Zweibrücken „Es ist alles ganz einfach“

Kunst in Serie: Die Druckplatte verändert sich auf den abstrakten Grafiken von Milena Carius und Lena Stalter. Das hat auch eine
Kunst in Serie: Die Druckplatte verändert sich auf den abstrakten Grafiken von Milena Carius und Lena Stalter. Das hat auch einen Lerneffekt.

Sie haben sofort angefangen zusammen zu arbeiten. Sie hatten die Idee, ihre Werke auszustellen – nicht in der Schule, sondern in der Innenstadt. Und sie hatten eine ungewöhnliche Idee für die Vernissage. Milena Carius und Lena Stalter, die gerade am Zweibrücker Hofenfels-Gymnasium ihr Abitur bestanden haben, sind die ungewöhnlichsten Schülerinnen, die man im Kunstunterricht finden kann.

Lena und Milena reden nicht viel, sie machen einfach. Damit es ihnen bei der Vernissage ihrer Ausstellung in der Zweibrücker Karlskirche nicht zu langweilig wird, wollten sie dort etwas Handfestes tun. „Das war früher auch der Zweck einer Vernissage,“ erläuterte Iris Seyler, ihre Kunstlehrerin. „Eine Vernissage war eine praktische Angelegenheit. Der Künstler hat seine Werke fertiggemacht für eine Ausstellung. Der letzte Akt war es, Firnis auf die Ölgemälde zu streichen. Das fand statt im kleinen Rahmen, mit Gönnern und Freunden, es wurde auch etwas getrunken. So entstand die Vernissage. Heute geht es nur noch ums Essen und Trinken.“ Wir wollen den Leuten bei der Vernissage zeigen, wie wir drucken. Wie die Werke entstehen, meinten Milena und Lena. Das taten sie auch – mit Überraschungseffekt, denn sicher fragte sich jeder am Dienstagabend, wozu der große Tisch in der Raummitte eine weiße Papiertischdecke hatte und absolut nichts draufstand. Doch kaum ist Seylers Eröffnungsrede vorbei, holen die Frauen das Handwerkzeug hervor und legten es auf den Tisch: zwei große Glasplatten, ein halbes Dutzend Tuben mit Linolfarbe, Rollen zum Auftragen der Farbe und Bücher mit weißen Blättern, die sie heraustrennten zum Drucken. Dem eingespielten Team zusehen, machte Freude. Erst beginnt die eine, Farbe aus einer Tube zu drücken und mit dem Roller auf der unteren Blatthälfte zu verteilen, dann nimmt die andere die nächste Tube mit einer anderen Farbe und bestreicht damit die andre Glasplattenhälfte. Ein Flaschenkorken wird wie ein Stempel in die Farbe gedrückt, das schafft unregelmäßige Muster. Mit einem Schaber werden feine Linien in die Farbe gesetzt. Alles geht schnell und stumm. In einer Minute ist das erste Blatt fertig. Es wird au die Platte gelegt, kurz angedrückt und abgezogen. Ein Unikat. Das Ergebnis ist ein abstrakter Farbdruck, der doch sehr natürlich wirkt, an eine Landschaft erinnert, an Pflanzen, Häuser, an Meer und Himmel, an geheimnisvolle Gebilde. Was an den Wänden in groß hängt, schaffen die beiden vor Ort in klein, zum Mitnehmen für die Besucher. Es entstehen Serien, ähnlich denen, die an der Wand hängen, denn die Künstlerinnen wischen die Glasplatte nicht nach jedem Druck ab, sondern erst, wenn sie so voller Farbe ist, dass nichts mehr geht. „Es ist alles ganz einfach“, sagt Lena zu den Besuchern, die neugierig auf den Tisch blicken. Und: „Allein macht es keinen Spaß“, antwortet sie auf die Frage, warum die zwei im Team arbeiten. Iris Seyler machte ihre Schülerinnen in der Kunst-AG mit verschiedenen Drucktechniken bekannt. Milena und Lena arbeiten von Anfang an zusammen – und am Dienstag zum letzten Mal. Kunst studieren will keine, es war eine befristete Aktion. Aber eine, die Spaß machte. Und die Ergebnisse sind so gut und abwechslungsreich wie bei Profis. Ausstellung „Landschaften“, Druckgrafiken von Milena Carius und Lena Stalter, Zweibrücken, Karlskirche, bis 23. März, Öffnungszeiten: Sonntag 18. März 14 bis 16 Uhr, Donnerstag, 22. März, 15 bis 17 Uhr, Freitag, 23. März, 12 bis 14 Uhr.

Haben sich spontan gefunden, um zusammen Kunst zu machen: Milena Carius (links) und Lena Stalter aus Zweibrücken.
Haben sich spontan gefunden, um zusammen Kunst zu machen: Milena Carius (links) und Lena Stalter aus Zweibrücken.
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