Zweibrücken Das meisterhafte Himmelsbergchörchen

„Sie hören jetzt ein etwas verkleinertes Himmelsbergchörchen – also das Himmelsbergchörchenchörchen“, moderierte Thomas Stauder, der auch selbst sang, das erste Lied nach der Pause am Freitagabend in der Himmelsbergkapelle an. „You Raise Me Up“ wurde zwar nur von vier Chormitgliedern gesungen, büßte aber nichts von seiner Herrlichkeit ein.

Meisterhaft arrangiert, sangen zuerst zwei Frauen, dann waren die Männer dran. Und im Refrain glitten die vier Stimmen ineinander über. Das Lied ging auf wie die Knospe einer Seerose. Intensiv und emotional legte sich ein friedenverheißender Schleier über die Kapelle, der auch bei „A Thousand Years“ nicht riss. Wenn der Chor in seiner ganzen Pracht zu einer stimmgewaltigen Wand anschwoll, wusste man nicht, warum sich die rund 20 anwesenden Mitglieder (normalerweise hat er 29 Mitglieder) als Laienchor bezeichnen. Der Kontrapunkt zu den in der zweiten Hälfte vorwiegend rührenden Songs war Thomas Stauder, der witzig und lebendig moderierte. „Ich glaube, der Chor wird mal ein hohes Alter erreichen, denn erstens haben wir die Schließung des Evangelischen Krankenhauses überlebt, und zweitens ist das heute schon unser drittes Konzert innerhalb von sechs Monaten“, brachte er die rund 100 Zuhörer zum Lachen. Aber ein moderner Chor braucht nicht nur Sänger – auch das instrumentale Arrangement muss stimmen. So begleiteten Andreas Ecker am Keyboard und Schlagzeuger Christoph Müller die Lieder. Mit einigen schönen Soli schaffte Ecker gute Überleitungen und hauchte zusammen mit Müller dem Chor das Frische und Lebendige ein. „The Way Old Friends Do“ von ABBA, „The Rose“ und Leonard Cohens vielgecovertes „Halleluja“ – da konnte man schon mal Schnappatmung vor Freude kriegen, denn der Chor übertraf sich schier von Lied zu Lied. Am ergreifendsten aber war „Can You Feel The Love Tonight“ von Elton John. „Es ist ein Lied aus dem Disney-Zeichentrickfilm König der Löwen von 1994“, erklärte Thomas Stauder. Ein Jahr später bekam das Lied sogar einen Oscar für den besten Filmsong. Der Chor bezauberte die Zuhörer und zauberte einem sogleich ein Lächeln ins Gesicht. Hervorragend interpretiert, ging die Emotion auch in der Mehrstimmigkeit nicht verloren. Im Gegenteil: Bei „Only Time“ gewann das Lied an Intensität, und das Himmelsbergchörchen haut trotz des ruhigen Songs die Töne raus. Alle hatten Spaß, das merkte man ihnen an. Das Feuer und die Leidenschaft in ihren Augen – Pardon, auf ihren Stimmbändern – war zu hören. Wunderbar auch, dass das Konzert von mehreren Generationen bestritten wurde. Das zeigte wieder mal: Musik ist in der Lage, jedwede Grenzen zu überwinden. Der 2008 gegründete Chor ist schon oft in der Kapelle aufgetreten. Wie Pfarrerin Elisabeth Brach sagte: „Himmelsbergkapelle und Himmelsbergchörchen – das passt alles zusammen.“ Bemerkenswert ist auch Chorleiterin Giselheid Stein. Sie feuerte den Chor an, machte wilde Gesten und rief so manches Mal: „Und auf geht’s!“ Gebracht hat es was – und wie. Der Chor faszinierte die Zuhörer, ließ sie zwei Stunden lang in Erinnerungen schwelgen und brachte viel Gefühl in die Kapelle, auch dank der guten Liedauswahl. Gesanglich ist der Chor weit von einem Laienchor entfernt – denn es ist selten, dass die Stimmen so gut miteinander verschmelzen und dass die Arrangements so gut harmonieren.

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