Speyer Zwischen Nahem Osten und Uckermark
Der literarische Frühling bringt frische Farben in die Speyerer Buchhandlungen. Erfolgsautor Frank Schätzing führt drei der vier Bestsellerlisten mit seinem neuen Roman „Breaking News“ an.
Von den Tiefen der Ozeane und den Höhen des Weltalls, die er in „Der Schwarm“ und „Limit“ ergründete, begibt sich Schätzing für „Breaking News“ an einen Dreh- und Angelpunkt der Weltgeschichte: nach Israel und Palästina (wir berichteten ausführlich auf der überregionalen Seite „Bibliothek“ vom 29. März). Dort erschafft er eine politische Verschwörung rund um den israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon. Im Mittelpunkt steht der Krisenjournalist Tom Hagen, dessen Karriere durch seine eigene Gier nach der guten Story Rückschläge erlitten hat. Er hofft, sich mit zugespieltem Material des israelischen inneren Geheimdienstes wieder zurück auf den Erfolgsweg zu befördern: Der israelische Staat und Ministerpräsident Scharon sind von radikalen Gruppierungen bedroht. Doch mit einem Thriller allein gibt Schätzing sich nicht zufrieden: Vielmehr kreuzt er ihn mit einem Generationenroman, anhand dessen er die israelische Staatsgründung aufgreift. Der Autor erzählt die Geschichte der Familie Kahn – die mit der Verschwörung um Scharon verwoben ist - und blickt durch deren Schicksal auf die Entstehung des Staates zurück. Mit historischen Details versucht Schätzing den Lesern die lange Verwurzelung der komplexen Spannungen um Staatsgebiete näherzubringen. Für Fakten, Schicksale und nicht zuletzt Spannung braucht der Autor schon einmal 960 Seiten – das sind trotzdem weniger als in seinen früheren Romanen. „Breaking News“ ist eine rasante, gefährliche Schnitzeljagd durch die Geschichte des Nahen Osten und ein Drahtseilakt zwischen Realität und Fiktion. Nicht nur ins internationale Weltgeschehen Israels entführen die aktuellen Bestsellerlisten, sondern auch in die Provinz der Uckermark. Frisch gekürt von der Leipziger Buchmesse, hat sich Sasa Stanisics Roman „Vor dem Fest“ auch unter den Bestverkauften der Buchhandlungen in Speyer platziert. Die Romanhandlung beschreibt die Tage eines Dorffestes, während derer das Dorf zur Bühne des menschlichen Dramas wird. Mit seinem Roman erfindet Stanisic das Genre der Heimatliteratur neu: Auch wenn seine Veröffentlichung nicht in der eigenen Heimat des Autors spielt, so entspricht sie doch der Gefühlslage, die von einem Heimatroman zu erwarten ist. Stanisic ist in den Biografien seiner Figuren heimisch geworden und betrachtet sie liebevoll, von innen heraus. „Vor dem Fest“ porträtiert ein Dorfleben am Rande der deutschen Moderne. Stanisic erzählt von Fürstenberg – einem Ort, an dem Natur und Zivilisation, Mythos und Geschichte, Vergangenheit und Gegenwart, Leben und Tod verschwimmen. Entsprechend nennt der Schriftsteller sein Metier auch schon einmal „literarische Archäologie“.