Speyer Zum Tod des Künstlers Wolf Spitzer

Wolf Spitzer und seine Büste von Caroline Fliedner.
Wolf Spitzer und seine Büste von Caroline Fliedner.

Im Alter von 82 Jahren ist am Donnerstag der Speyerer Künstler Wolf Spitzer gestorben. Seine plastischen Werke setzen seit langem Zeichen in der Domstadt.

Bei der Enthüllung seiner Porträtbüste von Alt-Kanzler Helmut Kohl am 3. April im südlichen Domgarten war er noch dabei. Es war damit die letzte zu Lebzeiten des Künstlers Wolf Spitzer im öffentlichen Raum in Speyer aufgestellte Arbeit von ihm. Und sie ist schon jetzt ein Zuschauermagnet, der viele Gäste von nah und fern sowie Einheimische anzieht.

Zahlreiche an exponierten Orten in der Stadt präsentierte Werke von ihm haben in vielen öffentlichen Räumen Akzente gesetzt. Auch hat Wolf Spitzer gerade in den vergangenen Jahren viele seiner Arbeiten an Institutionen in der Stadt übergeben. „Ich möchte meiner Heimatstadt Speyer danken, die mich durch ihre bedeutende kulturelle Vergangenheit inspiriert, ja gespeist hat; ihre große christlich-jüdische Vergangenheit ist ein unerschöpflicher Quell, der vielen meiner Skulpturen den dafür notwendigen Impetus gegeben hat“: Das sagte er vor einigen Jahren anlässlich der Übergabe seiner Werke „Golgatha“ und „Abendmahl“ an die Gemeinde der Gedächtniskirche im Martin-Luther-King-Haus.

Viel ist dokumentiert

Digital und in mehreren prachtvollen Bildbänden hat er zudem sein Schaffen in jüngster Zeit ausführlich dokumentiert. Dieses in doppeltem Sinn gewichtige bibliophile Konvolut hat der Künstler mit Absicht als Medium für Museen und Bibliotheken gedacht. Wolf Spitzer zog mit dieser Veröffentlichung Bilanz seines Schaffens als Bildhauer, das weit über 50 Jahre währte.

Nach schwerer Krankheit ist Wolf Spitzer am Donnerstag im Alter von 82 Jahren gestorben.

Der Künstler wurde am 19. Februar 1940 in Speyer geboren. Von 1961 bis 1964 studierte er Gartenarchitektur, von 1964 bis 1968 war er Student der Werkkunstschule Darmstadt bei Fritz Schwarzbeck und Robert Preyer, danach bis 1971 setzte er sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Fritz Wotruba und Oswald Oberhuber. Seit 1971 lebte er als freischaffender Künstler in seiner Geburtsstadt.

Werke in aller Welt

Zeitweise war er Lehrbeauftragter an der Karlsruher Kunstakademie. Er war Stipendiat der Bundesrepublik Deutschland in der Cité Internationale des Arts Paris, des Ministeriums für Bildung und Kultur Rheinland-Pfalz in der Casa Baldi Olevano bei Rom und er hatte ein Arbeitsstipendium in der Villa Romana Florenz.

Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland zeigten seine Arbeiten – und zahlreiche seiner Großplastiken stehen im öffentlichen Raum, in ganz Deutschland und in aller Welt.

Wolf Spitzer war ein Künstler, der weit über Speyer hinaus wirkte, der aber eben auch seiner Heimat viel geschenkt hat. Im konkreten und im übertragenen Sinn. Das gilt ganz besonders für seine Arbeiten, die sich mit der von in dem zitierten Satz angesprochenen christlich-jüdische Tradition beschäftigen. Gerade die Beschäftigung mit der jüdischen Kultur und Tradition sowie die mahnende Erinnerung an die Schoa waren ihm ganz wichtig. Schon als Student 1969 in Wien hat er dazu Werke geschaffen.

Hommage an das Judentum

In Speyer hat er im Judenhof, der seit Juli Weltkulturerbe ist, die Überdachung der Mikwe geschaffen. Dort stehen auch seine eindrucksvollen Plastiken der Weisen von Speyer: Es sind zwei Hauptwerke des Künstlers.

Spitzer hat auch das Mahnmal für die 1938 zerstörte Synagoge und die Speyerer Opfer der Judenverfolgung in der NS-Zeit geschaffen, das 2020 in der Hellergasse vollendet wurde. „Es war mir ein großes Anliegen, in meiner Heimatstadt Speyer diese Gedenkstätte errichten zu dürfen und jetzt als Gesamtkunstwerk übergeben zu können“, betonte er bei der Übergabe.

Es sind aber nicht nur die großen Arbeiten im öffentlichen Raum, die von der hohen Bedeutung seiner Kunst Zeugnis ablegen. Auch in kleineren, aber nicht minder bewegenden Werke wusste Wolf Spitzer viel künstlerisch zum Ausdruck zu bringen. 2008 zeigte er eine Ausstellung „Totentanz“ und 2015 eine eindringliche Ausstellung zur Passion in der Krypta des Doms. Sieben Miniatur-Bronzebüsten bedeutender Persönlichkeiten waren unter dem Motto „Stationen in Speyer“ im Purrmann-Haus zu sehen – und zum Reformationsjubiläum 2017 gab es die spannende Schau „Köpfe der Reformation“ in der städtischen Galerie.

Große stilistische Vielfalt

Beeindruckend war Wolf Spitzers große stilistische Vielfalt, die für jeden Gegenstand eine eigene künstlerische Sprache fand, und war die geistige Durchdringung und Tiefe bei der Schöpfung seiner ausdrucksvollen Werke. Gerade in ihrer Konzentration der Mittel, auch ihrer im wahrsten Sinn des Wortes aufgewühlten Materialität behandeln seine Arbeiten selbst im Grund fast undarstellbare Gegenstände, wie die Erinnerung an die Schoa, in sehr berührenden künstlerischen Weise.

Wolf Spitzer hat wohl wie kein zweiter Künstler in den vergangenen Jahrzehnten in Speyer prägende Zeichen gesetzt. Sein Werk wird bleiben.

Info

Die Trauerfeier ist am 24. Mai um 10 Uhr auf dem Friedhof in Speyer.

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