Zweibrücken „Ein Buch ist eine Tür zu was anderem“

Durchblick im Bücherregal: Anne Detzler in der Zweibrücker Jugendbücherei.
Durchblick im Bücherregal: Anne Detzler in der Zweibrücker Jugendbücherei.

Ein Auto fährt auf den Hof der Zweibrücker Jugendbücherei. Eine Mutter und zwei Kinder steigen aus. Beide haben ein Strahlen in ihren Augen. Ist denn bald schon wieder Weihnachten? fragt man sich. Nein, sechs Buchstaben sind es, die ihre Augen so strahlen lassen. Sie rennen über den Hof zur Eingangstür der Jugendbücherei, steigen die Treppen hoch, und können den Auslöser ihrer Begeisterung endlich in Händen halten: Bücher. Darum kümmert sich seit 29 Jahren Anne Detzler. Die 52-Jährige hat in Bonn Bibliothekswesen studiert. „Praktika waren im Studium dabei, in den Semesterferien. Und mein erstes Praktikum hab’ ich in der Stadtbücherei Zweibrücken gemacht“, erzählt sie mit einem Lächeln. Zehn Wochen war sie dort, und so war es später klar, wo die Reise hingeht. „1990 ist meine Vorgängerin in Rente gegangen, und durch das Praktikum war eben immer der Kontakt zur Bücherei da.“ Die Mutter zweier Töchter wurde in Niedergailbach geboren, jetzt wohnt sie mit ihrem Mann und ihrer 16-jährigen Tochter in St. Ingbert. „Die andere ist 26 und wird, wenn alles gut geht, Ende des Monats Mama“, erzählt Anne Detzler sichtlich stolz. Auch der Musik kann sie einiges abgewinnen. „Inzwischen habe ich die Gälbacher Spielleyt (Anm. d. Red.: So nennt sich das Blockflötenquartett des MGV Niedergailbach ) übernommen. Meine Mutter hat das angefangen, mein Vater, der Musiklehrer war, hat es dann weitergeführt.“ Und jetzt sie schon seit 15 Jahren. In zwei Jahren kann der Familienbetrieb sogar 50-jähriges Bestehen feiern. Auch Dudelsack kann man dort spielen. Sie liest im Prinzip alles In einer Pfarrei ist sie zudem ehrenamtlich tätig. „Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Langeweile hatte“, meint sie schmunzelnd. Auch Gartenarbeit macht sie in ihrer Freizeit, näht, und liest – natürlich – gern. „Ein Buch ist immer eine Tür zu was anderem, und ein gutes Buch hat mehrere Türen.“ Besser kann man die Faszination von Büchern nicht ausdrücken. Genretechnisch mag sie es dabei bunt gemischt. „Mir hat eine Freundin von ,Pique Dame’ von Puschkin vorgeschwärmt“, erzählt sie – und den 1834 erstveröffentlichten Roman hat sie auch gleich gelesen. Klassiker mag sie sehr gerne, aber auch Jugendbücher, Krimis und historische Romane. „Ich lasse mich da sehr vom Zufall leiten und lese im Prinzip alles, was mir so vor die Nase kommt.“ Während sie erzählt, freuen sich die beiden Kinder über die Bücher, die sie gerade ausgeliehen haben – und das ist einer der Gründe, weshalb Anne Detzler ihren Beruf so mag. „Es macht Spaß, dass man mit allen Leuten zu tun hat“, erklärt sie. „Es kommen die ganz Kleinen, die Schulkinder, die Kindergartenkinder, die Großeltern und Eltern. Mittlerweile kommen zum Beispiel auch zwei Schwestern mit ihren Töchtern, die damals mit ihrer Mutter schon da waren. Das ist wirklich schön zu sehen.“ Die Augen der Diplom-Bibliothekarin leuchten, wenn sie über Bücher spricht. „Wenn die Leute kommen und suchen was, und man hat genau das und kann sie damit glücklich machen – das ist das Schönste“, freut sie sich. Ihr Berufswunsch war in jungen Jahren relativ klar: „Ich hatte es schon immer mit Büchern. Meine Mutter meinte immer, du wirst mal Bibliothekarin. Und ab vier dachte ich: Ich werde Bibliothekarin“, erinnert sie sich mit einem Lächeln. Diese Leidenschaft erfüllt sie heute noch. Privat hat sie gar nicht so viele Bücher, wie man meinen könnte. „Ich beschränke mich auf wenige, auf meine Lieblingsbücher. Ohne die geht’s nicht.“ Kinder sollen lächelnd heimgehen Die schönen Veranstaltungen in der Jugendbücherei wählt sie immer so aus, dass die Kinder möglichst mit einem Lächeln nach Hause gehen – das gelingt ihr ziemlich gut. „Manchmal schicken die Künstler auch Werbung oder Infos – mit vielen ist man regelmäßig in Kontakt.“ Das großartige Kindertheater von Beatrice Hutter sei eine Empfehlung für eine Lesesommer-Abschlussparty von einem anderen Künstler gewesen, nämlich Manfred Kessler vom Theater Chapiteau in Burgschwalbach. Generell setze sie auf Qualität. „Manchmal ist halt die Frage, was kann man bezahlen? Man muss sich das schon gut einteilen.“ Der Etat für die Veranstaltungen kommt von der Stadt. Bei so vielen Hobbys, ihrer Arbeit, ihrem Mann und ihrem bald geborenen Enkelchen ist immer was los. „Wenn man es schafft, alle Dinge unter einen Hut zu bekommen, kann man froh sein. Und indem man bewusst die Gegenwart lebt, schafft man sich die beste Grundlage für die Zukunft.“

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