Zweibrücken „Die Kartbahn war lustig“

„Seine Geschichte finde ich interessant“, sagt der 17-jährige Léo Clément über das Luiche.
»Seine Geschichte finde ich interessant«, sagt der 17-jährige Léo Clément über das Luiche.

Schüler des Lycée Jacques Amyot in Auxerre waren erneut zu Gast am Zweibrücker Hofenfels-Gymnasium. Was vor über 20 Jahren als Schüleraustausch begann, ist seit zehn Jahren mit einem fünftägigen Praktikum in einem deutschen oder französischen Betrieb verbunden. Der 17-jährige französische Schüler Léo Clément absolvierte ein Praktikum in der Schlossapotheke und wohnte bei einer Gastfamilie in Herschberg. Marco Wille sprach mit dem Austauschschüler über seine Eindrücke von Zweibrücken, das Leben in der Gastfamilie und die Unterschiede zwischen deutschen und französischen Schulen.

Léo, was war deine Motivation, an diesem Austauschprogramm mit Praktikum teilzunehmen, und warst du überhaupt schon mal in Zweibrücken?

Ich bin zum ersten Mal hier. Deutschland kenne ich aber sehr gut, da ich mit meiner Mutter und meinem Stiefvater fünf Jahre in Paderborn gelebt habe, bis ich 15 Jahre alt war. Ich mag Deutschland, weil ich hier meine Jugendzeit verbracht habe. Dadurch hast du mit der deutschen Sprache sicherlich weniger Probleme und kennst dich auch gut mit der Mentalität und dem Lebensstil hier aus. Die Sprache macht mir weniger Probleme. Ich denke, mein Gastfreund ist auch ganz froh, dass ich so gut Deutsch kann, obwohl sein Französisch auch gut ist. Wir haben auch dieselben Lieblingsvereine, nämlich Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain, sodass uns der Gesprächsstoff nie ausgeht. Wo liegt aus deiner Sicht der Unterschied zwischen dem Tagesablauf hier und in deiner Heimat? Die Anfangszeiten in der Schule sind gleich. Wir haben in Frankreich allerdings bereits ab der fünften Klasse Nachmittagsunterricht bis teilweise 16.30 Uhr, ab der Mittelstufe noch eine Stunde länger. Dann Hausaufgaben, essen und lernen. Da bleibt nicht viel Freizeit. Ich spiele Fußball, da beginnt das Training erst um halb acht am Abend. Ich würde sagen, wir haben in Frankreich mehr Druck in der Schule, und es ist etwas stressiger. Dafür kann ich hier in Deutschland morgens duschen, da ich nicht so müde bin, zu Hause mache ich das immer gleich abends (lacht). Du hast die kürzeren Unterrichtszeiten angesprochen. Beneidest du die Schüler in Deutschland dafür? Es ist beides okay. Ich kenne ja beide Seiten. Man gewöhnt sich an alles. In Frankreich haben wir dafür mittwochs nur bis zwölf Uhr Unterricht. Aber auch von den Pausen her ist es gleich. Man kann, wie hier, in der Mensa essen oder auch das Gebäude verlassen, um sich etwas zu essen zu holen, wenn man lieber Pizza oder Burger möchte. Du bist in Herschberg bei Familie Veit untergebracht. Wie kommst du nach Zweibrücken zu deiner Praktikumsstelle? Meine Gastmutter fährt mich, da sie auch in Zweibrücken arbeitet. Abends holt sie mich wieder ab. Dann wird gemeinsam zu Abend gegessen. Essen für den Tag wie Salat oder Brot bekomme ich auch von meiner Gastfamilie. Eigentlich sollte ich mit meinem Gastfreund Johannes zum Fußballtraining gehen. Wir haben seit Dezember schon Kontakt aufgenommen. Aber jetzt ist er verletzt, also zocken wir jeden Abend gegeneinander am Computer. Wieso hast du dich für das Praktikum in einer Apotheke entschieden? Soll dein Berufsweg später auch in diese Richtung gehen? Nein, eigentlich möchte ich etwas machen, was beide Länder verbindet. Ich mag Deutschland, weil ich hier meine Jugend verbracht habe und zu vielen Freunden noch Kontakt halte. Aber ich bin auch Franzose. Da schwebt mir eine Stelle bei der internationalen kriminalpolizeilichen Organisation Interpol vor. Ein früheres Praktikum habe ich bei der Gendarmerie gemacht, das hat mir sehr gut gefallen. Die Aufgaben hier machen mir aber auch Spaß, ich habe die Stelle von einem Austauschschüler empfohlen bekommen, der letztes Jahr hier war. Hast du etwas von Zweibrücken gesehen? Nur sehr wenig, wir sind ja hier den ganzen Tag im Praktikum im Einsatz. Wir haben die Kartbahn besucht, was sehr lustig war. Und mir ist die Figur (es Luiche, Anmerkung der Redaktion) vor der Kirche aufgefallen. Ich habe nachgefragt, wer das ist und warum er da sitzt. Die Geschichte finde ich interessant, und er wird mir in Erinnerung bleiben, weil ich ihn jeden Tag sehe. Meine Gastfamilie werde ich auch in Erinnerung behalten. Info Die Hofenfels-Schüler treten ihren Besuch im Mai in Auxerre an. Wer als Firma einen französischen Schüler zu einem Praktikum einladen möchte, der kann dies unter der E-Mail-Adresse auxerre@hofenfels.de tun. | Interview: Marco Wille

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