Zweibrücken Erst Yoga, dann in die Wand

Kletter-Ass Luna Friedrich gewann Anfang September noch die hessischen Meisterschaften der Damen. Hier übt sie an der außenliege
Kletter-Ass Luna Friedrich gewann Anfang September noch die hessischen Meisterschaften der Damen. Hier übt sie an der außenliegenden Boulder-Wand der Zweibrücker Kletterhalle »Camp4«.

«ZWEIBRÜCKEN.» Damit sie als Kind unfallfrei auf ein Gerüst am Haus steigen konnte, wurde sie von ihrer Mutter in einen Kletterkurs geschickt. Damit wurde ein erstes Interesse an einer Sportart geweckt, die im Lauf der Jahre zur absoluten Leidenschaft geworden ist. Heute um die Mittagszeit startet Luna Friedrich im Saarlouiser Kletterzentrum Rocklands bei den westdeutschen Meisterschaften. Die 18-jährige Sportkletterin, die im „Camp4“ zur Leistungsgruppe von Mathias Conrad gehört, stimmt sich am Morgen mit Yoga-Übungen auf den Wettkampf ein.

„Dann weiß der Körper, dass er was leisten muss“, sagt sie. Geleistet hat der Körper von Luna Friedrich schon eine ganze Menge. Beim Klettern, so sagt die Mörsbacherin, werde jede einzelne Körperpartie gefordert und trainiert. „Hände, Arme und Schultern halt am meisten“, erklärt die Sportlerin. Derzeit machen ihr allerdings einige Finger Probleme. Sie musste deshalb eine Pause einlegen, was ihr kurz vor den westdeutschen Meisterschaften natürlich etwas Kopfzerbrechen bereitete. Wegen einer Rückengeschichte im Winter letzten Jahres musste sich auch schon mal ein Vierteljahr aussetzen. „So ist das halt“, nimmt sie solche Pausen aber gelassen. Die Hofenfels-Gymnasiastin, die beruflich mal etwas in den Bereichen Biologie/Chemie machen möchte, hat drei Trainingseinheiten pro Woche. „Zweimal drei Stunden, einmal zwei Stunden“, erklärt sie. Im „Camp4“ arbeitet sie kontinuierlich an noch schwierigeren Touren; wohl wissend, dass ihre größte Stärke zugleich ihre größte Schwäche ist. „Ich bin sehr ehrgeizig“, weiß Luna Friedrich. Da bestehe schon die Gefahr, etwas zu verbissen zu wollen. In diesem Fall geht die Lockerheit flöten, wie ihr Trainer Mathias Conrad sagt. „Und die braucht man in dieser dynamischen Sportart“, erklärt er. Seit zehn Jahren leitet Conrad im Kletterzentrum auf dem Flugplatz die Leistungsgruppe, seit sechs Jahren hat er Luna Friedrich unter seinen Fittichen. „Dass sie jetzt eine Pause brauchte, kann sogar ein Vorteil sein. Man ist im Kopf freier“, findet er. Die Klettersportlerin musste sich für den heutigen Auftritt bei den westdeutschen Meisterschaften in Saarlouis nicht qualifizieren. Als Mitglied des Nationalkaders 2 ist sie, genauso wie für Landesmeisterschaften, gesetzt. „Der Nationalkader 2 ist sowas wie eine Ersatzbank“, erklärt sie. Im Kader 1 war sie auch schon mal. Das sei aber mit zu viel Druck verbunden gewesen. „Man wird dann, trotz intensiverem Training, schlechter“, kennt Friedrich die Fallstricke, die einem die eigene Psyche schnüren können. In den Nationalkader ist sie durch Sichtungen und Lehrgänge gerückt, seit 2015 gehört sie dazu. Friedrich kann schon diverse Erfolge vorweisen, im Jugend- wie im Damenbereich. Mit 15 Jahren beispielsweise wurde sie bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Italien Zehnte, im Jahr darauf zog sie beim Europacup in die Finalrunde ein. „Da wurde ich Sechste oder Siebte“, erzählt sie. In Berlin bei den deutschen Meisterschaften wurde sie im vergangenen Jahr Vierte im Damenwettbewerb. Das Streben in die Höhe ist bei Luna Friedrich offensichtlich etwas Grundsätzliches. Das erkennt man auch an ihrem letzten Geburtstagsgeschenk: „Es war ein Gutschein fürs Paragliding“, sagt sie lachend.

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