Kreis Südwestpfalz Auch Zweibrücker sagen Hilfe zu

Vorsorge für Krisenfälle: Saarpfalz-Landrat Theophil Gallo sagt, er habe „lieber etwas vorrätig, das ich am Ende nicht brauche,
Vorsorge für Krisenfälle: Saarpfalz-Landrat Theophil Gallo sagt, er habe »lieber etwas vorrätig, das ich am Ende nicht brauche, als dass ich plötzlich etwas brauche, das ich nicht habe.«

Bleibt plötzlich tagelang flächendeckend der Strom weg oder fließt kein Wasser mehr aus den Hähnen, bricht im Handumdrehen ein Großteil auch vieler weiterer Versorgungssysteme zusammen. Um sich auf solch schwere Krisensituationen vorzubereiten, will sich die Verwaltung des Saarpfalz-Kreises von privaten Firmen aus der Region helfen lassen. Zum Beispiel sollen am „Tag X“ Karlsberg-Getränkelaster Gebiete mit Trinkwasser versorgen, deren Leitungen versiegt sind.

„Wir wollen die Bevölkerung nicht in Panik versetzen“, betonte Landrat Theophil Gallo (SPD), als er gestern mit acht regionalen Unternehmen einen Vertrag für die Kooperation im Krisenfall unterzeichnete. „Wir müssen aber unsere Hausaufgaben machen, damit wir einen funktionierenden Alarmplan mit Handlungsabläufen parat haben.“ Und nannte ein Beispiel: „Notstromaggregate geben uns bei größeren Ausfällen Versorgungssicherheit – etwa für die Unikliniken. Aber eben nur für einen begrenzten Zeitraum. Bleibt der Strom weg, kommen Helfer nicht mehr aus ihren elektrischen Eingangstüren raus, und irgendwann funktioniert dann auch kein Telefon mehr.“ Tritt das Undenkbare ein, so der Landrat, sollen überall im Saarpfalz-Kreis die örtlichen Feuerwehr-Gerätehäuser als Anlaufstellen und Informationsbörsen für die Bevölkerung dienen, „Mit ihren Funknetzen sind die Feuerwehren vom Telefon unabhängig – Bürger können dort hinkommen und ihre Notfälle absetzen. Umgekehrt werden die Feuerwachen wichtige Informationen und Verhaltensregeln von den Behörden an die Bevölkerung weitergeben. Oder wer hat heutzutage noch ein herkömmliches Batterie-Radio zuhause stehen?“ Vor etwa vier Jahren hat sich im Homburger Landratsamt ein Krisen-Arbeitskreis gebildet – mit Vertretern von Energie- und Wasserversorgern, von Katastrophenschutz und Gesundheitsamt. Kreisbrandinspekteur Uwe Wagner macht beim zweimal jährlich tagenden Arbeitskreis mit: „Wir haben dort einen Alarmplan erarbeitet. Der wird zum Beispiel dann ausgelöst, wenn ein Stromausfall absehbar länger als zwei Stunden dauern wird und über 10 000 Personen betrifft.“ Nach Ende des Kalten Krieges, sagt Theophil Gallo, habe man in Deutschland viele Katastrophenschutz-Ressourcen für überflüssig gehalten. So wurde 2001 das Bundesamt für Zivilschutz aufgelöst. „Jetzt sind wir es, die für die Infrastruktur sorgen müssen“, sagt der Landrat. Zwar verfüge der Saarpfalz-Kreis über Notfall-Schlafgelegenheiten wie Hallen und Feldbetten: „Das kann aber noch nicht alles sein.“ Uwe Wagner warnt, dass bestimmte Regionen im Saarpfalz-Kreis nach einem Stromausfall relativ frühzeitig auch vom Trinkwasser abgeschnitten seien. Zwar hätten Stadtwerke inzwischen zusätzliche Notstromaggregate angeschafft. „Für die brauchen wir dann aber auch genug Treibstoff“, erklärt der Kreisbrandinspekteur, warum der Kreis die Partnerschaft mit privaten Firmen eingegangen ist. Zu diesen gehört auch ein Unternehmen aus Rheinland-Pfalz: Arno Alt, Geschäftsführer der Zweibrücker Kranfirma W. Mayer, war gestern unter den Unterzeichnern des Vertrags mit dem Saarpfalz-Kreis. Im Krisenfall soll der Betrieb Mobilkrane bereitstellen. Auf Anfrage erläuterte Alt, dass es eine ähnliche Vereinbarung seiner Firma mit der Stadt Zweibrücken oder dem Landkreis Südwestpfalz bislang nicht gebe: „Aber schon seit mein Großvater den Betrieb leitete, sind wir in einem übergeordneten Notfallplan beim Land Rheinland-Pfalz dabei.“ Alt hält die Initiative des Saarpfalz-Kreises, die saarlandweit einzigartig sei, für „sehr lobenswert“; für sich selbst sehe er sie „als gemeinnützige Verpflichtungserklärung“. Uwe Wagner: „In unserem Arbeitskreis haben wir überlegt, welche Firmen beim Umsetzen unseres Notfallplans helfen könnten. Daraufhin sprachen wir die potenziellen Partner an – und alle haben sofort Ja gesagt.“

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