Herceg, also „etwa Mitte Mai“. Aus Mainz heißt es: „Wenn es sich um Schüler der weiterführenden Schulen handeln würde, wäre der Schulbesuch in einem anderen Bundesland im Rahmen der Aufnahmekapazitäten in der Regel problemlos möglich. Hier besteht grundsätzlich freie Schulwahl, auch über Ländergrenzen hinweg“, erläutert Henning Henn, Sprecher des Mainzer Bildungsministeriums. Es sei grundsätzlich möglich, die Grundschule Kirrberg als zuständige Grundschule festzulegen. „Dann aber würde das Saarland Aufgaben des Landes Rheinland-Pfalz übernehmen (Beschulung der in Rheinland-Pfalz schulpflichtigen Kinder) sowie die Stadt Homburg Pflichtaufgaben Zweibrückens (Vorhalten einer Grundschule mit entsprechender Sachausstattung und Ausstattung an Sekretariats- und Hausmeisterstunden)“, führt Henn aus. Die aufnehmenden Länder und Schulträger seien dazu in der Regel nur bereit, wenn sie eine entsprechende Kostenerstattung erhalten. „Eine solche Maßnahme setzt auf Landesseite ein entsprechendes schulisches Bedürfnis voraus, das heißt der Besuch der örtlichen Schule muss für die betroffenen Kinder unzumutbar (Schulweg) oder unmöglich (Kapazitätsgrenze) und andere Lösungen wie der Neuzuschnitt von Schulbezirken müssen ausgeschlossen sein“, führt der Ministeriumssprecher weiter aus.

Die Kirrberger Grundschule ist einzügig, sie würde mit 20 Mörsbacher Kindern räumlich und personell an ihre Grenzen stoßen.
Die Kirrberger Grundschule ist einzügig, sie würde mit 20 Mörsbacher Kindern räumlich und personell an ihre Grenzen stoßen.
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