Zweibrücken Der Schotte, der Brexit und der Weltschmerz

Fish ist jetzt 60 und singt in Saarbrücken seine neue Kompositionen und Hits von Marillion.
Fish ist jetzt 60 und singt in Saarbrücken seine neue Kompositionen und Hits von Marillion.

1983 erscheint die LP „Script for a Jester`s Tear“ von Marillion. Damit ist deren Sänger und Texter, Fish, in aller Munde. Der damals 24-jährige Schotte wird die Band fünf Jahre später verlassen und als Solokünstler weitermachen. Derzeit warten seine Fans ungeduldig auf sein neues Album. Auszüge aus „Weltschmerz“ stellte der 60-Jährige am Mittwoch in der Saarbrücker Garage vor. Etwa 500 Besucher waren da.

Fish-Fans warten auf den „Weltschmerz“. Die für Ende 2018 angekündigte CD wird erst 2019 veröffentlicht. Fish wollte unter „Weltschmerz“ ursprünglich eine Single-CD produzieren. „Doch dann kamen Theresa May, der Brexit und Donald Trump“, erklärt er in Saarbrücken. Nun passt das hierfür erdachte Material nur noch auf eine Doppel-CD. Drei Titel aus „Weltschmerz“ sind in Saarbrücken zu hören. Auf der EP „A Parley with Angels“ sind sie veröffentlicht. Aus deren Verkauf will Fish die weiteren Aufnahmen für „Weltschmerz“ finanzieren. Denn er produziert und verkauft seine CDs selbst. Die drei neuen Lieder sind zusammen 30 Minuten lang. Fish spielt sie in voller Länge. Sie kündigen möglicherweise ein Opus Magnus an. „Weltschmerz“ besteht aus Jazz, Pop, Rock, Blues und Prog; auch im Stil eines David Gilmour. Fish legt eine unfassbare Vielfalt an Musikstilen vor. Doch diese Songs überfordern viele Besucher, die vor allem wegen des Fish aus Marillion gekommen sind. Hört man die Songs konzentriert, entfalten sie eine wundervolle Magie für Fans des anspruchsvollen Progrocks. Die in Saarbrücken beendete Deutschland-Tournee enthält Songs aus 30 Jahren Musik von Fish und das komplette letzte Marillion-Album „Clutching at Straws“ von 1987. In der Regel spielen Künstler, wenn sie das Jubiläum eines legendären Albums feiern, das in der ursprünglichen Reihenfolge durch. Fish jedoch mischt die Titelreihenfolge neu und bettet darin „Weltschmerz“ ein. Das wuchtige „Slàinte Mhath“ ist ein prächtiger Auftakt, wie man ihn von Marillions Liveplatte „The Thieving Magpie (La Gazza Ladra)“ kennt. Obwohl der Song in der eigentlichen Reihenfolge der Publikation erst an neunter Stelle steht. „Man with a Stick, als zweiter Titel des Abends ist aus „Weltschmerz“. Dessen Instrumentierung ist zunächst spartanisch, von einem gegen den Takt schlagenden Schlagzeug geprägt. Erst später kommt der Bass dazu, bevor sich im zweiten Teil ein klassisches Stück Progrock entfaltet. Das könnte ein Ohrwurm werden. Einen spannenden Mix bietet „Little Man What Now“. Atonal zu Beginn, schwermütig und jazzig geht es hier zu. Aber es ist das stärkste neue Stück Musik an diesem Abend, das sich ausufernd entfaltet. Mit Bläsern, dem Backgroundgesang von Doris Brendel, und mit einer Gitarre, die sich bombastisch im Raum verbreitet. Streckenweise fehlt dem Konzert aber ein wenig Druck. Das liegt nicht zuletzt an den neuen Songs. Doch zum Ende der zwei Stunden tritt Fish noch mal aufs Gaspedal. „Tux on“ wurde einst nur als B-Seite der wunderbaren Ballade „Sugar Mice“ veröffentlicht, die auch zu hören war. Die erfolgreichste Single aus „Clutching at Straws“ ist natürlich auch zu hören: „Incommunicado“. Dabei, so munkelt man, war sie einst umstritten. Weil die vier Minuten voller pulsierender Musik von manchen Bandmitgliedern als zu simpel empfunden wurden. Da haben die Fans ja noch mal Glück gehabt – und das Konzert fand einen schönen Abschluss.

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