Speyer "Zusammenschluss von Tagesmüttern möglich machen"

Sehen Handlungsbedarf: die Tagesmütter Judith Wissemeier (links) und Susanne Holzinger.
Sehen Handlungsbedarf: die Tagesmütter Judith Wissemeier (links) und Susanne Holzinger.

Tagesmütter vom Verein Pro Kindertagespflege Speyer im Gespräch

Frau Holzinger, Frau Wissemeier, Sie haben 2016 mit fünf weiteren Tagesmüttern den Verein Pro Kindertagespflege Speyer gegründet. Was war der Anlass dafür?Wissemeier:

Der Anlass war, dass die Landtagswahl anstand und wir uns vorgenommen haben, auf Landesebene Einfluss zu nehmen. Es ist vom Gesetz her so, dass die Kindertagespflege für unter Dreijährige den Kitas gleichgestellt wurde, es aber nicht so verwirklicht wird. Holzinger: Deshalb haben wir die damaligen Landeskandidaten Reinhard Oelbermann (CDU), Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Grünen) und Walter Feiniler (SPD) zum Kinderschutzbund eingeladen. Damals waren wir noch kein Verbund, sondern nur Einzelpersonen aus Speyer. Spiegels damalige Aussage, dass wir uns zusammenschließen sollten, um eine Stimme zu haben, hat den Ausschlag gegeben. Im Sommer haben wir dann den Verein gegründet. Wie viele Mitglieder hat der Verein zur Zeit? Wissemeier: Zur Zeit sind wir zu elft, suchen aber noch Mitglieder. Holzinger: Dabei ist es egal, ob es Tagesmütter sind oder nicht – jeder, der will, kann uns unterstützen. Was sind die Vorteile der Kindertagespflege? Holzinger: Das familiennahe Betreuen und dass die Gruppen sehr klein sind. Die Bindung zu den Eltern und die Flexibilität. Wissemeier: Wir können die Zeiten abdecken, die Kindergärten nicht abdecken können. Das ist gerade für Leute im Schichtdienst gut. Ganz wichtig finde ich, dass die unter Dreijährigen eine feste Bezugsperson haben. Das ist eigentlich der wichtigste Punkt. Und dass die Eltern sich die Tagespflegeperson angucken und aussuchen können. Beim Kindergarten weiß man nicht, in welche Gruppe das Kind genau kommt. Im vergangenen Jahr kam es zu einem Netzwerktreffen mit 30 rheinland-pfälzischen Tagesmüttern. Was war der Anlass dafür? Holzinger: Der Anlass dazu war, dass wir uns mit dem Bundesverband für Kindertagespflege in Berlin in Verbindung gesetzt haben und uns dort von Heiko Krause Hilfe erbeten haben. Wir haben einen Besuch bei uns vereinbart. Daraufhin hat er vorgeschlagen, dass wir gleich ein Netzwerktreffen daraus machen könnten. Über die Jugendämter wurden dann über ein Schreiben Tagespflegepersonen in ganz Rheinland-Pfalz angesprochen. Was wurde auf dem Treffen beschlossen? Holzinger: Wir haben zunächst Gruppen gebildet, um herauszufinden, was die Tagespflegepersonen wollen und was die Problematiken sind. Dabei haben wir ziemlich schnell festgestellt, dass alle dasselbe wollen. Dann kam die Idee auf, auf Landesebene etwas zu machen und wir haben eine Interessensgemeinschaft gegründet. Wir sind sieben Kernmitglieder. Was sind die Ziele der Interessengemeinschaft Kindertagespflege Rheinland-Pfalz? Wissemeier: Im Bundesgesetz ist eigentlich festgeschrieben, dass die Eltern ein Wunsch- und Wahlrecht haben, was die Betreuung der unter Dreijährigen angeht – entweder Kita oder Tagespflege. Da gibt es in Rheinland-Pfalz mehrere Gründe, warum das nicht funktioniert. Es werden viele Kitas mit Fördermitteln gebaut, was dazu führt, dass die Kita-Plätze besetzt werden und dass die Kommunen vom Land für Kinder in der Kita mehr Geld bekommen. Die Eltern bezahlen für die Zweijährigen in der Kita keinen Beitrag, aber für die Kinder in der Tagespflege schon. Das hat zur Folge, dass die Zweijährigen in die Kitas abgeworben werden, sodass unter Umständen ein sehr schneller Wechsel erfolgen muss. Da wollen wir etwas ändern. Die Kinder kommen mit einem Jahr in die Kindertagespflege, gewöhnen sich ein und müssen mit zwei eine neue Bindung aufbauen. Holzinger: Wichtig wäre, dass ein Zusammenschluss von Tagesmüttern möglich ist. Das geht in Rheinland-Pfalz aber nicht. Wenn man zu zweit betreuen dürfte, wäre auch das Problem mit der Vertretung im Urlaub und im Krankheitsfall gelöst. Ideal wäre es außerdem, wenn jemand unabhängiges für die Kindertagespflegepersonen zuständig wäre. Jetzt sind es die Jugendämter. Sie können in einen Interessenkonflikt zwischen Kommunen und Tagespflegepersonen geraten. Wie wollen Sie diese Ziele umsetzen? Wissemeier: Wir sind jetzt dabei, uns bekannt zu machen. Wir haben erarbeitet, was wir wollen, und möchten nun Werbung für unsere Sache machen, weil wir mehr Mitglieder brauchen, um stärker aufzutreten.

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