Zweibrücken Die Lust der Götter

Zauberwort Reduktion: Klaus Mertens.
Zauberwort Reduktion: Klaus Mertens.

Menschen haben Gefühle. Schwierig ist es, diese Gefühle mitzuteilen. Worte allein genügen oft nicht. Und so hat man schon im Mittelalter das Lied erfunden, die einfachste und eingängigste Form der Lyrik. Gerade in Deutschland hat diese Kunstform große Triumphe gefeiert, wie man bei der Matinee der Mozartgesellschaft am Sonntag in der Pirmasenser Festhalle erleben konnte.

Rund 350 Musikfreunde waren zur Liedmatinee mit dem Bass-Bariton Klaus Mertens gekommen. Zusammen mit dem Pianisten Volodymyr Lavrynenko gab er einen chronologischen Überblick über die Entwicklung des deutschen Liedes vom Barock bis zur Romantik, dem Höhepunkt des Genres. Da war es fast unvermeidlich, mit Johann Sebastian Bach anzufangen. Dass er interessante Lieder geschrieben hat, erlebte man anhand von zwei Beispielen: „Willst du dein Herz mir schenken“, BWV 518, und „Die Tobackspfeife“, BWV 515a. Reduktion war das Zauberwort, durch das sich Mertens und sein Pianist wohltuend hervortaten. Auch wenn die Strukturen der Lieder einfach zu sein schienen, die Ausdruckskraft und Emotionalität, die der Sänger darin entfalten konnte, begeisterten in jeder Phase des Konzertes. Das Thema, das Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) für sein Lied wählte, war ein Hinweis auf den in der Klassik erreichten Höhepunkt des Genres: „Freude, du Lust der Götter und Menschen“. Auch hier erlebte man Mertens’ Gespür für die Formensprache des Barock. Zwischen den Liedern hatte Pianist Volodymyr Lavrynenko Gelegenheit, sein Können als Solist zu präsentieren. Der Ukrainer erwies sich hier anfangs ebenso zurückhaltend wie als Liedbegleiter. Doch gerade dadurch bracht er Feinheiten von Kompositionen wie Mendelssohns „Lied ohne Worte“ filigran heraus. Beim Thema Lied durfte Franz Schubert nicht fehlen. Viel Applaus ernteten Mertens und sein Pianist für „Das Rosenband“ und das „Heideröslein“. Insgesamt war es ein ebenso interessantes wie angenehmes Konzert der Mozartgesellschaft Zweibrücken-Bitsch-Pirmasens. Man erlebte Mertens trotz seiner annähernd 70 Lebensjahre mit Elan und Frische. Ein Teil des nicht enden wollenden Applauses war der erstaunlichen Bandbreite und Wandelbarkeit seiner Stimme zu verdanken, die immer wieder für Überraschungen sorgte.

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