Zweibrücken Der Klang des magischen Rings

Der Reservistenmusikzug unter Leitung von Claudia Wälder-Jene beherrscht seine Instrumente perfekt.
Der Reservistenmusikzug unter Leitung von Claudia Wälder-Jene beherrscht seine Instrumente perfekt.

Bedrohlich, frohlockend, ehrehrbietend oder freundlich – das diesjährige Konzert des Fallschirmjägerregiments 26 in der Alexanderskirche fing all diese Stimmungen ein, und mehr noch: Man konnte sich in den akzentuiert gespielten Liedern verlieren, konnte abschalten und so dem Stress der Vorweihnachtszeit entkommen.

Was haben die „Herr der Ringe“-Filme und der Reservistenmusikzug des Saarlandes miteinander gemein? Nichts, würde man sofort sagen – zurecht. Aber an jenem Donnerstagabend ist genau dieser Reservistenmusikzug der Urheber einer großartigen Vertonung des ersten Teils der Filmtrilogie. Von Howard Shore komponiert, begeistert die Filmmusik Generationen. „Die Filmtrilogie wurde mit 17 Oscars ausgezeichnet, darunter auch mit einem für die beste Filmmusik. Lassen Sie sich entführen in eine Welt der Elben und Hobbits!“, leitet Oberstleutnant Guido Schwirz, der Leiter des Reservistenmusikzugs, auf das Stück über. Und tatsächlich entstehen vor dem inneren Auge unwillkürlich Bilder von zerklüfteten Felsen, dem magischen Ring und natürlich von Sauron und dem legendären Gollum. Ohne die Blechbläser gäbe es wohl keine moderne Filmmusik. Wie gut, dass der Reservistenmusikzug unter Leitung von Claudia Wälder-Jene diese Instrumente in Perfektion beherrscht. Posaunen, Trompeten, Tuba und Hörner ballen sich und erzeugen einen düsteren Klang. Wäre man nicht in einer Kirche, würde man sich mit vor Schreck geweiteten Augen umblicken, ob denn nicht Sauron und seine Schergen hinter einem her sind. Aber auch idyllische Teile hat das rund zwölfminütige Stück. Es ist beeindruckend, welche Perfektion sich durch die 13 Lieder des Abends zieht. Das große instrumentale Können wird mit jedem Lied erneut bewiesen. Auf den Punkt genau, immer das richtige Gleichgewicht zwischen Spannungsaufbau und der Entladung dieser. Der Kontrabass wird nicht nur gestrichen, sondern auch gezupft. Die Vielseitigkeit der Instrumente wird auch bei der „Evening Hymn“ (Daniel Taylor) deutlich. Benedikt Schwarz begleitet das Stück auf der Orgel. „Das Lied soll an unsere Kameraden erinnern, die gefallen sind“, erklärt Schwirz und bittet die rund 200 Zuhörer aufzustehen. Die ganze Tragweite von Krieg und Mord, Gewalt und Hass wird einem bewusst, wenn man dieses Lied in Gedenken an die Menschen hört, die ihr Leben gelassen haben. „The White Stone“ von Jacob de Haan eint viele Melodien: Posaunen, Trompeten und eine aggressiv gespielte Trommel lassen das Stück zu Anfang bedrohlich und zugleich schwermütig wirken. Die gewollten Disharmonien tragen zusätzlich zu diesem Klanggefühl bei. Immer mehr bauschen die Musiker das Stück vom Klang, Tempo und der Lautstärke her auf. Lautmalerisch und qualitativ ein weiterer Höhepunkt beim rund zweistündigen Konzert. Nach der Flut kommt die Ebbe, und das oft auch bei klassischer Musik. Besinnliche Teile folgen auf den harten, lauten Anfangsteil. Das Lied gleicht einer Berg-und-Talfahrt. Am Fuß angekommen, beenden die Musiker das Lied mit einem abrupten Schluss, bei dem sich fast alle Instrumente in einem letzten Ton vereinen. In der Pause und nach dem Konzert können sich die Zuhörer mit heißen Getränken stärken, wie jedes Jahr bereitgestellt von der Bundeswehr. Die traditionelle Linsensuppe fällt hingegen weg. „Wir haben 15 Konzerte in 16 Jahren gespielt, das ist schon toll“, meint Schwirz. „Aber wie viele Musikvereine sind wir auch auf Unterstützung von außerhalb angewiesen. Wer also ein Interesse hat, bei uns mitzuspielen, kann sich gerne bei uns melden.“ Der Reservistenmusikzug probt jede dritte Woche in Saarlouis. Es wäre wirklich schade, wenn die Zuhörer nicht mehr in den Genuss eines so schönen Konzerts kämen.

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