Speyer Zum 800. Todestag des Ordensgründers: Geschichte der Dominikaner in Speyer

Auf einem Gemälde von Tizian, ungefähr anno 1565: der heilige Dominikus.
Auf einem Gemälde von Tizian, ungefähr anno 1565: der heilige Dominikus.

Viele Jahre hing im Seitenschiff der St. Ludwigs Kirche in Speyer ein von Schwester Fidelis Stadtmüller (Ordo Praedicatorum, OP) geschaffenes Bild, das die heiligen Thomas von Aquin und Albert den Großen vor dem Hintergrund der ehemaligen Dominikanerkirche in Speyer zeigt. Daran erinnert Pfarrer Mathias Köller vom Bistumsarchiv Speyer in diesem Gastbeitrag.

Die bildliche Darstellung reflektiert das Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen Albert, der auch der Deutsche genannt wurde, und Thomas von Aquin, der in Köln Alberts Vorlesungen hörte und von ihm die für sein weiteres Forschen und Lehren entscheidende Philosophie des Aristoteles kennengelernt habe. Im Bildhintergrund wird die mittelalterliche Speyerer Dominikanerkirche sichtbar, deren Chor ab 1840 zur Priesterseminar- und Konviktskirche verwandt wurde.

Albert war als Bischof von Regensburg Schlichter bei einer Abgrenzung der Rechte zwischen Kloster und Domkapitel beteiligt. Die Dominikaner, die am 6. August den 800. Todestag ihres Stifters, des heiligen Dominikus, begehen, hatten wohl schon früh unter Bischof Konrad von Scharfenberg (1224 geboren) Kontakte nach Speyer. Die Gründung einer festen Niederlassung erfolgte jedoch erst 40 Jahre nach den Franziskanern. Bischof Heinrich II. von Leiningen nahm 1262 die Grundsteinlegung der Kirche vor.

Speyer bedeutender Schulort

Dem Orden, der unter Dominikus’ Nachfolger Jordan von Sachsen einen stürmischen Aufschwung nahm und dem Scharen junger Männer zuliefen, diente die verkehrsgünstig gelegene Reichsstadt häufig als Veranstaltungsort von Kapiteln. Sein geistiger Zuschnitt, dem es auf die rationale Durchdringung des Glaubens ankam und der mit dem Grundsatz „aliis contemplata tradere“ – „anderen Betrachtetes weitergeben“ – der überzeugenden Predigt großen Wert beimaß, fand in Speyer Anklang. In der Stadt mit dem Reichskammergericht wohnte eine große Anzahl hochgebildeter Juristen. Innerhalb der Provinz Teutonia galt Speyer als bedeutender Schulort.

Mehrere Klöster im Bistum

Ein weiteres Aufgabenfeld war die Betreuung des in der früheren Vorstadt Hasenpfuhl angesiedelten Klosters der Dominikanerinnen, das als Kloster der Reuerinnen von dem Stifter Walter von Barth und seiner Ehefrau Edelinde gegründet wurde, aber bald die Regel der Dominikanerinnen annahm. Weitere Dominikanerklöster bestanden im alten Bistum Speyer in Weißenburg und Pforzheim. Ausstrahlung auf im heutigen Bistum Speyer gelegene Orte hatte auch das Wormser Dominikanerkloster. Es besaß Besitz in Kindenheim und Bockenheim. In den 1920er Jahren im ehemaligen Paulusstift neu angesiedelt, versahen die Wormser Dominikaner auch seelsorgliche Dienste im heutigen Bistum Speyer.

Große Anziehungskraft vor allem auf weibliche Angehörige des südwestdeutschen Adels übte Kloster Lambrecht aus, das sich aus einem im 10. Jahrhundert gegründeten Benediktinerkloster entwickelt hatte, das 1244 von Dominikanerinnen besiedelt wurde. Im Jahre 1551 entging es der völligen Säkularisation, indem seine Güter der Universität Heidelberg inkorporiert wurden. Ähnlich starke Anziehungskraft übten die bei Worms gelegenen Dominikanerinnenklöster in Hochheim und Liebenau aus, die sich – vergeblich - der Reformation widersetzten. In Liebenau, das in Einselthum reich begütert war, wurde mit Ruprecht von der Pfalz ein deutscher König erzogen. Im rechtsrheinischen Sprengel des alten Bistums Speyer gab es Klöster der Dominikanerinnen in Pforzheim, Steinheim/Murr und Altburg bei Calw.

Sonderrolle von Kloster St. Magdalena

St. Magdalena in Speyer ist das einzige ununterbrochen seit dem Mittelalter besiedelte Kloster im Bistum. Von ihm sind Gründungen ausgegangen, die in Peru und Brasilien bis heute bestehen. Die 1907 aus ihm entwachsenen Armen Schulschwestern nennen sich seit 1972 Institut St. Dominikus. Ihm gehören Dominikanerinnen bischöflichen Rechtes an. Die von ihnen getragenen Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen sind Teil der Dominikus-Stiftung.

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