Zweibrücken Bild über die Straße gezerrt und zerschrammt

Verschränkte Perspektiven: Gemälde von Artur Mann.
Verschränkte Perspektiven: Gemälde von Artur Mann.

„Weniger ist mehr“ – diesem Motto nähern sich die Prisma-Künstler Bärbel Grub-Hapke, Peter Hudlet, Hermann Weis, Betina Knerr, Artur Mann und Klaus Wingerter in ihrer aktuellen Zweibrücker Ausstellung auf unterschiedliche Weise.

Kompromisslos setzt Klaus Wingerter das Motto um. Wirkten seine Bilder früher oft verspielt und verschnörkelt, was Motive und Farben angeht, ist nun alles reduziert. Sein Relief „Harmonie“ zeigt zwar noch spielerische Grundelemente, doch die Taube, das Hauptmotiv, ist einfach und abstrakt gestaltet, in gedämpften Farben, in Styrodur und Latex auf Sperrholz gearbeitet. Man erkennt den Einfluss des Bauhausstils. Auch Wingerters Szenarium „Nächtliches Mittelalter“ ist ein Relief: ein Stadtpanorama mit Tor und Zugbrücke. Einzelne Elemente treten dabei aus der Bildfläche hervor und verleihen der Arbeit einen dreidimensionalen Charakter. Eine entfernte Ähnlichkeit zu Scherenschnitten zeigt Wingerters „Golfer“. Aus der Distanz betrachtet, erinnert die Gestalt an einen Bären. Kommt man näher, werden menschliche Umrisse offenbar. Der Golfer schwebt etwas über dem Boden, sein Blick ist nach oben gerichtet in eine bunte, schemenhaft angedeutete Wolkenkuckuckslandschaft. Eine Donald-Trump-Karikatur? Vielleicht. Experimentell sind die Bilder von Hermann Weis und Betina Knerr. Hermann Weis präsentiert abstrakte Landschaften von unglaublicher Kraft und Dynamik. In farblich abgesetzten Schichten in Schwarz, Ocker, Fahlorange und Weiß ist „Flirrender Äther“ gearbeitet. Weis hat Acryl auf Bitumen aufgetragen, das Bild über die Straße gezerrt und zerschrammt. Die zahllosen dünnen Linien, die nun das Bild durchziehen, versprühen eine rasante Bewegung Sie wirken wie die Visualisierung der drahtlosen Kommunikation – Momentaufnahme einer technischen Sequenz. Die mikroskopischen Feinstrukturen von Zell-Landschaften, die Welt hinter dem vordergründig Sichtbaren sind das Thema von Betina Knerr. Ihre Arbeiten sind abstrakt, ausschließlich in Schwarz und Weiß gehalten. Schwere und Leichtigkeit verbinden sich bruchlos und organisch. Die fragmentierten Momentaufnahmen sich ständig verändernder Prozesse scheinen für einen Augenblick still zu stehen, herangezoomt, bevor sie wieder chamäleonartig ihre Gestalt verändern. Es ist eine Bewegung im Fluss, die Knerrs Serie visualisiert. Artur Mann hebt in „Dorf Landscape“ die individuelle Wahrnehmung hervor. Das wird durch unzählige Perspektivwechsel deutlich, die in spielerischer Form die Landschaft zersplittern und so ein Kaleidoskop entstehen lassen, einen Blick durch eine Laterna magica. Das Bild „Hauptwege und Nebenwege“ umreißt in Aufsicht eine ländliche Gegend mit ihren Parzellen im Hochsommer. Die Aquarell-Optik mit ihren durchscheinenden Farben verleiht der Arbeit eine frappierende Lebendigkeit. Neue Wege hat auch Peter Hudlet eingeschlagen. Neben seinen Skulpturen präsentiert er erstmals Bilder. Und experimentiert mit dem Material: Für seine Serie von quadratischen Wüstenszenarien mit Dünenlandschaften hat er Sand mit Acryl gemischt und in Aquarelltechnik koloriert. Die Form der Farbe bildet hier die Struktur aus, die mehr oder weniger feste Konsistenz des Materials erinnert an Lavastein, aber auch an körnige Felsformationen, die durch Lichtreflexe modelliert werden. Bärbel Grub-Hapke stellt ihre Serie „Madeira Spring“ vor, die die Farbenfreude der Natur in abstrakt-flächigen Arbeiten umsetzt. Vor allem eine ganz in leuchtendem Weiß und Pink gehaltene Landschaft überrascht durch die ausgeprägte Tiefenperspektive, die sich bei näherem Betrachten aus der zunächst flächig scheinenden Arbeit herauskristallisiert. Eine andere Serie zeigt in Momentaufnahmen die Lavawelt von Lanzarote, durch die aufgebrochene Gesteinswelt schlängeln sich düstere Pfade. Einen krassen Kontrast dazu bildet „Arktis“, das die durch Tauprozesse auseinanderbrechenden Gletscherwelten in einer ausgeprägten Längsperspektive zeigt, fragmentiert und zersplittert, eine Welt im Wandel. Ausstellung „Weniger ist mehr“: Werke der Prisma-Künstler Raymond David, Bärbel Grub-Hapke, Peter Hudlet, Betina Knerr, Artur Mann und Hermann Weis. Zweibrücken, Prisma-Galerie, Lammstraße 6, bis 8. Juni, Öffnungszeiten: freitags 15 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 13 Uhr.

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