Kreis Südwestpfalz Gut angekommen in der Kreisverwaltung

Die neue Landrätin Susanne Ganster spricht sich nach eigenen Angaben oft mit dem Zweibrücker OB Kurt Pirmann ab.
Die neue Landrätin Susanne Ganster spricht sich nach eigenen Angaben oft mit dem Zweibrücker OB Kurt Pirmann ab.

Lange Arbeitstage und viele Abendtermine hatte sie auch als Landtagsabgeordnete der CDU. Doch seit dem 1. Oktober ist Susanne Ganster als Landrätin Chefin von 570 Mitarbeitern, fühlt sich dafür verantwortlich, dass der Landkreis Südwestpfalz vorankommt – und macht so einiges zur Chefsache. Da gibt es keine geregelten Arbeitszeiten. Ganz wesentlich für die 41-Jährige ist die Unterstützung ihres Ehemanns Michael. Er wisse, wie das ist: „Als Diakon ist er ja auch immer im Dienst.“

In der Kreisverwaltung sei sie „gut angekommen“. Im übertragenen Sinn, aber auch wörtlich: Seit Jahresbeginn chauffiert Konrad Bastian Susanne Ganster zu ihrer Arbeitsstelle. Er hat Günter Jung abgelöst, der fast 30 Jahre lang Gansters Vorgänger Hans Jörg Duppré zu Terminen gebracht hatte. Bastian fährt morgens von seinem Wohnort Bruchweiler nach Erfweiler, wo er die Landrätin abholt. Gewöhnlich um 8 Uhr begrüßt Ganster dann das bewährte Sekretärinnenteam Rita Thürwanger und Nadine Ankener, geht die Geburtstagsliste durch. Sie gratuliert jedem Mitarbeiter telefonisch, bei runden Ehrentagen auch per Handschlag. „Kurz, aber herzlich“ ist ihre Devise, „denn mit meiner Zeit muss ich haushalten“, sagt Ganster. Dann stehen Gespräche mit dem persönlichen Referenten und Pressesprecher Thorsten Höh („Wir sind ein gutes Team“) und den Abteilungsleitern an, auch mal mit dem neuen Personalratsvorsitzenden Tobias Paltz. Termine werden aktualisiert, danach viele Telefonate geführt, intern, in ihrem Sprengel, oft auch mit Mainz. „Ich stehe auch mehrmals in der Woche mit den Oberbürgermeistern von Zweibrücken und Pirmasens in vertrauensvollem und offenem Kontakt.“ In den ersten Wochen war der Terminplan eng gestrickt. So standen Antrittsbesuche in den acht Schulen des Kreises und mit den sieben Verbandsbürgermeistern auf dem Programm. „Am meisten beeindruckt hat mich das schöne Amtszimmer von Lothar Weber in Waldfischbach“, sagt Ganster. Die Landrätin arbeitet in einem zwar geräumigen, aber wenig repräsentativen Zimmer direkt unter dem undichten Flachdach des 45 Jahre alten Verwaltungsgebäudes; neulich stand Wasser in einem Büro, im Bottich auf dem Flur wird seitdem ein Rinnsal aufgefangen. Dupprés Schreibtisch, den schon Klaus-Dieter Uelhoff 1973 angeschafft hatte, ist raus, die defekten Einbauschränke auch, dafür liegt jetzt wieder ein Teil des gruselig-grünen Teppichbodens offen, und auch die schweißtreibende Kunstleder-Sitzgruppe aus der Urausstattung des Gebäudes steht noch an Ort und Stelle. Im Raum hallt es unangenehm, seitdem die Gardinen von den großen Fenstern genommen wurden, die einen schönen Blick auf die Stadt freigeben. Aber das soll sich alles noch ändern, und zwar nicht erst, wenn entschieden ist, ob und wie das Kreishaus renoviert wird – der Raum ist beengt, die Klimaanlage hat noch nie funktioniert, nicht nur energetisch herrscht 70er-Jahre-Standard im Haus – oder ob sogar ein Neubau infrage kommt. „Denkverbote darf es nicht geben“, sagt Ganster. Zurzeit wird ein Raum- und Funktionsplan erstellt, um den Bedarf zu erfassen, demnächst soll der eigens gegründete Bauausschuss des Kreistags seine Arbeit aufnehmen. „Wir müssen zügig zu einer Entscheidung kommen“, drückt sie aufs Tempo – auch mit Blick auf die Landesregierung, die ihre Förderung an Entscheidungen über die Kommunalreform knüpfen könnte. Doch darauf will die Landrätin nicht warten: „Eine Grenze ist erreicht, wenn Wasser auf Schreibtische läuft. Ich habe eine konkrete Verantwortung für meine Mitarbeiter“, zeigt sie sich resolut. Sie verweist auf die schlechte Außenwirkung, die der alte Glaskasten beim Empfang oder die Räume der Wirtschaftsförderung bei Investorengesprächen hinterlassen. Dampf machen will Ganster beim Breitbandausbau. „Das ist Chefsache, denn ich stehe hier im Wort.“ Bis Ende des Jahres sollen zunächst die Gewerbegebiete, aber auch die privaten Haushalte mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde versorgt werden. Wenn alles termingerecht fertig wird, wäre die Südwestpfalz der erste Kreis, in dem die Grundversorgung mit 50 Mbit zu fast 100 Prozent erreicht ist. Ganster sieht die Schaffung höherer Geschwindigkeiten auch danach als permanente Aufgabe, zu der sich die Verbesserung des Mobilfunkempfangs gesellen müsse. Positiv überrascht zeigt sich Ganster über die Einigkeit im Kreistag bei der Verabschiedung des Haushalts, die sie als „guten Start“ für die Zusammenarbeit interpretiert. Was die Haushalte der Ortsgemeinden angeht, laufen nun alle Genehmigungsschreiben der Kommunalaufsicht über ihren Schreibtisch. Zuvor hatte es teils harsche Kritik von Bürgermeistern und Gemeinderäten am Inhalt, aber auch am Ton gegeben, in dem sie verfasst waren. „Die offizielle Verwaltungssprache hat natürlich ihre Berechtigung und transportiert keine Willkür, aber man kann die Schärfe herausnehmen“, sagt Ganster. Mehrmals in der Woche spricht Ganster mit Miriam Heinrich, der Geschäftsführerin der Gesellschaft für die Wirtschaftsförderung. Eine „Sonderregelung“ für die Südwestpfalz verlangt Ganster in den nächsten zwei bis drei Jahren vom Land, um neue Gewerbeflächen zu generieren und marktfähig anbieten zu können. Das begründet sie mit den Rückschlägen im Infrastrukturbereich (B 10, Flugplatz Zweibrücken), die die Region zu verkraften hat. Eine zentrale Aufgabe sei die ärztliche Versorgung. Ein mit den Städten abgestimmtes Konzept müsse her und ausgelotet werden, was der Kreis tun kann und darf. „Ich werde jedenfalls nicht müde, bei den zuständigen Stellen in Mainz dieses dicke Brett zu bohren“, kündigt Ganster an.

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