Zweibrücken Die Sache mit den Keksen ändert alles

Beeindruckend: Die Theater-AG führt das Stück „13 Leben“ auf.
Beeindruckend: Die Theater-AG führt das Stück »13 Leben« auf.

Ein Drama, das sich gewaschen hat, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Das konnten die Zuschauer am Donnerstag in der vollbesetzten Aula des Zweibrücker Hofenfels-Gymnasiums erleben. Die Theater-AG des HFG legte sich mächtig ins Zeug und überzeugte mit einer großartigen Aufführung.

Sie reden durcheinander, wirken gehetzt, haben Angst. Die Frage, die sich allen aufdrängt: Werden wir uns selbst retten können? Es ist mehr als beachtlich, was die Jugendlichen in der Theater-AG auf die Beine gestellt haben: Das Stück, sowohl schauspielerisch als auch logistisch schwer umzusetzen, vereint die Geschichte um 13 Jugendliche, die auf hoher See ums bloße Überleben kämpfen: Ihr Schiff wurde angegriffen. Die Verbliebenen müssen alles in ihrer Macht stehende tun, um sich zu retten. Die Premiere beeindruckt auf vielen Ebenen. Die schauspielerische Leistung ist großartig: Zu keinem Zeitpunkt wirken Dialog, Handlungsweise und Mimik eingeübt. Da ist zuerst die Einsicht der 13 Jungs und Mädels, alles füreinander zu tun, um gemeinsam eine minimale Chance zu haben, auf hoher See durchzukommen. Es folgt die Ernüchterung, als klar wird, dass sie das unmöglich schaffen können. Die Verzweiflung in ihren Augen spricht Bände, als jeder der jungen Seeflüchtigen für sich selbst erkennt, dass ihre Situation aussichtslos scheint. Als nächstes ereilt sie ein Sinneswandel. „Wir müssen uns unsere Vorräte irgendwie einteilen!“, schlägt eine aus de Gruppe vor. Und es ist ein Kampf: gegen das ungezähmte Meer, gegen den Hunger, gegen die Angst – und nicht zuletzt gegen sich selbst. Doch das Mädchen, das nur versuchen wollte, ein wenig Ordnung zu schaffen, wird sofort verbal niedergeschlagen. „Wie sollen wir das machen?“, wird ein Junge sofort aggressiv. „Wir haben nicht genug!“ Wer die meisten Kekse bekommen soll und wer die wenigsten, muss entschieden werden. Das ist wichtig. Und hier beginnt die Spaltung, die Uneinigkeit. Aggression, Angst und Egoismus bestimmen das weitere Handeln der Seeflüchtigen. Jeder denkt nur noch an sich selbst und vergisst dabei, dass sie gemeinsam doch viel mehr schaffen könnten. Die Bühne ist angesichts des geringen Platzes in der Aula voll ausgenutzt: Mit viel Arbeit hat das Handwerksteam beispielsweise das Wasser des Ozeans dargestellt. Das Wasser, das lebenspendend, aber an diesem Donnerstagabend todbringend sein könnte. Auch als es Nacht wird und sich die „13 Leben“ nun schon seit drei Tagen durchschlagen, gelingt es, das mit den Lichteffekten gut einzufangen: Geisterhaft bläuliches Licht, in Einklang mit den künstlerisch beeindruckenden Wellenbewegungen signalisiert die Nacht und macht zugleich die bedrückende, lebensbedrohliche Lage der Jugendlichen klar. Die Mitglieder der Theater-AG, die ganz nebenbei die erste Laientheatergruppe sind, die das britische Stück in Deutschland aufführen, machen die Situation eindringlich klar. Das Drama verdeutlicht, dass eine solche Notsituation den Mensch zum Raubtier macht: Das heliozentrische „Ich!“, das wir hoffentlich alle irgendwann im Kindesalter abgelegt haben, kommt bei jedem unweigerlich wieder zum Vorschein. In seiner Eindringlichkeit und gepaart mit guten künstlerischen Effekten ist diese Inszenierung von Camilla Sternheim nicht zu übertreffen. Durch die beeindruckende schauspielerische Darbietung der 17- bis 19-jährigen Mitglieder der Theater-AG ist ein Stück entstanden, das auf vielen Ebenen ansprechend ist. Die vielen Monate der Vorbereitung haben sich mehr als gelohnt. Weitere Aufführung —Morgen, Sonntag, 19.30 Uhr, Zweibrücken, Hofenfels-Gymnasium, Aula. —Karten: Erwachsene sieben Euro, Schüler/Studenten fünf Euro.

x