Speyer Zurücklehnen, Augen zu und wegträumen

20 Frauen, 20 Gitarren, viel spanische Musik und jede Menge Lyrik – diese ungewöhnliche Kombination hat den Rahmen für einen gelungen „Kunst im Turm“-Freitagabend in der ausverkauften Speyerer Johanneskirche geschaffen.

Die Gitarristas hatten zu ihrem zweiten abendfüllenden Konzert geladen. Und da die Gruppe in Speyer und Umgebung schon viele Freunde und Fans hat, füllten sich die Bänke schnell. Erfreut über so viel Zuspruch begrüßten Pfarrerin Corinna Schauder und Ensemble-Leiterin Jutta Keller die Zuhörer. Auf dem Programm standen temperamentvoll spanische und entspannt folkloristische Stücke. Ergänzt wurden die Instrumentalkompositionen durch Gedichte rund um die Themen Frühling und Liebe, vorgetragen mit viel Witz und Biss von der SWR-Moderatorin Kerstin Bachtler sowie der Schauspielerin und Regisseurin Hedda Brockmeyer. Schon die ersten Stücke luden ein, sich zurückzulehnen: entspannen, Augen zu und wegträumen. Spanische Gitarrenklänge entführten in den Süden, der Raum dabei angenehm in warmes Licht getaucht. Mit Eduard Mörikes „Der Frühling lässt sein blaues Band“ holten Bachtler und Brockmeyer die Zuhörer zurück in die aktuelle Jahreszeit und begannen ihren unterhaltsamen Dialog zwischen Musik und Lyrik. Kurzweilig und hintergründig vorgetragen, mal kabarettistisch, mal mit großem Gefühl streiften sie kreuz und quer durch alle literarischen Epochen. Mit passenden Versen schufen sie anregende Übergänge. So stimmte Paula Dehmels „Lied vom Mond“ auf Kellers Komposition „Luna la Luz“ und Goethes „Willkommen und Abschied“ auf eine Sechsminutenversion von Ravels Boléro ein, bei der sowohl zwei Solistinnen als auch das ganze Ensemble anspruchsvolle Melodieparts meisterten. Überhaupt beachtlich, was die Frauen, meist vor einigen Jahren noch Anfängerinnen in Kellers Gitarrenkursen, musikalisch boten und wie sie in ihrer Mehrstimmigkeit agierten. Die Stücke sind von Keller eigens bearbeitet, arrangiert und teilweise komponiert worden: „Es gibt nicht so viel Notenmaterial für vier- bis fünfstimmige Gitarrenensembles“, erläutert die Gitarristin und Komponistin, die das Ensemble 2008 gegründet und sich damit selbst einen lange gehegten Wunsch erfüllt hat. Die Freude der Gitarristas an dieser Musik und am gemeinsamen Musizieren schwappte bei den Zugaben vollends auf das Publikum über: mit dem tanzbaren „Echar a bailar“ von Keller und einem schwungvollen Song der Gipsy Kings, bei der die Ensembleleiterin selbst zur Gitarre griff, setzten die Musikerinnen einen tollen Schlusspunkt und ernteten dafür begeisterten Applaus.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x