Zweibrücken Der Werwolf und die Grammatik

Burkhard Engel trägt im Martin-Luther-Haus in Rieschweiler ungewöhnliche Gedichte vor, mal mit mal ohne Gitarre.
Burkhard Engel trägt im Martin-Luther-Haus in Rieschweiler ungewöhnliche Gedichte vor, mal mit mal ohne Gitarre.

Rund 20 Zuhörer kamen am Mittwochabend in das Martin-Luther-Haus in Rieschweiler-Mühlbach, um den komischen Gedichten, die von Burkhard Engel vorgetragen wurden, zu lauschen. Engel präsentierte 56 deutsche Gedichte aus den verschiedenen Epochen.

„Komische Lyrik hat nur ein Schattendasein in den Gedichtsbüchern und Schulbüchern“, erklärt Engel den Zuhörern. Es seien Texte, die nicht allzu bekannt sind, aber nicht weniger aussagekräftig sind, wenn auch die Intention in einen Witz verpackt ist. So etwa in dem Gedicht „Der Werwolf“ von Christian Morgenstern. Es geht um einen Werwolf, der eines Nachts seine Wolfsfrau und Wolfskinder verlässt, um bei dem örtlichen Dorfschulmeister die Grammatik zu lernen. Dieser kann ihm die einzelnen Fälle beibringen und zählt auf: „der Werwolf“, „des Weswolfs“, „dem Wemwolf“ und „den Wenwolf“. Als der Werwolf allerdings nach der Mehrzahl fragt, weiß der Lehrer nicht mehr weiter, da es „Wer“ schließlich nicht im Plural gibt. Das Gedicht zeigt durch die lustige Geschichte also, dass auch der beste Lehrer nicht allwissend ist und an so manchem Alltagsproblem bereits scheitert. Engel hat die Gedichte nicht nur vorgetragen – er hat sie geradezu verkörpert, indem er die Worte stark formuliert und passend dazu gestikuliert hat. Dazu hat er einige lyrische Texte mit seiner Gitarre – ganz im Stil von Reinhard Mey – vorgesungen. Eines der vorgesungenen Gedichte war „Und bist du erst mein eh’lich Weib“ von Heinrich Heine. Darin geht es um einen Mann, der seiner Angebeteten seine Vorstellung der Ehe beschreibt. Er ist sehr von sich überzeugt und sagt, dass die Frau „in lauter Zeitvertreib, in lauter Pläsier und Freuden“ leben wird. Auch sagt der Mann, dass er keine Probleme damit haben wird, wenn seine Frau und er irgendwann mal Streit haben oder sie zu stark über die Stränge schlägt. Nur gibt es eine Sache, die der Mann von vorn herein klar macht: Mag seine Frau seine Verse nicht, dann lässt er sich sofort von ihr scheiden. Jedoch hatten nicht alle Gedichte, die Engel vortrug, einen tieferen Sinn. Es gab auch Gedichte, die schlichtweg der Unterhaltung dienten. So beispielsweise der Text „Bumerang“ von Joachim Ringelnatz, den Engel kurz vor der Pause vortrug. Beschrieben wird ein etwas zu langer Bumerang, der geworfen wird und aufgrund seiner Länge eben nicht mehr zurückkommt. Jedoch das Publikum, das ihm hinterher sah, stundenlang vergeblichst auf seine Rückkehr wartete, weil es nicht wusste, dass der Bumerang falsch konstruiert war. Weitere Gedichte waren „Tagebuch eines Herzkranken“ von Erich Kästner, „Beruf des Storches“ von Johann Wolfgang von Goethe, „Es sitzt ein Vogel auf dem Leim“ von Wilhelm Busch und „Im Reich der Interpunktion“ von Christian Morgenstern. Die Zuschauer waren begeistert und klatschten lange am Ende.

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